Bamberg: Anwohner der St-Getreu-Straße dürfen hoffen
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Mittwoch, 27. Februar 2019
Kurz bevor im Bamberger Stadtrat über die umstrittenen Beiträge für die St.-Getreu-Straße beraten wurde, kündigten in München CSU und Freie Wähler eine Gesetzesnovelle an. Das sorgt für Erleichterung und Verwirrung gleichermaßen.
Für Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) ist es ein "großes Tohuwabohu" zu Lasten der Kommunen, Vertreter der Bürgerinitiative St.-Getreu-Straße hatten sich klarere Festlegungen vom Stadtrat erhofft.
Am Ende eines ereignisreichen Nachmittags bleiben noch viele Fragen offen. Eine klare Stadtratsmehrheit (gegen BuB und BBB) hat sich nach leidenschaftlicher Debatte dafür ausgesprochen, dass die Verwaltung die Erschließungsbeitragssatzung überarbeitet und dabei insbesondere von Artikel 13 Absatz 6 des Kommunalabgabengesetzes (KAG) Gebrauch macht. Danach könnte ein Drittel der zu erhebenden Beiträge erlassen werden.
Keine Kompensation?
Das ist freilich weniger als es die Gesetzesnovelle ermöglichen würde, die CSU und Freie Wähler wenige Stunden zuvor in München vorgestellt hatten. Danach sollen Kommunen künftig frei entscheiden, ob sie die "Strebs"-Beiträge noch in voller Höhe erheben, reduzieren oder erlassen. Das solle "Rechtssicherheit im Streit um die Abrechnung von Altstraßen schaffen", also von Straßen, die schon vor 40 oder mehr Jahren errichtet wurden. OB Starke hat allerdings vom Städtetag erfahren, dass dafür dann keine Kompensation für die Kommunen vorgesehen seien.
Baureferent Thomas Beese hatte in seinem Sitzungsvortrag zum einen die Notwendigkeit einer Erschließung der St.-Getreu-Straße untermauert, zum anderen eine bislang sehr ambivalente Haltung von Innenministerium und Staatsregierung beschrieben. "Wir sind bislang davon ausgegangen, dass es kein Ermessen für die Kommune gibt", sagte Starke. "Aber selbst wenn wir es nun haben, hätte das Präjudiz-Wirkung für andere, folgende Fälle." Die endgültige Entscheidung, ob Beiträge erhoben werden, würde ohnehin erst in zwei Jahren gefällt werden.
Helmut Müller (CSU) dankte zum einen Beese für den Hinweis, "dass auch nach 2021 noch Straßen gebaut werden, die man auch noch nach 2050 abrechnen kann". Für Müller müsste in diesem komplizierten Fall abr erst die Rechtslage geklärt werden, denn "maßgeblich ist, was tatsächlich im Gesetz steht".
Dem schloss sich Dieter Weinsheimer (Bamberger Allianz) an und das entspricht auch einem weiteren Punkt des Stadtratsbeschlusses: Das Gremium will die angekündigten Änderungen abwarten und seine Entscheidungen gegebenenfalls entsprechend anpassen.
Verunsicherung bleibt
Heinz Kuntke (SPD) erklärte, ein solches Durcheinander in 30 Jahren Stadtrat noch nicht erlebt zu haben: "Wir dürfen dieses Schwarzer-Peter-Spiel nicht weiterspielen." Auf dem Rücken der Kommunalpolitik würden hier Kämpfe ausgetragen. Er machte jedoch deutlich: "Wenn wir die Beiträge so nicht einfordern müssen, dann wollen wir das auch nicht."