Ankerzentrum: Was ist das eigentlich?
Autor: Redaktion
Bamberg, Mittwoch, 12. Dezember 2018
Der Freistaat Bayern geht in der Asylpolitik in die Offensive: Ministerpräsident Söder möchte Asylverfahren sowie Abschiebungen deutlich beschleunigen. Zentraler Bestandteil der Pläne sind die Ankerzentren. Aber was ist das eigentlich?
Ankerzentrum: Was bedeutet das?
Die Abkürzung "Anker" steht für Ankunft, Entscheidung, Rückführung. In Ankerzentren sollen Asylbewerber zentral untergebracht werden, bis klar ist, wie es für sie weitergeht. Bis zur Entscheidung, ob ein Asylbewerber in Deutschland bleiben darf oder wieder ausreisen muss, soll er dort verbleiben.
- Starttermin für die Ankerzentren in Bayern war der 1. August 2018. Weitere Ankerzentren gibt es bayernweit in Schweinfurt (Unterfranken), Zirndorf (Mittelfranken), Regensburg (Oberpfalz), Manching (Oberbayern) und Donauwörth (Schwaben)
- Zwischen 1000 und 1500 Flüchtlinge sollen in einem Ankerzentrum jeweils zentral untergebracht werden
- Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angekündigt, Asylverfahren und die Beschleunigung von Abschiebungen vorantreiben zu wollen.
- Davon betroffen ist auch eine Aufnahmeeinrichtung in Oberfranken: Die "AEO" in Bamberg, die seit August 2018 den Namen "Ankerzentrum Bamberg" trägt
Alle beteiligten Behörden (BAMF, Jugendamt und Gerichte) sitzen dort unter einem Dach und stehen in engem Kontakt. Ziel jedes Ankerzentrums ist offiziell, dass kein Asylbewerber länger als 18 Monate dort bleiben soll. Die Maximalkapazität beträgt pro Einrichtung 1500 Menschen.
Die Erstaufnahmeeinrichtung im oberfränkischen Bamberg gilt bundesweit als Vorbild bezüglich der behördlichen Zusammenarbeit: Dort sind alle relevanten Behörden unter einem Dach versammelt. Was jedoch keineswegs vorbildlich sein soll, sind die hygienischen Zustände der Gebäude. Badezimmer und Küchen sollen äußerst verdreckt sein. Dies berichten mehrere überregionale Medien, die wohl mit Bewohnern der "AEO" gesprochen haben.
Die Idee hinter den Ankerzentren klingt zunächst vernünftig: Kürzere Wege sollen dafür sorgen, dass die Verfahren künftig schneller ablaufen. Doch Opposition und Flüchtlingshelfer kritisieren die Ankerzentren als „Abschiebelager“ und warnen vor einer Ghettoisierung. „Es ist eine Schande, dass die CSU-geführte Staatsregierung in dieser menschenfeindlichen Weise Wahlkampf auf dem Rücken von Flüchtlingen macht“, so Alexander Thal vom bayerischen Flüchtlingsrat. Die asylpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen Christine Kamm forderte „Integrationsmaßnahmen statt Kasernierung“. Auch in Bamberg kommt es immer wider zu Problemen und gewalttätigen Auseinandersetzungen. Am 11.12.2018 griffen Flüchtlinge im Ankerzentrum Bamberg Sicherheitskräfte und Polizisten mit Pflastersteinen und Metallstangen an. Die Ermittler gehen von einer Tötungsabsicht aus.