Zeugenberichte hatten ihr in einer vorherigen Sitzung fehlendes Mitgefühl für den Getöteten bescheinigt. Dieser hatte nach der grausamen Tat zwar Autofahrer auf der B470 auf sich aufmerksam machen können, verstarb jedoch später im Universitätsklinikum Erlangen an seiner Verletzung.
Update vom 8. Februar 2022, 12 Uhr: Psychiater spricht Angeklagter volle Schuldfähigkeit zu
Neben einer Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe war am Montag (7. Februar 2022) auch ein psychiatrischer Gutachter geladen, der eine Einschätzung zur Schuldfähigkeit der 19-Jährigen machte.
Dem Gutachter zufolge habe die junge Frau zwar eine Persönlichkeitsstörung, sei aber voll schuldfähig, berichtet der Nordbayerische Kurier. Noch immer stelle sie eine Gefahr für die Allgemeinheit dar.
Nach Jugendstrafrecht wäre die Höchststrafe eine 15-jährige Haft. Falls eine vorbehaltliche Sicherungsverwahrung zur Anwendung kommt, kann aber während der Haft die Gefährlichkeit der Täterin erneut geprüft werden.
Update vom 2. Februar 2022, 15.35 Uhr: Schockierende Aussage von Zeugin zu mutmaßlichem Online-Date-Mord
Bei der Verhandlung am 1. Februar 2022 wurden Zeugen geladen, die das Bild von der nach wie vor schweigenden Angeklagten und Flucht des verletzten Opfers weiter vervollständigten, bestätigt das Landgericht Bamberg gegenüber inFranken.de. Laut dem Nordbayerischen Kurier sei eine Kriminalbeamtin in der Nacht zum 2. Mai 2021 zur Überwachung der Angeklagten im Klinikum Bamberg eingeteilt worden und berichtet von schockierenden Aussagen der Angeklagten. Im Gespräch mit der Beamtin habe die heute 19-Jährige offengelegt, dass sie noch viel mehr geplant habe und es schade fände, wenn sie wegen eines versuchten Mordes ins Gefängnis käme, so der Kurier.
"Sie hat bedauert, dass er noch gelebt hat", habe die Beamtin in der Verhandlung versichert. Als sei es "das Normalste der Welt, jemanden umzubringen", hätten die Sätze der Angeklagten geklungen. Ihr Verteidiger Thomas Drehsen habe diese Aussagen aber zurückgewiesen, so der Kurier. Ein Grund dafür sei, dass seine Mandantin zu dem Zeitpunkt selbst verletzt gewesen sei und unter dem Eindruck von Schmerzmitteln gestanden habe.
Als weiterer Zeuge sei der Autofahrer geladen gewesen, den das verletzte Opfer bei seiner Flucht an der B470 angehalten hatte. "Was am eindrücklichsten hängenblieb, war die Todesangst in seinem Blick“, so seine Schilderung laut Kurier. Nach der Alarmierung des Notrufs habe er mit weiteren angehaltenen Autofahrer*innen Sofortmaßnahmen geleistet. Dennoch war der 39-Jährige fast drei Wochen später an den Folgen seiner Verletzung gestorben.
Update vom 28. Januar 2022, 16.40 Uhr: Angeklagte berichtet in Briefen von Gewaltbeziehung
Zum Prozessauftakt schwieg die 19-Jährige laut Informationen des stellvertretenden Pressereferenten des Landgerichts Christian Pfab. Doch aus der Untersuchungshaft habe sie Briefe an ihre Mutter und Freunde geschrieben, die verlesen wurden, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Sie fordere ihre Mutter darin auf, ihr Bilder von dem Serienmörder Richard Ramirez zu schicken und schildere Details ihrer Vergangenheit. Laut BR soll ihr Ex-Freund sie in ihrer Beziehung "kaputt gemacht" haben. Er habe sie vergewaltigt und bis zum Bewusstseinsverlust gewürgt.
Auch habe sie über Mobbing, Missbrauch und Drogenkonsum geschrieben. Am Dienstag (1. Februar 2022) sollen zwei Zeugen und psychologische Gutachter an der Verhandlung teilnehmen, informiert der BR.
Erstmeldung vom 28. Januar 2022, 12.30 Uhr: Date in Hinterhalt gelockt und mit Messer in Hals gestochen
Als sich die beiden Anfang Mai 2021 verabredeten, soll der Mann laut Landgericht die Angeklagte mit seinem Wagen an ihrer Wohnadresse im Landkreis Forchheim abgeholt haben. Die junge Frau habe mit ihrem Date daraufhin zu einer abgelegenen Hütte fahren wollen. Dies sei nur ein Vorwand gewesen, denn auf einem Feldweg bei Ebermannstadt soll die Angeklagte den Mann veranlasst haben, zu stoppen. Wie das Landgericht Bamberg weiter schildert, soll sie den Mann dann "völlig überraschend" mit einem Messer mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge in den Hals gestochen haben, um ihn wie von Anfang an beabsichtigt zu töten.
Dabei soll der erste Stich bereits die rechte Halsschlagader des Geschädigten getroffen haben. Der Verletzte habe der Frau das Messer noch abnehmen und in Richtung der B470 fliehen können. Wie das Landgericht weiter beschreibt, konnte er dort noch einen Autofahrer auf sich aufmerksam machen, brach dann aber aufgrund seiner lebensbedrohlichen Verletzung zusammen.
"Trotz umgehender intensivmedizinischer Betreuung starb der Geschädigte wenige Stunden später an den unmittelbaren Folgen der Stichverletzung in der Universitätsklinik Erlangen", heißt es abschließend. Die Angeklagte soll ihn als wahlloses Opfer "zielgerichtet in einen Hinterhalt gelockt haben, um einen Menschen zu töten".
Wird die Angeklagte zu mutmaßlichem Mord Angaben vor dem Landgericht Bamberg machen?
Am Freitagmorgen (28. Januar 2022) begann der Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichts Bamberg mit der Verlesung der Anklageschrift. Dazu äußerte sich der stellvertretende Pressesprecher Christian Pfab um 9.45 Uhr: "Die Verhandlung hat begonnen. Wie lange sie heute dauern wird, hängt davon ab, ob die Angeklagte Angaben macht. Das war bis vor einer halben Stunde noch unklar."
Folgetermine sind am 1., 2., 7. und 9. Februar 2022 vorgesehen. Ein Urteil wird voraussichtlich am 9. Februar erwartet. Sollte die junge Frau wegen Mordes verurteilt werden, wäre nach Jugendstrafrecht die längste Freiheitsstrafe zehn Jahre Haft.