Großes Wohnzimmer mit Parkettböden. Wände und Türen sind offenbar frisch gestrichen: Einblick in einen Wohnblock der Birkenalle. Fotos: Ronald Rinklef
So oder ähnlich sehen alle Küchen in allen 700 Wohnungen und Appartements auf dem US-Gelände aus.
Parkartiges Gelände mit viel Grün: Besuchergruppe vor dem ehemaligen Offizierscasino
Im Kommandeursgebäude
Offizierscasino
Wohnung mit Einbauschränken
Vergangene Woche überzeugten sich viele Bamberger von der Qualität der US-Wohnungen. Die Wohnungen in der Birkenallee auf dem ehemaligen US-Gelände (Bild) sind sogar energetisch saniert. Foto: Ronal Rinklef
60-jähriger Baumbestand
Auch Hans-Jörg Luther war überrascht über den guten Zustand der US-Wohnungen.
Blick in die ehemalige Lagardekaserne
Ein Beispiel, wie die meisten Bäder der US-Wohnungen aussehen.
Eingangsbereich der großen Sporthalle
Um die Doppelhalle herum gibt es einen "Jogging Track"
Blick in die denkmalgeschützte Reithalle.
So sieht es heute im früheren US-Hauptquartier aus.
Riesig ist der Anteil der versiegelten Flächen und technischen Gebäude.
300 Menschen sind dem Angebot der "Bima" zu einer Rundtour auf dem Kasernengelände gefolgt. Besonders die Wohnungen haben es den Neugierigen angetan. Die meisten verstehen nicht, dass über einen Abriss spekuliert wird.
Das ältere Pärchen hat sich zu Fuß auf den Rückweg zur Wassermannstraße in Bamberg-Ost gemacht, wo die beiden seit vielen Jahren wohnen. Sie sind sichtlich beeindruckt von dem, was sie dies- und jenseits des Berliner Rings gesehen haben. "Vor allem die Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sind ein Traum. So schöne Wohnungen haben sie für uns nicht gebaut", schwärmt die Dame.
Es war eine ungewöhnliche Rundreise, die an die 300 Menschen am Dienstag unternahmen. Binnen zwei Stunden erkundeten sie mit Bus und zu Fuß das parkartige Gelände, das sie über Jahre hinweg meist nur aus der Perspektive hinter dem Zaun erlebt hatten. Natürlich standen die umstrittenen Wohnungen der Pines- und der Flynn-Area auf dem Programm. Aber auch das Offizierscasino, Reithalle und Kommandeursgebäude in der Lagardekaserne, die große Sporthalle am Berliner Ring und die Weitläufigkeit des Geländes haben beeindruckt.
Dass die Bamberger gerne einmal einen Blick hinter die Absperranlagen werfen würden - das überrascht nicht angesichts der öffentlichen Debatte, die die Neugestaltung eines ganzen Stadtteils ausgelöst hat. Doch mit einem solchen Ansturm hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) nicht gerechnet. Schon lange vor elf Uhr stehen an einem trüben Dezembervormittag die ersten Neugierigen am Tor an der Zollnerstraße. Als pünktlich die Busse um die Ecke kurven, steigt die Spannung. "Wir sind mit 15 bis 20 Mitarbeitern vor Ort und versuchen, Sie so gut wie möglich zu informieren", sagt der auffällig gut gelaunte Jörg Musial, Verkaufsleiter der Bima. Nur zwei Wochen zuvor, am 4. Dezember, hatte die Bundesbehörde die Kaserne von den US-Amerikanern übernommen.
