Der öffentliche Druck hat im Rathaus offenbar ein Umdenken bei maßgeblichen Fraktionen bewirkt. Statt von Abriss ist jetzt vom Erhalt möglichst vieler Wohnungen die Rede. Doch Bürger-Block und Freie Wähler fürchten taktische Manöver hinter den Bekundungen.
Ein kurzer Satz des Oberbürgermeisters, aber er könnte weitreichende Folgen für Bamberg haben. Beim Neujahrsempfang hat Andreas Starke (SPD) erstmals von einem größtmöglichen Erhalt der leer stehenden Kasernenwohnungen gesprochen. "Einen Abriss von intaktem Wohnraum soll es nicht geben, insbesondere, wenn sie nachgefragt sind", sagte der OB. Der Satz war die wichtige Ergänzung zum bereits am Freitag bekannt gewordenen Versprechen, dass zumindest die 300 Wohnungen der Pines-Area und des Lindenangers erhalten bleiben sollen.
SPD: Wohnraum nicht zerstören
OB Starke ist nicht allein: Am Montag ließ die SPD-Fraktion mit einem Bekenntnis aufhorchen, das in dieser Klarheit und mit Bezug auf mehr als 300 Wohnungen so bisher noch nicht zu vernehmen war. Sie empfiehlt das Ziel, "möglichst viele intakte und nutzbare Wohneinheiten zu erhalten, in den Rahmenplan aufzunehmen", der im Anschluss an die Wettbewerbsentscheidung aufgestellt wird. Ausdrücklich betont die SPD, dass es über die 300 Wohnungen der Pines-Area und des Lindenangers Bedarf geben könne. "Angesichts der guten Verkehrsanbindung und der guten Bausubstanz ist streng darauf zu achten, dass kein intakter und nutzbarer Wohnraum zerstört wird", heißt es im SPD-Antrag an den OB.
Bürger rufen zum Widerstand auf
Wochenlang hatten maßgebliche Kräfte in der Stadtspitze ganz andere Töne angeschlagen: Der Mantel der Konversion sei zu groß; der erwartete Zuwachs an 5000 Einwohnern reiche nicht aus, um das frei werdende Gelände zu füllen; die (noch vor kurzem bewohnten) Wohnungen seien belastet. Einzig Helmut Müller (CSU) hatte von Anfang an und ohne Einschränkungen erklärt, er sei kategorisch gegen die "Vernichtung von Volkseigentum". Auch jetzt beansprucht er für sich, dass die von OB Starke verwendete Formulierung vergangene Woche erstmals von ihm gebraucht worden sei.
Wer auch immer der Urheber des neuen Leitgedankens ist - der Meinungswandel im Rathaus lässt all jene hoffen, die sich seit Monaten für den Erhalt der gut erhaltenen Kasernenwohnungen stark machen. Ihr Protest hatte zuletzt an Heftigkeit zugenommen, weil durch die sechs Architektenentwürfe immer neue Szenarien des Abbruchs für Bamberg Ost an die Wand gemalt worden waren. In den Foren, unter anderem auf inFranken, war infolge dieser Aussichten zum Widerstand aufgerufen worden.
Tscherner glaubt nicht dran
Was ist vom unvermittelten Umschwenken zu halten? Bürger-Block-Chef Norbert Tscherner freut sich darüber, dass schon die Ankündigung eines möglichen Bürger-Begehrens für Bewegung in der Ablehnungshaltung gesorgt habe. Tscherner begrüßt es, dass durch eine Zweckerklärung die Zukunft von über 300 Wohnungen gesichert werden soll. Gleichzeitig moniert er aber, dass es noch keine konkreten Zusagen für die über 400 Wohnungen der Flynn-Area gebe. Auch das Schicksal von rund 800 Mannschaftswohnungen sei noch völlig offen.
Wird Norbert Tscherner die Bürgermeinung in einer Abstimmung mobilisieren? Der mit Abstand meist gewählte Stadtrat hat sich am Montagabend noch einmal mit seiner Fraktion beraten, um diese Frage und die der richtigen Formulierungen abschließend zu klären. Er fürchtet nach eigener Darstellung, dass der jetzige Gesinnungswandel im Rathaus nur ein taktisches Manöver sein könnte, um die Wogen zu glätten.
Freie Wähler sagen ja, aber...
In diese Richtung zielt auch eine Erklärung der Freien Wähler. Darin kündigt die Fraktion von Dieter Weinsheimer ähnlich wie bereits die Bamberger Linke Liste an, ein Bürgerbegehren von Norbert Tscherner zur Konversion zu unterstützen. "Der Grund für diese Entscheidung ist, dass bisher den Aussagen und Feststellungen der Stadtverwaltung nur wenig Vertrauen entgegengebracht werden kann", sagt Weinsheimer.
