Bamberg und Bischberg: Fischart "Furzgrundel" soll sich wieder ansiedeln
Autor: Nadine Wüste, Agentur dpa
Bamberg, Montag, 03. November 2025
Ein ungewöhnlicher Fisch wird in Bayern wieder angesiedelt. Doch ein Konkurrent aus dem Ausland macht ihm das Überleben schwer.
Ein vom Aussterben bedrohter Fisch mit einem eigenwilligen Namen soll in Bayern wieder angesiedelt werden. 200 Schlammpeitzger sind kürzlich in ausgewählten Biotopen und Altwässern des Mains bei Bischberg im Landkreis Bamberg freigelassen worden.
Auch an der Donau gab es laut Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) vor einigen Jahren einen Versuch, das gefährdete Tier erneut heimisch werden zu lassen. Der Schlammpeitzger hat jedoch umgangssprachlich noch einen anderen Namen - und dieser dürfte ganze Grundschulklassen zum Lachen bringen: "Furzgrundel".
"Furzgrundel": Darum hat der Fisch diesen ungewöhnlichen Namen
Das liegt an der besonderen Atmung des Fisches, wie Thomas Speierl, Fischereifachberater des Bezirks Oberfranken, erklärte: Der kleine Fisch besitzt die Fähigkeit der Darmatmung, "bei der Sauerstoff über die Darmschleimhaut aufgenommen und der Rest über den Darm entlassen wird". Deshalb wird der Schlammpeitzger umgangssprachlich auch als "Furzgrundel" bezeichnet.
"Früher war der Schlammpeitzger noch häufig in den Gewässern Nordbayerns zu finden, jetzt ist der Fisch bei uns kaum noch nachweisbar", sagte der oberfränkische Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Vor allem Gewässerausbau, Trockenlegungen und Begradigungen führten zum Verlust der ursprünglichen Lebensräume des bedrohten Fisches, teilte der Bezirk mit.
"Umso wichtiger ist es, die geeigneten Lebensräume für den Schlammpeitzger wiederherzustellen mit entsprechenden Verlandungszonen im Bereich von Altarmen und Altwässern in der Aue, vernetzt durch Grabensysteme", sagte Stephan Kröner, Vorstandschef der Fischerzunft Bischberg, die am Projekt beteiligt ist. Der Schlammpeitzger sieht nicht aus wie ein typischer Fisch: Der Körper ist den Angaben zufolge walzenförmig, seine Farbe ist hellbraun bis gelblich.
Renaturierungsmaßnahmen: Exemplare sollen sich wieder ansiedeln können
In oberfränkischen Gewässern wird er maximal 20 Zentimeter lang. Sein Lebensraum ist der Grund von langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit ausreichend Schlammgrund und vielen Pflanzen. Er kann auch in warmen und sauerstoffarmen Gewässern gut überleben. Bei Bedarf kann er sich bis zu 70 Zentimeter in den Gewässerboden eingraben. Nach LfU-Angaben sind die meisten Lebensräume des Tieres - Gräben, Altwässer und Tümpel - durch Gewässerverbauungen und Trockenlegungen verloren gegangen.
Im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen sind jedoch mancherorts wieder gute Bedingungen entstanden. Das Landesamt hat 2021 in seinen Teichanlagen nachgezüchtete Exemplare in Kooperation mit anderen Experten im Donaugraben unterhalb von Deggendorf angesiedelt - und zwar 4.500 Tiere.