Besucher sind verblüfft
Erster Stopp Lindenallee. Wenige Meter entfernt liegen die Gebäude der Flynn-Area, deren langfristiger Erhalt viele im Rathaus für nicht machbar halten. Die ca. 50 Busfahrgäste betreten über wenige Stufen ein typisches dreigeschossiges Gebäude der US-Housing-Area. Sechs große 90- und 110-Quadratmeter-Wohnungen stehen in diesem Haus leer. Die Verblüffung der Besucher ist spürbar: überall Parkettböden, Einbauküchen, die kaum Gebrauchsspuren zeigen, weiße Wände, die teils neu gestrichen zu sein scheinen; dazu ein riesiges Wohnzimmer, große Bäder und große Fenster, die freilich noch vergittert sind. Das alles beeindruckt die meisten Besucher schwer, die offenbar triste Einheitsappartements erwartet hatten. "Ich bin total begeistert über den Erhaltungsgrad dieser Wohnungen", sagt eine Frau aus Hirschaid. Sie sucht eine bezahlbare Wohnung und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für eine junge Familie ist, in Bamberg fündig zu werden. "Aber hier könnte man ja sofort einziehen."
Hier - oder anderswo. Spätestens beim Besuch in der Pines-Area wird klar, dass Grundriss und Bauart der Wohnungen in den Warner-Barracks meist gleichartig sind, ebenso wie der Zustand. Auch die 60 Ein-Zimmer-Appartements gleich neben dem Offizierscasino würden einem Studenten-Wohnheim alle Ehre machen, "Alles picobello", sagt Peter Makowsky aus der Gartenstadt. Er wünscht sich eine soziale Ausrichtung des neuen Stadtteils. Der 56-jährige Jürgen Gürtler aus Kramersfeld ist an diesem Dienstag um eine Erkenntnis reicher geworden: "Das ist alles viel zu schade zum Abreißen."
Kommentar des Autors: Der Druck ist selbst verschuldet
Äußerlich mag das Kasernengelände wie eine Geisterstadt wirken. Doch hinter den Kulissen tobt ein beispielloser Machtkampf. Es geht um die Frage, wie viele Wohnungen aus dem US-Bestand erhalten werden können, darum, wie teuer Wohnen in Bamberg auch in Zukunft sein soll - und es geht um viele Millionen Euro, die die Stadt nicht ausgeben möchte, weil sie sie bereits verbraten hat.
Dass eine Bundesbehörde 300 Leute in Bussen durch die Kaserne kutschiert, ist ja kein Zufall. Während viele Bamberger nicht verstehen können, dass Wohnungen überflüssig sein sollen, die zum Teil attraktiver sind als jene, die sie selbst bewohnen, gibt es in jeder Stadt natürlich auch Kreise, die kein Interesse an sinkenden Miet- und Kaufpreisen haben.
Deshalb sind gerade die "einfachen Bamberger" und nicht etwa die Stadträte die natürlichen Verbündeten der "Bima" im Kampf um den Erhalt von möglichst vielen Wohnungen und möglichst hohe Einnahmen für den Bund. Konversionsregel: Je mehr Wohnungen erhalten bleiben, desto teurer wird Kauf für die Kommunen.
Wohin die Reise geht, wird der Stadtrat schon bald entscheiden: Man muss hoffen, dass er unterscheiden kann zwischen den Interessen weniger und dem Wohl aller Bürger einer Stadt, die trotz hoher Attraktivität bei der Einwohnerzahl seit Jahrzehnten nur wenig reißt. Mitleid ist in dieser Zwickmühle nicht angebracht. Der Druck, dem die Entscheidungsträger ausgesetzt sind, ist zu einem Gutteil selbst verschuldet. Bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums hat die Stadtspitze unter OB Starke kläglich versagt.
. . . die ihr einst Kinder wart" - so beginnt der Prolog vom Nürnberger Christkindla. In Bamberg aber muss es anders heißen: "Ihr Herren und Frau'n die ihr im Stadtrat höggd, muss euch denn wirklich erst ein Bürgerbegehren mit nachfolgendem Bürgerentscheid auf den richtigen Weg führen???" Na dann: Fröhliche Weihnachten!
wenn: a) die Stadtbau sich um ihre Aufgabe und nicht um Pleite-Turnhallen kümmern würde b) die Kirche ihren leeren Häuser endlich vermieten würde
Warum stellt eigentlich niemand den Domberg und seine Immobilienblase an den Pranger? Nicht einmal für Flüchtlinge geben sie ihren Leerbestand her. Eine Heuchelei ohne Ende
Aber jetzt Wohnungen sogar abreissen ist nur schmutziges Bedienen von Lobbyinteressen. Dabei hat doch die CSU-FDP längst nix mehr zu bestimmen. dache ich
KlaRa
mit der Kündigung gedroht hat...
