Aus für die 10.000-Zuschauer-Arena in Bamberg

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Die Bamberger Brose-Arena soll in den kommenden Jahren modernisiert werden. Foto: Ronald Rinklef
Die Bamberger Brose-Arena soll in den kommenden Jahren modernisiert werden. Foto: Ronald Rinklef

Bamberg hat sich von einer größeren Multifunktionshalle verabschiedet. Dennoch muss die Heimat der Basketballer mit Millionen modernisiert werden.

Es war im Sommer vor einem Jahr, als die Idee einer 10.000 Zuschauer fassenden Multifunktionshalle durch die Stadt geisterte: Damals wurde die Projektgruppe "Basketball in der Metropolregion Nürnberg" ins Leben gerufen. Im Fokus des Arbeitsauftrags stand, mit einer größeren Arena die Bamberger Korbjäger dauerhaft konkurrenzfähig in Europa zu machen. Diese Vision war vor allem dem Aufsichtsratschef der Basketball GmbH, Michael Stoschek, vorgeschwebt.

Doch nachdem bereits der neunfache Deutsche Meister Anfang des Jahres davon abgerückt war, wurde der Angriff auf die sportliche Spitze in Europa nun auch von der Stadt final abgeblasen: So verkündete Wirtschaftsreferent Stefan Goller kürzlich den Stadträten im Finanzsenat, dass die Projektgruppe, bestehend aus Vertretern der Stadt und dem Basketballclub, ihre Tätigkeit eingestellt hat. "Es hat keinen Sinn gemacht, die Pläne weiter voranzubringen", erklärte Goller.

So sind entgegen der ursprünglichen Überlegungen offensichtlich weder der Neubau einer 10.000-Zuschauer-Arena noch die Erweiterung der bestehenden Halle realisierbar. Ungeklärt war neben der Standortfrage für eine neue Sport- und Veranstaltungsstätte vor allem die Frage der Finanzierung: Selbst der Umbau der 6500 Sitzplätze umfassenden Brose-Arena hätte einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet.

Somit werden auch die 175.000 Euro verschont, deren Bewilligung im Stadtrat ohnehin heftig umstritten war. Kein Cent sei davon angerührt worden, betonte Goller. Die Gelder fließen in den öffentlichen Haushalt. Die Stadt will als Besitzerin nun die Brose-Arena funktional auf den neuesten Stand bringen, die Kapazität soll beibehalten werden.

Erleichterung bei Fraktionen

Beschleunigt hat die Beerdigung der ambitionierten Hallenpläne auch der Umstand, dass die Bamberger Basketballer inzwischen nicht mehr in der obersten europäischen Liga mit den internationalen Spitzenclubs konkurrieren, sondern sportlich kleinere Brötchen backen.

SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Stieringer sprach im Hinblick auf diese Entwicklung von der "normativen Kraft des Faktischen": Da Bamberg leider nicht mehr erstklassig beim Basketball sei, müsse man nun auch Abstriche bei der Halle machen. Aber: "Wir investieren jetzt in unsere eigene Halle, das ist der große Vorteil." Auch die bestehende Arena sei schließlich wettbewerbsfähig.

Vor allem Dieter Weinsheimer sah seine Bamberger-Allianz-Fraktion bestätigt: "Wir haben schon vor einem Jahr gesagt, dass wir einer 10.000-Zuschauer-Halle nicht zustimmen werden." Es gebe einen Wettbewerb zwischen den Städten, aber man müsse eingestehen, dass Bamberg mit München oder Würzburg nicht mithalten könne. Auf den Basketball bezogen: "Wir waren immer skeptisch, dass wir bei der europäischen Spitze dabei sein müssen."

"Erfreulich" nannte auch Norbert Tscherner (BBB) die Tatsache, dass die neue Halle vom Tisch ist. Er warnte aber auch davor, die Bewohner im Stadtteil Gereuth mit dem Besucherverkehr zur Arena zu sehr zu belasten. Daniela Reinfelder (BuB) mahnte nun dringende Modernisierungen der Brose-Arena an.

Laut Horst Feulner, Geschäftsführer der städtischen Betreibergesellschaft, steht die Halle wirtschaftlich auf stabilen Beinen. "Wir müssen aber den Bestand der Arena nachhaltig sichern, damit wir wettbewerbsfähig bleiben." So müsse der bauliche, technische und funktionale Zustand der Halle laufend verbessert werden. Ein großes Problem: die fehlende Klimaanlage. Derzeit werde die Halle von außen belüftet: "Im Sommer können wir sie nicht kühlen. Das ist für die Aufenthaltsqualität nicht förderlich."

Auch logistische Mängel und zu kleine gastronomische Flächen brachte Feulner beispielhaft hervor. Insgesamt 5,6 Millionen Euro müssen so wohl in den kommenden fünf Jahren investiert werden. Darüber wird der Stadtrat in seinen Haushaltsberatungen noch diskutieren müssen. Die Hallenbetreiber-Gesellschaft braucht dazu die finanzielle Unterstützung der Stadt.

Der laufende Betrieb scheint dagegen gesichert: Die Firma Brose hat für weitere fünf Jahre die Namensrechte der Halle gekauft. Außerdem erwartet Feulner Mehreinnahmen bei der Vermietung an die Bamberger Basketball GmbH und beim Catering.

Allerdings hängt der finanzielle Erfolg auch vom Publikumszuspruch ab: Laut Feulner verläuft die magische Grenze bei 350.000 Zuschauern, gut 30 Basketballspielen und zwischen 100 und 110 anderen Veranstaltungen pro Jahr. Diese Zahlen waren 2017 erreicht worden.

Kommentar von Sebastian Martin:

Zurück zur Vernunft

Eine 10.000-Zuschauer-Halle passt nicht nach Bamberg. Insofern ist die Entscheidung gegen eine Erweiterung oder gar einen Neubau in dieser Dimension absolut richtig. Wie sich gezeigt hat, ist vor allem der internationale Erfolg der Bamberger Basketballer nicht in Stein gemeißelt. Zu unberechenbar ist dazu der moderne Sportzirkus, der stärker denn je am Tropf der Geldgeber hängt.

Insofern ist die Entwicklung jetzt ein Schritt zurück zur Vernunft. Sowohl von Seiten der Verantwortlichen bei Brose Bamberg als auch der Akteure bei der Stadt. Das Konzept mit Sport und Veranstaltungen in der Brose-Arena geht seit der Übernahme der damals insolventen Halle im Jahr 2010 auf. Die Stadt wäre nun ohne Not Gefahr gelaufen, diesen stabilen Wirtschaftsbetrieb aufs Spiel zu setzen.