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Bamberg: Bäckerei verdoppelt Azubi-Bezahlung - und profitiert selbst erheblich davon


Autor: Ralf Welz

Bamberg, Freitag, 10. März 2023

Die Bamberger Familienbäckerei Matthias Loskarn hat die Ausbildungsvergütung verdoppelt. Die neue Strategie geht offenbar auf. "Die Lage ist jetzt deutlich besser", sagt der Inhaber des rund 85-jährigen Traditionsbetriebs.


  • Bamberg: Bäckerei Matthias Loskarn sucht dringend neue Lehrlinge
  • "Letztes Jahr keine einzige Bewerbung ": Inhaber erklärt schwierige Lage
  • Um Nachwuchs zu gewinnen: Betrieb verdoppelt Ausbildungsvergütung
  • Strategie geht offenbar aus: Bäckermeister schildert "sehr erfreuliche" Entwicklung

Wie viele andere Betriebe in der Branche plagen auch die Bamberger Familienbäckerei Matthias Loskarn Personalprobleme. "Wenn wir keine jungen Menschen nachbekommen, gehen uns die Fachkräfte aus. Das ist meine große Sorge", betonte Inhaber Matthias Loskarn erst vor gut zwei Wochen gegenüber inFranken.de. Um Nachwuchs zu gewinnen, hat der rund 85 Jahre alte Traditionsbetrieb kurzerhand seine Ausbildungsvergütung verdoppelt.

Update vom 10.03.2023: Bäckerei Matthias Loskarn erhält jetzt wieder Bewerbungen

Die erheblich bessere Bezahlung der Auszubildenden trägt offenbar Früchte. "Die Lage ist jetzt deutlich besser", berichtet Matthias Loskarn am Freitag (10. März 2023) im erneuten Gespräch mit inFranken.de. "Ich habe inzwischen Bewerbungen bekommen", sagt der Bäckermeister merklich zufrieden. Für eine Ausbildung in der Backstube haben sich demnach vier Interessenten gemeldet - "zwei Jungs und zwei Mädels". Drei Bewerber gab es zudem für eine Lehre als Konditor. Für die Ausbildung zum Fachverkäufer fand sich immerhin ein Kandidat. 

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Bewerbungen gab es laut Loskarn sowohl von jungen Männern - darunter ein Flüchtling - als auch jungen Frauen. "Es gibt ein paar, die schon 18 sind - was nicht schlecht ist", betont der Inhaber des Bamberger Bäckereibetriebs. Denn nicht-volljährige Lehrlinge dürften aufgrund des Jugendschutzgesetzes nicht schon um 2.30 Uhr nachts mit ihrer Schicht beginnen. "Die kriegen dann leider nicht so viel mit und verpassen so etwas Wichtiges."

"Ich habe vor, mit der Ausbildung im August anzufangen - womöglich auch erst im September." Im Vergleich zu vormals sei die Situation in Hinblick auf künftiges Fachpersonal nun "definitiv" aussichtsreicher. Die Maßnahme der Entgeltverdoppelung hat sich für die 1938 gegründete Bäckerei offensichtlich gelohnt. "Das Ganze ist sehr erfreulich", konstatiert Matthias Loskarn. "Ich bin zuversichtlich, dass wir die Stellen besetzen können."

Erstmeldung vom 22.02.2023: "Aus der Not geboren": Bamberger Bäckerei verdoppelt kurzerhand Azubi-Bezahlung

Bäckereien haben unter dem allgemeinen Fachkräftemangel besonders stark zu leiden. In vielen Betrieben fehlt es sowohl an Bäckern als auch an Verkaufspersonal. Insbesondere der Nachwuchs bereitet vielen Unternehmen große Sorgen. "Das Problem ist natürlich: Wenn wir keine jungen Menschen nachbekommen, gehen uns die Fachkräfte aus", betont Matthias Loskarn von der gleichnamigen Bamberger Bäckerei und Konditorei. "Das ist meine große Sorge." Um Lehrlinge für seinen Familienbetrieb zu gewinnen, hat der Bäckermeister die Ausbildungsvergütung nun kurzerhand verdoppelt. 

Die Bamberger Bäckerei blickt auf eine rund 85-jährige Firmengeschichte zurück. Die Wurzeln des Handwerksbetriebs liegen im Jahr 1938. Inzwischen wird das Familienwerk in dritter Generation fortgeführt. Gemeinsam mit seiner Frau Alexandra ist Matthias Loskarn seit 2001 für die Bäckerei verantwortlich. Wie viele andere Betriebe plagen auch die Loskarns Personalprobleme. Früher habe es viele Nachwuchskräfte ohne Schulabschluss gegeben. "Aber auch die sind nie im Beruf geblieben, weil es nie ein Traumberuf war", berichtet Matthias Loskarn im Gespräch mit inFranken.de.

