Der Bamberger Reiter: Eine imposante Skulptur, die Besucher in den Bann zieht

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Der Bamberger Reiter blickt in den Dom.
Der Bamberger Reiter blickt in den Dom.
CC0 / Pixabay / ChristophBirken

Der Bamberger Reiter, steinerner Reiter oder auch Domreiter genannt, ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Bambergs. Du findest ihn im Bamberger Dom.

Der Bamberger Reiter ist eine der berühmtesten mittelalterlichen Sandsteinskulpturen Europas, wenn nicht sogar der Welt. Besucher*innen aus der ganzen Welt kommen, um die imposante Reiterstatue im Dom zu besichtigen. Historisch wie künstlerisch ist er von großer Bedeutung. Gleichzeitig weiß man bis heute nicht, wer ihn erschaffen hat und wen er darstellen soll.

Informationen zum Bamberger Reiter

Um den Bamberger Reiter zu besichtigen, besuchst du ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, den Dom. Läufst du von der Innenstadt den Domberg hoch, führen dich viele Treppen zur Adamspforte, dem Haupteingang der Kathedrale. Im Innenraum biegst du gleich rechts ab, Richtung Kaisergrab. Am linken Pfeiler des Ostchors erblickst du schon die Reiterstatue in drei Metern Höhe auf einem verzierten Sockel. Über seinem Kopf hängt ein Baldachin. Bitte beachte, dass eine Besichtigung während des Gottesdienstes nicht möglich ist. Die Öffnungszeiten des Doms variieren je nach Jahreszeit und Tag. 

Die Statue ist lebensgroß und aus mehreren Sandsteinblöcken gefertigt. An der Pferdefigur sieht man, dass das Kunstwerk aus mehreren Teilen besteht. Es lohnt sich, die Mimik des Reiters zu studieren. Er hat den Mund leicht geöffnet, die Stirn etwas gerunzelt und blickt gelassen Richtung Mittelschiff. Mit der rechten Hand hält er den Träger seines Mantels, mit der linken die Zügel. Bemerkenswert ist die detailgetreue Gestaltung der gesamten Statue. Wenn du genau hinschaust, siehst du, dass das Pferd beschlagen ist und Hufeisen trägt.

Vermutlich steht das Bildnis seit den 1230 Jahren unverändert an dieser Stelle. Im Mittelalter waren der Dom und der Reiter bunt bemalt. Die Krone des Reiters war vergoldet, der Mantel rot. Das Pferd war weiß mit braunen Flecken und der Sockel grün. Im Laufe der Zeit wurde der Dom mehrfach umgestaltet. Einmal wegen der Verschmutzung durch Kerzenruß, außerdem wegen wechselnder Epochen, wie z. B. dem Barock. Ludwig I. von Bayern ist verantwortlich für die Purifizierung des Doms. Alle barocken Elemente und Farben wurden entfernt, sodass wir den heutigen Dom ihm zu verdanken haben.

Warum ist der Reiter so berühmt?

Der Künstler, der den Bamberger Reiter erschaffen hat, ist unbekannt. Vermutlich war es ein französischer Bildhauer, denn Mitte der 1220 Jahre waren Arbeiter der Bauhütte aus Reims tätig.

Dazu musst du wissen, dass der Dom, sowie er heute zu besichtigen ist, bereits die dritte Variante der Kathedrale darstellt. Gestiftet von Kaiser Heinrich II., wurde der Dom 1012 geweiht. Bereits 1081 und 1085 zerstörten Großfeuer das Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört. Die Reste wurden abgerissen. In den 1230er Jahren erfolgte der Wiederaufbau und erhielt die jetzige Ausstattung.

Damals kam auch der Bamberger Reiter in den Dom.  Es handelt sich hier um das früheste erhaltene Reiterstandbild nördlich der Alpen. Aus Frankreich sind Reiterstandbilder bereits im 12. Jahrhundert bekannt. Allerdings stehen diese nie in einer Kirche, sondern an Fassaden. Mit seiner Platzierung im Dom ist der Reiter einzigartig in Europa. Am spannendsten ist jedoch das Geheimnis, dass er birgt. Man weiß nicht, wen er darstellen soll. Es gibt dazu viele Interpretationen und Forschungsarbeiten. Einige Deutungsansätze stellen wir im Folgenden vor.

