Seit Anfang Februar häufen sich die Einbrüche. Mit einer speziellen Kampagne will Kripo-Chef Edgar Pfahlmann die Bevölkerung sensibilisieren. Uniformierte Beamten händigen Infobroschüren aus, ein Sicherheitsexperte steht für individuelle Beratungen bereit.
Wenn dieser Tage Thomas Scholz und seine uniformierten Kollegen von der Polizeiinspektion Bamberg- Land bei einem vor der Türe stehen, braucht man keine Angst haben. Keine schlechte Nachricht, vielmehr ein besonderer Service der Polizei lässt die Beamten bei den Bürgern klingeln: Sie sind in Sachen Prävention unterwegs, nach der aktuellen Einbruchserie, die sich seit dem 7. Februar und bis zuletzt 1. März im Bereich zwischen Hallstadt und Unterhaid ereignet hat.
Wie Kripo-Chef Edgar Pfahlmann erklärt, gehe es dabei darum, Nachbarschaft zu sensibilisieren, um damit möglichst weiteren Einbrüchen vorzubeugen. Dass man im Zuge dieser Aktion auch weitere wertvolle Hinweise aus der Bevölkerung erhält, darauf setzt Heike Steinbach, Sachbearbeiterin im Einbruchkommissariat.
Und bei der Aktion sollen die Bürger nicht zuletzt auf den wertvollen Service hingewiesen werden, den ihnen die Polizei in der Gestalt von Kripo-Fachberater Helmut Eßel, der individuelle Beratungen für einzelne Wohnobjekte gibt. "Kostenlos", wie er unterstreicht.
Alle nach dem gleichen Schema Fünf Einbrüche, die sich seit dem 7. Februar und immer nach dem gleichen Schema im Bereich um Hallstadt und westlich davon konzentrierten, waren der Auslöser für die besondere Aktion der Polizei, lässt Edgar Pfahlmann wissen. Die Einbrüche fanden in der Dämmerung und am Wochenende in Einfamilienhäusern statt, so Heike Steinbach. Sie erfolgten stets an der schwer einsehbaren Rückseite der Gebäude und über die Terrassentüren.
Im Bereich des Griffes wurde das Glas eingeschlagen, dann die Tür über den Griff geöffnet oder aufgehebelt, schildern die Beamten das stets gleiche Vorgehen.
Abgesehen hatten der oder die Täter es stets auf Bargeld und Schmuck. Der dabei angerichtete Sachschaden beläuft sich auf gut 20 000 Euro, den Wert der Beute beziffert Kripo-Chef Pfahlmann auf über 45 000 Euro.
Verblüfft zeigt sich Sachbearbeiterin Steinbach darüber, dass in Hallstadt in innerhalb von einer Woche zwei benachbarte Häuser Einbruchsziele waren und die Nachbarn das jeweils gar nicht mitbekommen haben. Dabei kommt einer aufmerksamen Nachbarschaft große Bedeutung zu, unterstreichen die drei Polizeibeamten.
Nun haben sie die Informations- und Präventions-Aktion "Vorsicht! Wachsamer Nachbar. Ganze Sicherheit für unser Viertel" gestartet.
Polizeibeamten- in Uniform (damit sie nicht mit Vertretern und Werbern verwechselt werden) fahren in Bereiche mit Gefährdungspotenzial. Das sind vor allem Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern. Denn hier ist es für die Verbrecher relativ einfach zu ermitteln, ob jemand zu Hause ist, in Mehrfamilienhäusern die Gefahr größer, gestört oder erwischt zu werden. Die Streifenbeamten überreichen Infobroschüren und beantworten Fragen. Freilich nehmen sie gerne auch Hinweise aus der Bevölkerung zu den aktuellen Fällen entgegen.
Diese ereigneten sich konkret im Bereich Am Gründleinsbach in Hallstadt, in Dörfleins am Kreuzberg im Bereich Ziedergraben und in Unterhaid bei der Ringstraße. Wem im genannten Zeitraum fremde Autos und unbekannte Personen aufgefallen sind, der kann seine Beobachtungen gerne unter der Telefonnummer 0951/9129 491 schildern.
