Bamberg: Krebskranke Mutter muss Corona-Tests bald selbst zahlen - "Vollkatastrophe"
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Donnerstag, 30. Sept. 2021
In Bamberg muss eine krebskranke Mutter fast täglich zur Strahlentherapie - hierfür benötigt sie einen Corona-Test. Weil sie ihre zweite Impfung noch nicht hat, muss sie sich künftig außerhalb testen lassen - und dafür möglicherweise tief in die Tasche greifen.
- Bamberg: Krebskranke Mutter hat Zweitimpfung noch nicht erhalten
- 42-Jährige muss zwei Negativtests pro Woche vorlegen - um zur Therapie zu dürfen
- Sozialstiftung Bamberg schließt Corona-Teststation am Klinikum zum 1. Oktober
- Obwohl Kasse die Kosten übernehmen würde: Schwerkranke Frau muss Tests künftig selbst zahlen
In Bamberg könnten viele schwer kranke Menschen ohne vollständigen Impfschutz künftig vor einem weiteren Problem stehen. Denn das Hygiene Technologie Zentrum (HKT) schließt ab Freitag, 1. Oktober 2021, seine Corona-Teststation am Klinikum am Bruderwald. Gleichzeitig dürfen ambulante Patienten und Patientinnen derzeit nur mit 3G-Zutritt in dem Krankenhaus behandelt werden. Ab dem 11. Oktober müssen sie ihre Tests nicht nur mitbringen - sondern unter Umständen auch noch selbst zahlen.
Bamberg: Mutter schwer an Krebs erkrankt - Impftermin wegen Operation verschoben
Sandra Bozgeyik hat kein leichtes Jahr hinter sich. Im Februar, so erzählt sie inFranken.de, wurde bei ihr die Diagnose Brustkrebs festgestellt. Dann bekam sie zahlreiche Lymphknotentumore im Arm. Die dreifache Mutter und Großmutter von vier Enkelkindern wird seitdem am Klinikum Bamberg der städtischen Sozialstiftung mit einer Strahlentherapie behandelt.
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Bozgeyik müsse als ambulante Patientin fast jeden Tag der Woche in die Klinik. Weil im Bamberger Krankenhaus gemäß den bayerischen Corona-Schutzregeln die 3G-Regeln gelten, sei die Behandlung dort allerdings mit zusätzlichem Aufwand verbunden. "Ich hatte dieses Jahr zwei Operationen", erzählt sie. Die erste Impfung habe sie allerdings erst relativ spät erhalten - am 11. September 2021. "Mein Impftermin war eigentlich einen Tag vor der Operation, aber das wollte ich nicht, weil ich nicht wusste, wie ich reagiere."
Weil sie noch nicht vollgeimpft ist, muss Bozgeyik zweimal die Woche einen negativen Corona-Test vorlegen. "Bisher war das mit der Teststation vor Ort auch immer recht einfach", erzählt sie. Doch ab Freitag, 1. Oktober 2021, wird die Teststation geschlossen - "angeblich, weil nicht viele Testpersonen kommen - aber das stimmt nicht", schildert die 42-Jährige ihre Erfahrungen.
"Viele werden ihre Therapie abbrechen": Patientin warnt vor Ende der Gratis-Tests
Ab dann sind nicht nur Kneipenfans, sondern auch schwer kranke Patienten und Patientinnen also gezwungen, sich an privaten oder behördlichen Centern testen zu lassen, denn: "Selbsttests sind kein gültiger Nachweis", schreibt die Sozialstiftung auf ihrer Website. "Ich verstehe das nicht", sagt Bozgeyik. "Besonders nach einer Bestrahlung oder einer Reha-Behandlung soll man sich ja ausruhen, aber man ist nur noch unterwegs."
Noch mehr Sorgen macht ihr, was passiert, nachdem die Kosten für Corona-Tests ab dem 11. Oktober nicht mehr vom Staat übernommen werden. "Warum macht man das bei kranken Menschen, dass dort noch Geld verlangt wird? Gerade Hartz-IV-Bezieher und Rentner können sich das ja gar nicht leisten. Ich denke, viele werden ihre Therapie abbrechen", vermutet die 42-Jährige. Bozgeyiks Impfung sei auf den 4. Oktober vorgezogen worden - und doch habe auch sie noch 20 Tage Therapie vor sich.