Die Krise in der Autobranche verzögert die geplante Erweiterung von Brose an der Breitenau. Doch grundsätzlich hält das Unternehmen an den Ausbauplänen fest.
Massive Umsatzeinbußen, drohender Stellenabbau und unsichere Geschäftsperspektiven: Die aktuellen Sorgen der Autoindustrie scheinen an diesem Tag wie weggewischt im Rathaus. Der Plan, über den die Mitglieder des Bausenats entscheiden, ist nichts weniger als die Grundlage für eine flächenmäßige Verdreifachung des Brose-Verwaltungszentrums an der Breitenau.
Schon mit dem Bau der 2016 eröffneten Firmengebäude hat der Automobilzulieferer ein unternehmerisches und auch architektonisches Zeichen gesetzt. Für die größte Ansiedlung der letzten Jahrzehnte wurde das nördliche Einfallstor Bambergs umgekrempelt: Der einstige Plärrerplatz und die erst in den 90er Jahren gebaute Park- und Ridepalette verschwanden für zwei weitläufige Firmengebäude samt Parkplätzen. Eine Starkstromleitung wurde unter die Erde versenkt, schließlich der Flugplatz mit einem Tower und einer großen Halle ertüchtigt. Insgesamt summierten sich die öffentlich bekannten Leistungen für den Automobilzulieferer auf eine Summe von 11,5 Millionen Euro.
Auch die neuen Brose-Pläne, Bauabschnitt 2 bis 5, verlangen von der Stadt Bamberg einen Kraftakt. Baureferent Thomas Beese spricht von einem Bündel von Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass Brose bei Bedarf zeitnah mit seiner Erweiterung starten kann. Teuerster Einzelposten wird der Neubau der Einmündung der Zeppelinstraße in den Berliner Ring sein - ein Knotenpunkt, der für die erwartete Verkehrsbelastung ertüchtigt werden soll. Über eine Stichstraße, die von der Memmelsdorfer Straße abzweigt, sollen zudem die neuen Firmengebäude im Norden erschlossen werden. Eine dort bestehende Tennishalle wird dafür abgebrochen.
Laut Stadtverwaltung verursacht die Brose-Erweiterung von den nötigen Gutachten bis zur Kampfmittelbeseitigung, vom Straßenbau bis zur Entsiegelung ehemaliger Militärflächen Kosten von sechs Millionen Euro. Einen Teil davon will Brose übernehmen; für einen Teil die Planungskosten in Höhe von 700 000 Euro gibt es bereits eine Zusage.
Weniger kostenintensiv, aber nicht wenig umstritten waren die geplanten Eingriffe, die die Parkplätze und Büroflächen auf dem bisherigen Flugplatzgelände erfordern. So überbaut Brose den streckenweise verrohrten Seebach, der den nördlichen Hauptsmoorwald entwässert und am Rande des Flugplatzes bis zur Zeppelinstraße verläuft. Auch Sandmagerrasenflächen mit artenreicher Flora verschwinden zugunsten des Gewerbebetriebs.
Dennoch zeichnet sich ab, dass das Bebauungsplanverfahren keinen Streit um Wiesenpieper und Co. auslösen wird. So segnete der Stadtrat den Masterplan der Firma Brose einstimmig ab. Sprecher von Franz-Wilhelm Heller (CSU) bis Lucas Büchner (Grünes Bamberg) freuten sich über das Ergebnis der Verhandlungen. Es sei ein Gewinn für alle.
Und auch vom Bund Naturschutz kommt erstmals Zustimmung zu einem Flugplatz-Projekt. Martin Bücker, der noch vor zwei Jahren eine bedrohliche Salami-Taktik von Brose für den Flugplatz beklagt hatte, spricht nun von einem vertretbaren Kompromiss. Unterm Strich sei durch die Pläne für die Natur ein Verbesserung zu verzeichnen. Warum sind die Naturschützer so versöhnlich? Mit der mittlerweile beschlossenen Festlegung auf ein rund 90 Hektar großes Naturschutzgebiet Flugplatz haben Bücker und Co. ein jahrzehntealtes Ziel erreicht. Außerdem wird mit der Verlegung und Sichtbarmachung des zurzeit unterirdisch verlaufenden Seebachs ein Stück verlorene Natur im Bamberger Osten zurückgegeben. "Wo bisher eine tote Rinne war, entsteht ein lebendiger Bach. Schnell werden sich Weidengebüsch und Röhricht ansiedeln", freut sich Bücker.
Auch Brose haben wir zu seinen Plänen befragt. Das Familienunternehmen gibt sich zurückhaltend, lässt aber keinen Zweifel, dass es an den langfristigen Ausbauplänen festhält. "Brose begrüßt die Entscheidung des Bamberger Stadtrats, den Weg für die zukünftige Entwicklung des Familienunternehmens am Standort zu ebnen. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation wird der Ausbau an der Breitenau zeitlich neu bewertet. Das ändert nichts an der langfristigen Planung", teilt Unternehmenssprecher Christian Hößbacher mit.
Erneut Kosten füruns Steuerzahler und was kommt als Einnahmen???
kommt drauf an, wo der firmensitz ist