"Die evangelische Kirchengemeinde in Hallstadt ist entsetzt", hieß es noch am Sonntag (8. Dezember 2024). Mit einer Unterschriften-Aktion wollte die Gemeinde einem liebgewonnen Mitglied helfen - das scheint funktioniert zu haben.
Der Schock saß tief: Ein liebgewonnenes Mitglied der Kirchengemeinde in Hallstadt sollte nach Eritrea abgeschoben werden. Das vermeldeten die evangelisch-lutherische Johanneskirche Hallstadt und das evangelische Dekanat Bamberg noch am Sonntag (8. Dezember 2024). "Die evangelische Kirchengemeinde in Hallstadt ist entsetzt", wurde in der Mitteilung betont. Tsigehana Teklai sei am Freitag (6. Dezember) in Abschiebehaft genommen worden.
Teklai lebe bereits seit einigen Jahren in Hallstadt und "gehört zur Gemeinde dazu", betonen die Kirchenvertreter. Umso mehr schockiert die Gemeinde die aktuelle Entwicklung. Zumal Teklai nicht alleine ist - ihre 20-jährige Tochter kam mit ihr nach Deutschland und lebe nun in Bamberg. Beide seien "den Menschen in der Johannesgemeinde, seitdem sie [...] 2018 im Kirchenasyl waren, ans Herz gewachsen", heißt es in der Mitteilung.
Update vom 11.12.2024: Abschiebung konnte ausgesetzt werden
Wie eine Sprecherin des Dekanats Bamberg mitteilt, konnte die Abschiebung von Tsigehana Teklai nach Eritrea vorerst aufgeschoben werden. Teklai sei mittlerweile wieder zu Hause, bestätigt die Sprecherin auf Nachfrage von inFranken.de. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass sie Deutschland am morgigen Donnerstag (12. Dezember 2024) verlassen müsse - jetzt habe das Innenministerium die Abschiebung ausgesetzt. Wie es weitergeht, müsse die Härtekommission des Landtags entscheiden, die sich nun mit dem Fall auseinandersetzt.
"Wir haben dadurch etwas Zeit gewonnen", betont die Sprecherin. Dafür haben sich nach Angaben des Dekanats zahlreiche Menschen eingesetzt: Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, humanitäre Bündnisse aus Kirche und Zivilgesellschaft und viele Bekannte von Teklai.
"Der Fall hatte auch außerhalb Bambergs insbesondere deswegen Aufsehen erregt, weil Abschiebungen in die Militärdiktatur Eritrea in der Vergangenheit aus humanitären Gründen so gut wie nie durchgeführt wurden", teilt das Dekanat mit.
Erstmeldung vom 10.12.2024: Evangelische Kirchengemeinde in Hallstadt kämpft um Aufenthaltserlaubnis
Mutter und Tochter haben sich hier ein eigenes Leben aufgebaut: Tochter Arsema habe die Schule abgeschlossen, spreche hervorragend Deutsch und bemühe sich trotz Hindernissen um einen Ausbildungsplatz. Die Mutter sei selbst eritreisch-orthodox, helfe aber dennoch bei Veranstaltungen und Gottesdiensten der evangelischen Kirche. Nach jedem Gottesdienst verteile sie außerdem ihr selbst gebackenes Brot unter den Menschen.
"Es wäre eine große Härte, wenn die beiden Frauen, Mutter und Tochter, nun nach all dem, was sie miteinander erlebt und erlitten haben, auseinandergerissen würden", betonen die Kirchenvertreter. Denn der Weg nach Deutschland sei nicht leicht gewesen. "Frau Teklai hat eine schwierige Geschichte von jahrelanger Flucht vor dem Militärdienst in Eritrea und schwere Gewalterfahrungen im Sudan, in Libyen und Italien hinter sich. Psychisch und körperlich ist sie tief verletzt", heißt es in der Mitteilung.
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