Bamberg: Radikale Verkehrswende? Das sagen Bambergs Stadtratsfraktionen zu Greenpeace-Forderungen
Autor: Robert Wagner
Bamberg, Freitag, 19. März 2021
Attraktiv zu bleiben, wird für die Innenstädte nach der Corona-Krise wichtig werden. Dazu gehört auch ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept. Laut Greenpeace fehlt dieses in Bamberg noch - Autos würde zu viel Platz zugestanden. Wie sehen das die Stadtratsfraktionen?
Insgesamt 528 Autos je 1000 Einwohner: Mit dieser PKW-Dichte übertrifft Bamberg laut Greenpeace fränkische Städte wie Nürnberg, Erlangen, Fürth – aber auch München und Berlin. Die Umweltschützer rechnen vor, dass allein die in der Welterbestadt zugelassenen Pkw 408.000m² Stellfläche benötigen – fast die Fläche des Hains. Zudem verweist Greenpeace auf die Kosten des Autoverkehrs: Berücksichtige man externe Kosten wie Produktionskosten oder Unfälle, verursache jeder Pkw 10,80 Cent pro Kilometer. Zum Vergleich: Laut dem Forschungsunternehmen INFRAS kostet jeder Buskilometer 2,97 Cent, jeder Flugkilometer bei Inlandflügen 12,77 Cent.
Gerade die Corona-Pandemie habe laut Greenpeace gezeigt, wie wichtig öffentliche Plätze und Grünflächen für das Wohlbefinden der Menschen seien. Die Umweltschützer fordern deshalb eine Umgestaltung der Bamberger Innenstadt: Von der Umnutzung von (Auto-)Parkflächen, über einen massiven Ausbau des ÖPNV und die Förderung von CarSharing-Angeboten bis hin zu einer stärkeren Beteiligung der Autofahrer an den Kosten über eine Pkw-Maut.
ÖPNV, CarSharing und Pkw-Maut – das sagen Bambergs Stadtratsfraktionen
Wir haben die sieben Fraktionen des Bamberger Stadtrats mit diesen Forderungen konfrontiert und gefragt, wie sie diese bewerten. Wie kann eine zukunftsfähiges Verkehrskonzept für Bamberg aussehen? Denn einerseits müssen die Menschen irgendwie in die Innenstadt gelangen, will man eine „lebendige Stadt“ erhalten. Andererseits ist es gerade auch der private Personennahverkehr, der die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt belastet. Wie kann die Stadt Bamberg in diesem Spannungsfeld vernünftig agieren? Welche Maßnahmen sollte die Stadt hier ergreifen? Lesen Sie außerdem, wie die Fraktionen ein Ladensterben in der Bamberger Innenstadt verhindern wollen.
Fraktion Grünes Bamberg: Bessere Steuerung der Parkplätze
Für die Grünen wird sich das Verkehrskonzept in Bamberg unweigerlich ändern – allein „Kraft der Fakten“, wie es die Fraktion in ihrer Stellungnahme ausdrückt. Denn: Die Bevölkerung wächst, die Stadt aber lässt sich nicht vergrößern. Ziel sei es, dass „alle Bambergerinnen und Bamberger die Innenstadt unkompliziert erreichen können“.
Dabei setzt man vor allem auf eine Intensivierung des ÖPNV: Über einen Regionalen Omnibusbahnhof (ROB) soll die Stadt besser ans Umland angebunden werden, die Taktung müsse gerade an den Randzeiten erhöht werden. Hingegen blicken die Grünen eher skeptisch auf die Idee einer Pkw-Maut: „Dafür ist die Stadt definitiv zu klein“. Mehr Potenzial sieht man in der „Parkraumbewirtschaftung“, also der gezielten Steuerung der vorhandenen Parkplätze. Es sei nicht sinnvoll, dass öffentlicher Raum als wertvolles Gut 23 Stunden am Tag von einem Fahrzeug blockiert werde. In diesem Fall seien dann eventuell auch die Parkgebühren in der Innenstadt zu gering.
Parkplätze sollten demnach, wenn möglich, in Form von Grün- oder Aufenthaltsflächen umgenutzt werden. Denn: „Wenn die Stadt in die Aufenthaltsqualität der Straßen und Plätze in der Innenstadt investiert (Nördliche Promenade, Lange Straße, Kapuzinerstraße) dann steigt […] die Zustimmung der Bevölkerung zu den einzelnen Maßnahmen.“ Initiativen für CarSharing und Lastenräder seien da positive, wenn auch kleine Schritte im Transformationsprozess.
CSU-Fraktion: Privates Auto wichtig
Für die CSU-Fraktion betont Peter Neller die Wichtigkeit des Individualverkehrs. „Gerade die Pandemie hat uns gelehrt, dass auch individuelle Mobilität wichtig und richtig ist“, schreibt die Fraktion in ihrer Stellungnahme.