Stichwort Beobachtungen: Dazu rät Edgar Pfahlmann generell eine Kamera griffbereit zu deponieren, damit man gleich Aufnahmen von Verdächtigem machen kann. Hilfreich ist es daneben Zettel und Stift bereit liegen zu haben. Generell rät er dazu, die 110 zu wählen, wenn einem etwas verdächtig vorkommt. Eine große Bedeutung kommt ganz speziell der Aufmerksamkeit innerhalb der Nachbarschaft zu. Das auszubauen, ist Ziel der Aktion. Denn ein Einbruch geht oft mit einem Trauma einher.
Wenn bei Einbrüchen manches durch Versicherungen ersetzt wird, so sind die Folgen für die Betroffenen doch weitaus schwerwiegender als materieller Verlust. Heike Steinbach und Helmut Eßel wissen aus ihrer jahre- und jahrzehntelangen Berufserfahrung von den Folgen für Einbruchsopfer: Die eigenen vier Wände sind der Ort, wo man sich wohl und sicher fühlt. Ein Einbruch ist somit auch ein Eindringen in die Intimsphäre.
So verlassen Betroffene nicht selten nach der Tat ihr Haus nicht mehr, aus Angst, es könnte wieder eingebrochen werden. Sie haben Alpträume oder Schlafprobleme.
Beschläge und Zeitschaltuhren Neben einer sensibilisierten Nachbarschaft, so wie sie im Zuge der nun laufenden Aktion entstehen soll, gibt es zusätzlich eine ganze Reihe von praktischen Vorkehrungen, mit denen man sein Haus sicher(er) machen kann. Fachmann dafür ist Helmut Eßel. Er hat einen Riesen-Fundus an Tipps. Simple Vorkehrungen seien etwa von innen aufschraubbare Sicherungen und Fensterbeschläge. Für etwa 400 Euro könne man für ein Mehr an Sicherheit bei der Terrassentür sorgen.
Wenig kostspielig sind auch Zeitschaltuhren, damit von Zeit zu Zeit brennende Lampen den Anschein erwecken, jemand ist zu Hause.
Dagegen stellen Mülltonnen in Fensternähe oder herumstehende Gegenstände wie Schaufeln geradezu eine Einladung an Einbrecher dar.
Gerne kann man mit Eßel einen individuellen Termin ausmachen, bei dem er Gebäude in Augenschein nimmt und dafür spezielle Vorschläge unterbreitet. Man kann ihn aber auch in der Schildstraße besuchen. Dann wird der Maschinenbau-Experte im Schauraum ein Sammelsurium an Sicherungs-Gegenständen zeigen und erläutern. Eßel steht überdies interessierten Gruppen und Vereinen für Infoveranstaltungen zur Verfügung.
Selbstverständlich sichern sich die Beamten auch selbst gegen Einbrecher ab. Ganz simpel durch das doppelte Abschließen der Haustüre am Abend oder bei Verlassen des Hauses - schon wegen der Versicherung. Und am Abend werden gerade im Untergeschoss die Jalousien heruntergelassen.
Ansonsten rät Pfahlmann, generell keine großen Bargeldbeträge und wertvollen Schmuck daheim aufzubewahren. Denn Einbrechern sind die meisten Verstecke geläufig. Besitzt man teure Schmuckstücke legt Pfahlmann nahe, diese zu fotografieren. Dann tut sich im Fall des Einbruchs auch Kollegin Steinbach bei der Ermittlung leichter.
Alle drei Minuten ein Einbruch Wie wichtig Präventionskampagnen wie die aktuelle sind, erklärt Fachmann Eßel anhand von Zahlen: Laut Statstik passiert deutschlandweit alle drei Minuten ein Einbruch. Und: von 2011 auf 2012 stieg die Zahl der Einbruchsdelikte um 9,2 Prozent. Dies sei auf das Zuständigkeitsgebiet der Bamberger Kripo mit Stadt und Landkreis Bamberg sowie Stadt und Landkreis Forchheim übertragbar. Seit Jahresbeginn 2013 wurden hier inklusive der genannten Einbrüche 55 dokumentiert.
"Auch wenn die Präventionskampagne ‚Vorsicht!Wachsamer Nachbar‘ derzeit schwerpunktmäßig in dem Bereich der aktuellen Einbruchserie erfolgt, so bedeutet das nicht, dass man sich überall sonst sicher fühlen kann", warnt Edgar Pfahlmann abschließend. Die Infobroschüre gibt es übrigens auch kostenlos bei der Polizei in der Schildstraße.