König Stephan von Ungarn

Wen stellt der stolze steinerne Reiter dar? Das Rätsel ist bisher nicht gelöst, doch es gibt dazu viele Theorien. Eine davon lautet, dass der Reiter den bereits 1083 von Papst Gregor IV. heiliggesprochenen König Stephan I. von Ungarn darstellt. König Stephan war der Schwager von Kaiser Heinrich II., der, um die Beziehungen zu Ungarn friedlich zu gestalten, seine Schwester Elisabeth mit ihm vermählte.

Die Legende sagt, dass Stephan bei seinem ersten Besuch in Bamberg noch Heide war und mit dem Pferd in den Dom geritten kam. Das würde die Darstellung als Reiter erklären. Für Stephan spricht außerdem die verwandtschaftliche Beziehung zu Heinrich und Kunigunde. Zudem legt die Darstellung des Reiters mit Krone, beschlagenem Pferd und prächtigem Mantel nahe, dass es sich um einen Fürsten handelt. Der Baldachin über der Statue könnte als Zeichen für die Heiligkeit stehen.

Die Tatsache, dass der Bamberger Reiter kein Schwert besitzt, wird in diesem Zusammenhang so gedeutet, dass wahrer Frieden nur durch Gewaltlosigkeit erreicht werden kann. Allerdings vollzog Stephan die Christianisierung seines Landes durchaus mit Gewalt, trotzdem war er beim Volk beliebt.

Philipp von Schwaben

Ein weiterer Deutungsansatz ordnet den Reiter Philipp von Schwaben zu. Dieser hat eine unglückliche Beziehung zu Bamberg. Am 21. Juni 1208 hielt er sich in Bamberg auf, um der Hochzeit seiner Nichte Beatrix von Burgund und Herzogs Otto IIV. von Meranien beizuwohnen. Am Nachmittag nach der Trauung wurde er in seinen Gemächern von Otto VIII. von Wittelsbach ermordet.

Bei dem Mord gab es keine Zeugen, auch das Motiv ist unklar. Vermutlich hängt es mit der Heiratspolitik Philipps zusammen. Er hatte eine seiner Töchter dem Wittelsbacher versprochen, das Bündnis aber gelöst, als er eine vermeintlich bessere Verbindung fand.

Da er bei seiner Ermordung unbewaffnet war, finden sich Parallelen zum ebenfalls unbewaffneten Bamberger Reiter. Kurioserweise bedeutet sein Vorname Philipp Pferdeliebhaber. In der mittelalterlichen Literatur wird Philipp als blondgelockter Jüngling beschrieben. Die Farbreste, die man an den Haaren des steinernen Reiters fand, sind jedoch schwarz. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass die Statue ihn darstellt. Zudem war er, wie das Magazin Singulart berichtet, sechs Jahre lang mit einem kirchlichen Bann belegt. Das schließt eigentlich ein Denkmal im heiligen Dom aus.

Der Messias aus der Apokalypse

In seinem Buch, König der Könige. Der Reiter in neuer Interpretation, stellt der Historiker Hannes Möhring die Theorie auf, der Bamberger Reiter könnte eine Darstellung des Messias sein, der nach der Apokalypse die Menschheit rettet.

Er bezieht sich dabei auf die Offenbarung des Johannes (Apk: 19,11-16), "Und ich sah den Himmel offen stehen, und siehe, ein weißes Pferd, und der auf ihm sitzt, heißt Treu und Wahr, und in Gerechtigkeit richtet und kämpft er." Der Messias kämpft ohne Schwert, nur durch sein Wort zeigt er seine Macht. Wie der Bamberger Reiter hat er kein Schwert, sondern siegt durch die Übermittlung des Wortes Gottes.

Betrachtet man den historischen Kontext, in dem der Reiter erschaffen wurde, erscheint diese Deutung durchaus plausibel. Die Zeit war geprägt von der Bedrohung durch den Islam und die Kreuzzüge. Die Bevölkerung litt darunter und die Zukunft war ungewiss. Das mag ausgereicht haben, um einen nahenden Weltuntergang zu befürchten.

Fazit

Der Bamberger Reiter ist eine faszinierende Skulptur, zu der bereits viel geforscht wurde. Über die oben erwähnten Deutungsansätze hinaus gibt es noch weitere Theorien. Manche vermuten eine der Heiligen drei Könige oder eine stilisierte Darstellung des Staufergeschlechts. Ziemlich sicher handelt es sich um die Darstellung eines Heiligen. Denn abgesehen von Grabfiguren wurden Reiterstandbilder nie in einem Gotteshaus aufgestellt. Letztendlich ist keine der Interpretationen endgültig nachweisbar. Aber vielleicht macht genau dieses Geheimnis den Reiter so interessant.

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