Ankerzentrum Bamberg: Warum gibt es dort so viele Polizeieinsätze?
Autor: Ralf Welz
Bamberg, Freitag, 27. August 2021
Im Bamberger Ankerzentrum gibt es regelmäßig Polizeieinsätze. Laut Polizei müssen die Beamten durchschnittlich "ungefähr einmal pro Tag" zur Flüchtlingseinrichtung im Stadtosten ausrücken. Die Anlässe sind unterschiedlicher Natur.
Im Bamberger Ankerzentrum kommt es immer wieder zu Polizeieinsätzen. Erst vor Kurzem ereignete sich eine Auseinandersetzung zwischen einer größeren Menschengruppe. Die Polizei rückte mit mehreren Streifen an - einige Personen wurden vorübergehend festgenommen. Laut Polizeiinspektion Bamberg-Stadt müssen Beamte im Durchschnitt "ungefähr einmal pro Tag" zu einem Einsatz ins Ankerzentrum ausrücken.
"Die Anlässe für polizeiliche Einsätze im Ankerzentrum sind für die Bamberger Ordnungshüter ähnlich vielfältig wie außerhalb der Einrichtung", erklärt Polizeihauptkommissar Holger Düring inFranken.de. Ihm zufolge kommt es neben Ruhestörungen und verbalen Streitigkeiten auch zu Körperverletzungsdelikten unter den Bewohnern und Sachbeschädigungen.
Ankerzentrum Bamberg: 2021 bislang mehr als 333 Polizeieinsätze
Seit September 2015 dient die Einrichtung im Bamberger Osten als Anlaufstelle für Asylbewerber in Oberfranken. Sie bietet Platz für bis zu 3400 Bewohner. Neben den eingangs geschilderten Delikten werde im Ankerzentrum mitunter auch wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz oder verschiedener Eigentumsdelikte polizeilich ermittelt, teilt die Bamberger Polizei mit.
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"Neben diesen, für die Polizei alltäglichen Einsatzsituationen, kommt es im Ankerzentrum im Speziellen zu sogenannten Amtshilfeleistungen durch die Polizei", schildert Hauptkommissar Düring das Aufgabengebiet seiner Einsatzkräfte. Hierbei unterstützten die Beamten regelmäßig die dort ansässige Zentrale Ausländerbehörde der Regierung beim Vollzug ausländerrechtlicher Maßnahmen - etwa die Durchsetzung von "Abschiebungen".
Nach Angaben der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt kam es 2021 bislang insgesamt zu 333 Einsätzen im Ankerzentrum (Stand: 05.08.2021). "Bereinigt man diese Zahlen um die bereits erwähnten Unterstützungseinsätze der Zentralen Ausländerbehörde im Rahmen der Amtshilfe, so lässt sich in der Gesamtschau sagen, dass die Beamten ungefähr einmal pro Tag zu einem Polizeieinsatz ausrücken müssen", konstatiert Düring.
Wohnsituation im Ankerzentrum: Helferin sieht "Ähnlichkeiten mit Ghetto"
Indes entstehen Konflikte unter den Bewohner des Ankerzentrums womöglich schon allein durch die verhältnismäßig engen Wohnverhältnisse. "Die Situation ist dort natürlich sehr spezifisch", sagt Ulrike Tontsch inFranken.de. Sie betreut im Ankerzentrum das sogenannte "Café Willkommen". Das Café wurde vom Bamberger Verein "Freund statt fremd" ins Leben gerufen. Es wird laut eigener Webseite ausnahmslos von ehrenamtlichen Helfern betrieben und finanziert sich demnach aus Spenden.
"Die Wohnverhältnisse im Ankerzentrum sind nicht gerade förderlich", betont Tontsch. Erschwerend hinzu komme, dass die Bewohner ihre Zimmer nicht absperren könnten. Sie plädiert deshalb nicht zuletzt aus diesem Grund für eine dezentrale Unterbringung von Geflüchteten. "Ein paar Nachbarn links, ein paar Nachbarn rechts - dann wäre vieles anders." Das Ankerzentrum habe dagegen "Ähnlichkeiten mit einem Ghetto" - in Hinblick auf Absonderung, Untätigkeit, existenzielle Unsicherheit und ähnliche Aspekte. Zudem sei das Areal mit Stacheldraht eingezäunt.