Auch die Freien Wähler verfolgen das Ziel, möglichst viele intakte Wohnungen zu erhalten. Ob und in welchem Umfang dieses Ziel erreicht werden kann, hänge aber wesentlich vom Ergebnis der laufenden Untersuchungen zum Zustand ab, vom Ergebnis der Verhandlungen mit dem Bund und davon, wann mit der Vermietung begonnen werden könne. Keinesfalls wollen die Freien Wähler, dass die Stadt allein das Risiko der Vermarktung trage und "auf einem Schuldenberg sitzen bleibt".
Grundsätzlich sprechen sich auch die Grünen für ein Bürgerbegehren aus, allerdings sei der Zeitpunkt verfrüht, wie Ursula Sowa glaubt. Sie sagt, man solle erst die Jury-Entscheidung am 10. Februar abwarten und schlägt vor, statt dessen eine gemeinsame Resolution für den Wohnungserhalt in Bamberg zu beschließen.
Pöhner will "flexible Grünfläche"
Für eine flexible Lösung statt eines "Zement-Beschlussess wie ihn Norbert Tscherner will" spricht sich FDP-Stadtrat Martin Pöhner aus. Er schlägt vor, die 330 Wohnungen, sollten sich keine Mieter oder Käufer finden lassen, mit der Option auf Reaktivierung stillzulegen und im Rahmenplan vorübergehend als potentielle Grünfläche auszuweisen. Dadurch werde nicht gleich der volle Kaufpreis fällig, argumentiert Pöhner. So könnten Millionenbeträge gespart werden, obwohl niemand wisse wie viele Menschen wirklich zuziehen werden.
Da kommt doch die Katze langsam aus dem Sack.
Die Stadt will im Stadtteil Wildensorg 125 neue Baurechte ausweisen; ein riesiges Neubaugebiet soll entstehen.
Wie man in der heutigen Papierausgabe des FT lesen kann, liegen die Quadratmeterpreise derzeit bei 350 Euro und höher. Da ist das Konversionsgelände als "Konkurrenzprodukt" wohl eher nicht zielführend.
Deshalb erst recht muss man dran bleiben und Gebäude- und somit Wohnraumvernichtung auf dem ehemaligen US-Gelände unbedingt verhindern.
Die "hohen Herren" reden immer von "intaktem Wohnraum" .... welche Definition liegt dafür zugrunde? Keiner weiß es!
Und je länger man die Wohnungen unbeheizt leer stehen lässt desto höher ist die Gefahr, dass aus nutzbarem Wohnraum eine in der deren Augen "abrissreife Ruine" wird....
Ich hoffe bei der nächsten Wahl erinnern sich die Bamberger Bürger dann noch..... die Quittung wird deftig werden!
Verarschen lassen sich die Bamberger Bürger nicht gerne!!
Selbst bei uns am Dorf, wo bis September 2014 sehr viele Amerikaner nebst Familien zu Hause waren, stehen mittlerweile Einfamilienhäuser und auch viele Wohnungen leer. Kaltmieten von 1500 Euro, die von den Amis verlangt wurden, sind halt von deutschen Mietern nicht zu erzielen. Und das Kaff hier liegt nicht im Speckgürtel.
Es ist alles eine Sache der Nachfrage und die ist schon jetzt nicht mehr so gegeben. Werden die US-Wohnungen wirklich komplett dem Wohnungsmarkt zugeführt, so wird die Lage für die Vermieter noch unangenehmer.
Ist doch so wie beim Öl zur Zeit - je mehr das da ist, desto mehr sinkt der Preis.
Der Druck auf die Verantwortlichen der Stadt Bamberg darf halt nicht nachlassen. Das Bürgerbegehren sollte auf alle Fälle gestartet werden. Jedes Hintertürchen muss bewacht werden - dann klappt das Ganze.
Das glaubt doch keiner.
Da macht schon die Sparkasse nicht mit,
Wie oft in meinem Berufsleben musste ich den Satz "Was interessiert mich mein dummes Gerede von gestern" hören. Dass keine Wohngebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände der U.S.-Armee abgerissen werden, das sollte man schriftlich belegen. Wir alle wissen aus der Politik, was Worte in Wirklichkeit wert sind.
Was passierte denn, wenn man ein weiteres Gutachten bei bringt, welches belegt, dass viele Wohnungen NICHT intakt sind; ja dann dürften die ja schwups-di-wups doch noch abgerissen werden.
Eine gute Sache hätte ein Erhalt ALLER Wohnungen auf alle Fälle für die orts- und landkreisüblichen Wohnungsmieten. Etliche Wohnungen auf dem Land, besonders im heißbegehrten und völlig überteuerten Speckgürtel der Stadt, in dem der Stadtbus von früh bis spät alle 20 Minuten seine Kunden bedient, also etliche Wohnungen müssten günstiger als bisher angeboten werden.
Wie ich es gestern schon gepostet habe, diese ehemaligen US-Wohngebäude sind garantiert wesentlich besser in Schuss als so manche Mietbruchbude in Stadt und Land.Es müssten viele Vermieter (darunter auch die städtischen Immobilienverscherbler) runter vom hohen Ross, wenn sie nicht für lange Zeit Leerstand erleiden wollen.