Leerstehendes Atrium in Bamberg: Wie in einem Horrorfilm
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Freitag, 22. Februar 2019
Kinogänger führt der Weg durch das Bamberger Geisterkaufhaus namens Atrium. Für Cinestar ist die Situation eine Belastung. Der Theaterleiter hofft, dass die positiv klingenden Pläne für das Areal bald umgesetzt werden.
Die menschenleeren Gänge des Atriums spiegeln sich in seinen dunklen Schaufenstern, wie die unheilvolle Parallelwelt in einem Stephen-King-Film. Alles hier wirkt wie aus der Feder des Horrormeisters: Die Rolltreppe steht still. Das Kinderlachen ist verstummt - der Spielzeugladen längst geschlossen. Ein kalter Luftzug weht ganz buchstäblich durch das verlassene Gebäude, als irgendwo eine Tür geöffnet wird. Entfernte Schritte hallen durchs Treppenhaus.
Eine junge Frau beschleunigt ihren Gang und drückt sich das Handy ans Ohr, als sie in Richtung Parkhaus hastet, vorbei an einem ehemaligen Modegeschäft. Das Gesicht eines Mannes blickt ernst von einem zurückgelassenen Werbeplakat, als wüsste er, was sich hinter den schwarzen Vorhängen verbirgt, die den Blick ins Ladeninnere versperren.
Geisterstimmung im ehemaligen Kaufhaus am Bahnhof in Bamberg
Weiter in Richtung der großen Halle, dort wo einst ein Clown seinen Schabernack trieb, wo zwei Wassersäulen in einen Brunnen sprudelten und an Weihnachten der großer Christbaum leuchtete, blockiert eine Stellwand aus Sperrholz den Weg. Sackgasse.
Grüne Tafeln weisen in Richtung Notausgang. Die Toiletten sind verschlossen. Vom Treppenhaus dringt leise Musik herunter. Eine helle Frauenstimme. "Papa don't preach - I'm in trouble deep." Madonna!
Der Stimme folgend sind es ausgerechnet vier Monster, die auf ein Happy End hoffen lassen: ein riesiger Wolf, ein riesiger Gorilla, ein riesiges Krokodil - und ein riesiger Dwayne Johnson. "The Rock" in "Rampage - Big meets bigger".
An der Kinokasse wird klar: Wer hier angekommen ist, kann durchatmen - er hat den gruseligsten Teil des Abends bereits hinter sich gebracht. Egal, für welchen Horrorfilm er Karten kauft.
"Manche Kunden haben schon erzählt, sie hätten sich nicht gewundert, wenn im Atrium in den Gängen von irgendwoher plötzlich ein Zombie aufgetaucht wäre", sagt Sebastian Schöpplein und lacht. Der neue Theaterleiter im Cinestar weiß um die Belastung, die von dem Leerstand ausgeht und bedankt sich bei seinen Kinogängern, "die uns trotz des Leerstandes im Gebäudekomplex insgesamt die Treue gehalten haben".