Bamberg, die Stadt der 76 Brauereien

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23 Brauereien existierten früher allein in Bambergs Königstraße. Geblieben sind die Brauerei Spezial inklusive des Prachtauslegers (rechts) und die Brauerei Fässla genau gegenüber. Fotos: Ronald Rinklef
23 Brauereien existierten früher allein in Bambergs Königstraße. Geblieben sind die Brauerei Spezial inklusive des Prachtauslegers (rechts) und die Brauerei Fässla genau gegenüber.  Fotos: Ronald Rinklef
Gelebte Brautradition in der Bamberger Mahrsbräu: In der Braustube dominiert dunkles Holz (links) und gezapft wird natürlich aus dem Fass (rechts)
Gelebte Brautradition in der Bamberger Mahrsbräu: In der Braustube dominiert dunkles Holz (links) und gezapft wird natürlich aus dem Fass (rechts)
 
 
 

Ohne Bier wäre eine Stadt wie Bamberg nicht denkbar. Bis auf den heutigen Tag gilt das. Und früher war das erst recht so.

Wo gibt es das sonst auf der Welt? Eine Stadt, in der sich in manchen Straßen früher Brauerei an Brauerei reihte. Wo schon 1489 darauf Wert gelegt wurde, dass im Bier "nichts mere dann maltz, hopffen und wasser" zu verwenden sei. Wo der Hopfen innerhalb der Stadtgrenzen angebaut wurde, und die Braugerste aus dem unmittelbaren Umland kam.

Christian Fiedler studierte in Bamberg Geographie, lernte auf Exkursionen auch den Einfluss des Brauwesens auf die Stadtentwicklung kennen.Und da kam bei ihm irgendwann die Idee auf, mit einer Buchveröffentlichung die Basis zu schaffen für eine richtige Bamberger Brauereigeschichte.


Vierte Auflage

Was ihm mit dem jetzt in vierter Auflage vorliegenden Buch über die wahre Hauptstadt des Bieres auch sehr gut gelang. Akribisch genau wird da beschrieben, wo sich im Verlauf der letzten 200 Jahre in Bamberg Braustätten befanden.

Ausgesprochen hilfreich war für den Autor, dass er im Verlauf seiner Archivrecherche auf ein Verzeichnis eines Bierkiesers oder auch Biertesters namens Johann Albert Joseph Seifert gestoßen war. Der hatte im Jahr 1818 ein Verzeichnis mit den Namen aller damals bekannten Bamberger Braustätten veröffentlicht - für Fiedler eine ideale Ausgangsbasis. Neben den alten Adressen fanden sich sogar Angaben über den Bierausstoß jeder Brauerei.

Für die Zeit nach 1818 half ihm die sogenannte "Röttingerkartei" im Archiv der Stadt weiter. Hier waren alle Bamberger Bürger verzeichnet, natürlich auch die Brauerfamilien. Die Nachfahren stellten historisches Bildmaterial zur Verfügung und wussten allerlei Anekdoten aus der Historie vieler heute nicht mehr existierender Braustätten beizutragen.

Damit entstand ein Buch, das mit so mancher Mär aus der Bamberger Brauereigeschichte aufräumt. Statt dessen den Anspruch erhebt, der Wirklichkeit zur Geschichte des Bieres und der vielen Braustätten der Stadt so nahe wie möglich zu kommen.


Zentrum des Hopfenanbaus und-handels

Und mit einigen interessanten Details aufwartet, die auch Kenner der Szene überraschen mögen. Wie etwa der Hinweis, dass Bamberg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch ein Zentrum des Hopfenanbaus und Handels war. Politisch durchaus gewollt. Nach dem Niedergang des Weinbaus zu Beginn dieses Jahrhunderts prägten Hopfengärten die Hänge der Bamberger Bergstadt. Böhmischer Importhopfen konnte durch heimische Ware ersetzt werden. Erst Missernten und steigender Konkurrenzdruck beendeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Hopfenboom.

Mit dem Ersten Weltkrieg gerieten auch die kleinteilig strukturierten Bamberger Brauereien in wirtschaftliche Bedrängnis. Ein gutes Drittel musste aufgeben. Das Brauereisterben setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Aber die Bamberger Biertradition lebt fort. Eine Tradition, die heute noch von neun Brauereien hoch gehalten wird.