Ferenc
... hat die Bamberger Stadtspitze auch in anderen Bereichen. Aber - seit wann darf das im FT bzw. auf inFranken.de so deutlich formuliert werden?
redeagle
Die Stadt Bamberg hat kein Geld, diese wirklich schönen Wohnungen zu kaufen. Wohnungssuchende gäbe es in Bamberg sicher genug, aber diese dürfen nicht in diese Wohnungen vermittelt werden, da sonst die Wohnlöcher in der Innenstadt nicht mehr teuer vermietet werden können! Da Bamberg selbst kein Geld hat könnte diese Wohnungen schnell ein Spekulationsobjekt für Investoren werden. Wenn die Wohnungen abgerissen würden, was eine Vernichtung von öffentlichem Eigentum bedeuten, aber das Interesse von Investoren an den Wohnungen würde verschinden, sie aber auf die frei werdenden Flächen beziehen. Nur hätte die Stadt Bamberg sicher noch mehr finanzielle Spielraum, wenn die Stadt mit dem Stadtrat sich nicht drei Protzbrücken geleistet hätte. Zur Erinnerung: Ein Protzbischof musste sein Amt als Diözesanbischof niederlegen!
. . . die ihr einst Kinder wart" - so beginnt der Prolog vom Nürnberger Christkindla. In Bamberg aber muss es anders heißen:
"Ihr Herren und Frau'n die ihr im Stadtrat höggd, muss euch denn wirklich erst ein Bürgerbegehren mit nachfolgendem Bürgerentscheid auf den richtigen Weg führen???"
Na dann: Fröhliche Weihnachten!
wenn:
a) die Stadtbau sich um ihre Aufgabe und nicht um Pleite-Turnhallen kümmern würde
b) die Kirche ihren leeren Häuser endlich vermieten würde
Warum stellt eigentlich niemand den Domberg und seine Immobilienblase an den Pranger? Nicht einmal für Flüchtlinge geben sie ihren Leerbestand her. Eine Heuchelei ohne Ende
Aber jetzt Wohnungen sogar abreissen ist nur schmutziges Bedienen von Lobbyinteressen. Dabei hat doch die CSU-FDP längst nix mehr zu bestimmen. dache ich
mit der Kündigung gedroht hat...
... hat die Bamberger Stadtspitze auch in anderen Bereichen. Aber - seit wann darf das im FT bzw. auf inFranken.de so deutlich formuliert werden?
Die Stadt Bamberg hat kein Geld, diese wirklich schönen Wohnungen zu kaufen. Wohnungssuchende gäbe es in Bamberg sicher genug, aber diese dürfen nicht in diese Wohnungen vermittelt werden, da sonst die Wohnlöcher in der Innenstadt nicht mehr teuer vermietet werden können! Da Bamberg selbst kein Geld hat könnte diese Wohnungen schnell ein Spekulationsobjekt für Investoren werden. Wenn die Wohnungen abgerissen würden, was eine Vernichtung von öffentlichem Eigentum bedeuten, aber das Interesse von Investoren an den Wohnungen würde verschinden, sie aber auf die frei werdenden Flächen beziehen.
Nur hätte die Stadt Bamberg sicher noch mehr finanzielle Spielraum, wenn die Stadt mit dem Stadtrat sich nicht drei Protzbrücken geleistet hätte. Zur Erinnerung: Ein Protzbischof musste sein Amt als Diözesanbischof niederlegen!