Bäckerei Matthias Loskarn: So viel verdient ein neuer Azubi

Mittlerweile hat sich die Lage weiter zugespitzt. "Ich habe aktuell einen Bäckerlehrling und zwei Konditorlehrlinge", berichtet Loskarn. "Im Verkauf haben wir niemanden." Die Situation ist demnach schon seit mehreren Jahren nicht gerade rosig. Der traurige Höhepunkt: "Im letzten Jahr habe ich keine einzige Bewerbung bekommen. Das hatte ich so noch nie." Auch die zwei Flüchtlinge, die in der Bäckerei eine Berufsausbildung absolviert hatten, sind anschließend nicht geblieben. 

Um junge Mitarbeiter für die insgesamt vier Bamberger Filialen zu gewinnen, setzt der Geschäftsführer fortan auf einen deutlich höheren finanziellen Anreiz. Wer in der Bäckerei Loskarn Bäcker, Konditor oder Fachverkäufer lernt, erhält künftig deutlich mehr Geld als branchenüblich. "Wir verdoppeln die Ausbildungsvergütung", hält das traditionsreiche Unternehmen im Netz fest. Statt 675 Euro gibt es im ersten Lehrjahr jetzt 1350 Euro. Im zweiten Jahr erhalten die Lehrlinge 1510 Euro anstelle der bisherigen 755 Euro. Im dritten Lehrjahr beträgt die Ausbildungsvergütung 1770 Euro statt 865 Euro.

Die Idee der Entgeltverdoppelung sei ein wenig "aus der Not geboren", erklärt Loskarn. "Vielleicht liegt es ja wirklich am Geld." Der Bäckermeister vermutet aber noch einen anderen Aspekt, der mit dem eklatanten Fachkräftemangel seiner Branche zusammenhängt. "Viele haben auch Angst vor den Arbeitszeiten. Aber so schlimm ist das nicht", sagt der Bäckermeister - und lacht. Laut seiner Schilderung ist das das Ganze augenscheinlich eine Sache der Perspektive. 

Bamberger Traditionsbäckerei hofft auf Fachkräfte: "Brauchen dringend Leute, die qualifiziert sind"

"Momentan fangen wir in der Backstube früh um halb drei an. Bei Auszubildenden ist aber auch denkbar, dass wir sagen: Ihr müsst erst um vier kommen." Wer derart früh in den Tag starte, wisse auf der anderen Seite häufig die damit verbundene Flexibilität zu schätzen. "Wenn man um 11 Uhr Feierabend hat, kann man natürlich problemlos Termine, wie Arztbesuche, wahrnehmen." 

Durch die spürbar bessere Bezahlung der Auszubildenden erhofft sich Loskarn insbesondere Nachwuchskräfte, die den jeweiligen Beruf mit all seinen Facetten von Grund auf erlernen. "Mir geht es wirklich darum: Wir brauchen dringend Leute, die qualifiziert sind", betont der Bäckereiinhaber. "Wer mit einer Maschine arbeitet, muss diese auch bedienen können", gibt er zu bedenken. "Man muss zum Beispiel wissen: Was passiert gerade mit dem Teig." 

Auch das Verkaufspersonal müsse über umfassende Kenntnisse hinsichtlich der Waren verfügen. "Es braucht eine Affinität zu Menschen." Zugleich sei es aber auch wichtig, Fragen zur Ernährung beantworten zu können. "Es ist schon sinnvoll, wenn jemand im Laden steht, der weiß, was er tut", hält Loskarn schmunzelnd fest. "Das Gleiche gilt für die Konditorei." 

Bäckerei und Konditorei sucht Lehrlinge aus - hier könnt ihr euch für eine Ausbildung bewerben

Wer Interesse an einer Ausbildung als Bäcker, Konditor oder Fachverkäufer hat, kann sich direkt an den Geschäftsführer wenden. 

  • Anschrift: Ferdinand-Tietz-Straße 10, 96052 Bamberg
  • Telefon: 0951-48229
  • E-Mail: info@loskarn.de

"Ich wünsche mir, dass ich im August oder September möglichst alle drei Ausbildungsbereiche besetzt habe", sagt Matthias Loskarn, Chef der Bäckerei und Konditorei Loskarn in Bamberg.

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