Bamberg: Beliebte Sitzgelegenheit wird abgebaut - drastische Entscheidung sorgt für viel Diskussion
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Donnerstag, 21. Juli 2022
In Bamberg hat die Sparkasse eine beliebte Sitzgelegenheit in der Innenstadt abmontieren lassen. In dem Durchgang eines gehobenen Wohnviertels sei es immer wieder zu Problemen gekommen, heißt es.
- Bamberg: Sparkasse lässt beliebte Sitzgelegenheit abmontieren
- "Von Anfang an immer wieder Probleme": Anwohner fühlten sich gestört
- Polizei und Wachdienst hätten nicht geholfen - "alle Versuche erfolglos"
- "Armes Bamberg": Drastische Entscheidung löst kontroverse Debatte aus
Das Ende 2018 fertiggestellte Quartier an den Stadtmauern zwischen der Langen Straße und dem ZOB in Bamberg sorgt immer wieder für Aufregung. Dieses Mal ist eine beliebte Sitzgelegenheit, eine begrünte "Insel" mit Rundbank, in der Durchgangsstraße zum Rewe-Markt und dem dortigen Ibis-Hotel der Stein des Anstoßes. Die Sparkasse Bamberg, die Eigentümerin des Viertels, vermietet in bester Innenstadtlage hauptsächlich Mietwohnungen im gehobeneren Segment. Doch anstatt in den Genuss gepflegter Ruhe und Sauberkeit zu kommen, wurde die Anwohnerschaft zunehmend Zeuge feiernder Jugendcliquen.
"Belästigungen von Passanten": Sitzgelegenheit in Bamberg abmontiert - Sparkasse sah keinen Ausweg
Deshalb hat man sich nun für einen Schritt entschieden, der für mächtige Diskussionen sorgt. "Bei der Planung und Gestaltung unseres Quartiers an den Stadtmauern haben wir viel Wert auf eine gute Nutzung des öffentlichen Raums und auf eine hohe Aufenthaltsqualität gelegt", erklärt ein Sprecher der Sparkasse Bamberg gegenüber inFranken.de. Dies sei auch von vielen Menschen "in diesem Sinne angenommen" worden.
Video:
"Allerdings haben sich von Anfang an auch immer wieder Probleme mit Einzelpersonen und Gruppen ergeben, sodass es leider vermehrt zu Sachbeschädigungen und erheblichen Verunreinigungen gekommen ist", so der Sprecher weiter. "Zusätzlich kam es zu Belästigungen von Passanten und Ruhestörungen." Daraufhin war ein Alkoholkonsumverbot in dem Bereich und zusätzlich ein Aufenthaltsverbot nach 22 Uhr eingeführt worden. Denn gerade während der Pandemie hatte sich die Sitzinsel zum beliebten Party-Ausweichpunkt für Jugendliche entwickelt. Die Verbote brachten wenig, sie "wurden regelmäßig nicht eingehalten", so der Sparkassen-Sprecher.
"Alle Versuche von uns, die Situation rund um die Sitzinsel zu verbessern, waren leider erfolglos", heißt es weiter. Weder hätten "die zusätzlichen Begehungen durch die Polizei noch der von uns engagierte Wachdienst" geholfen, die "laufend an die Verursacher der Verunreinigungen, Belästigungen und der Ruhestörungen appellierten". Man hätte die Sitzinsel "gerne weiter vor Ort belassen, da aber alle Bemühungen keinen Erfolg hatten, haben wir sie in der vergangenen Woche, schweren Herzens, abgebaut", so der Sprecher.
"Lasst die Leute doch sitzen": Bank-Abbau am Stadtmauern-Quartier sorgt für heftige Debatte
Das sorgt nicht überall für Begeisterung. "Weil da nachts Leute sitzen, die da nicht sitzen sollen, wird diese schöne Sitzmöglichkeit hinterm Rewe an den Stadtmauern gerade abgerissen", schreibt eine Bambergerin in einer lokalen Facebook-Gruppe. "Bamberg, so wird das nicht funktionieren... Ja, wir brauchen eine Diskussion zur friedlichen Nutzung des öffentlichen Raums für alle", fordert sie. "Wer soll denn da sonst sitzen? Niemand oder wie? Lasst die Leute doch sitzen. Sieht so schön aus", kritisiert eine andere Dame.
"Alles schön und gut, aber jetzt werden sie dann im Beet sitzen. Armes Bamberg", schreibt eine Gaustadterin. Zwiegespalten sieht das Ganze eine Ladenbesitzerin, deren Geschäft ganz in der Nähe liegt. Einerseits gebe es "jede Nacht Müll, Dosen, Flaschen, Kippen, teils zerbrochene Flaschen, Bieselei an den Wänden und 'Haring' an den Schaufenstern." Auch das Gratis-WLAN habe man abschalten müssen. Andererseits werde "meine Mama sich nicht freuen. Mit 82 und Hüft-TEP hat sie die Bank gerne für eine Verschnaufpause genutzt", so die Unternehmerin.