6000 wollen den Erhalt der US-Wohnungen in Bamberg

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Alternative für Asybewerber? Die Freien Wähler schlagen vor, auch die Mannschaftsunterkünfte der Lagardekaserne zu überprüfen.
Alternative für Asybewerber? Die Freien Wähler schlagen vor, auch die Mannschaftsunterkünfte der Lagardekaserne zu überprüfen.
Rund 6000 Unterschriften haben BBB-Stadtrat Norbert Tscherner und seine Mitstreiter in den letzten vier Wochen gesammelt. Ein Teil der Forderungen wird der Stadtrat heute sehr wahrscheinlich zum Grundsatzbeschluss erheben. Unser Bild zeigt Tscherner zusammen mit Josef Kropf vor Häusern der Flynn-Area. Fotos: Ronald Rinklef
Rund 6000 Unterschriften haben BBB-Stadtrat Norbert Tscherner und seine Mitstreiter in den letzten vier Wochen gesammelt. Ein Teil der Forderungen wird der Stadtrat heute sehr wahrscheinlich zum Grundsatzbeschluss erheben. Unser Bild zeigt Tscherner zusammen mit Josef Kropf vor Häusern der Flynn-Area.   Fotos: Ronald Rinklef
 
Viel Platz in der Flynn-Area
Viel Platz in der Flynn-Area
 
Balkone sind bereits angebaut: US-Häuser an der Pödeldorfer Straße.
Balkone sind bereits angebaut: US-Häuser an der Pödeldorfer Straße.
 

Am Freitag will der Konversionssenat einen Grundsatzbeschluss zum Erhalt der US-Wohnungen fällen. Norbert Tscherner hat die erforderliche Mindestzahl an Unterschriften weit übertroffen, will aber weiter sammeln. Die Freien Wähler schlagen unterdessen eine Unterbringung von Asylbewerbern in den Mannschaftsunterkünften vor.

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Es ist nur ein Stapel Papier. Aber er hat Bedeutung für die Zukunft der Stadt. Norbert Tscherner und seine Mitstreiter haben keine vier Wochen gebraucht, um die nötige Mindestzahl an Unterstützern für ein Bürgerbegehren zu erreichen.

Ein eindrucksvolles Votum: 4300 Unterschriften schreibt das Gesetz bei 71 500 Einwohnern vor; über 6000 sind mittlerweile zusammengekommen, mindesten 5250 davon stammen laut Tscherner von stimmberechtigten Bürgern Bambergs. Die Sympathie vieler Menschen für den Erhalt der Wohnungen auf dem US-Gelände ist offenkundig.

Dennoch lässt sich Tscherner mit der Abgabe der Stapel im Rathaus noch Zeit. Er will vorerst noch weiter sammeln. Grund ist der Beschlussantrag für die heutige Sitzung des Konversionssenats, die von den maßgeblichen Fraktionen unterstützt wird. Einem Antrag der SPD-Fraktion folgend soll für den Rahmenplan festgehalten werden, dass möglichst viele Wohnungen planerisch gesichert und dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden - zwei zentrale Punkte der Forderungen Tscherners. Der Stadtrat spricht deshalb von einem Teilerfolg seiner Initiative. Ob das Begehren damit erledigt ist oder ob es tatsächlich zu einem Bürgerentscheid mit Urnengang kommt, will er davon abhängig machen, ob und wie die Forderungen im Rahmenplan Konversion tatsächlich umgesetzt werden. Tscherners Ziel ist es, möglichst alle 740 Familienwohnungen der ehemaligen Kaserne und einen Teil der Mannschaftsunterkünfte vor dem Abbruchbagger zu retten.

Trotz brisanter Zahlen aus einem Schadstoffgutachten stehen die Zeichen dafür nicht schlecht. Immerhin haben sich mittlerweile alle Fraktionen wiederholt zu den Wohnungen bekannt. Und auch die siegreichen Konzepte des Ideen-Wettbewerbs lassen eine großflächige Inwertsetzung der noch vor kurzem bewohnten Häuser als wahrscheinlich erscheinen. Auch Bambergs OB Andreas Starke (SPD) hat Tscherner dazu geraten, noch abzuwarten.
Es sei ein "Zeichen der Vernunft", wenn er damit unnötige Kosten vermeide.

Wegen der grundsätzlichen Einigkeit in der Wohnungsfrage wird es am heutigen Freitag vor allem auf die Details ankommen. So hat die Linke Liste beantragt, den Schutz des Wohnungsbestands auch auf die Mannschaftsunterkünfte auszudehnen, immerhin 1650 an der Zahl. Zudem sollen sie deutlich unter dem üblichen Marktpreis angeboten werden.

SPD-Stadträtin Karin Gottschall lässt mit einem Antrag aufhorchen, dem zufolge die Stadtbau versuchen möge, erste Wohnungen noch heuer anzubieten. Zuletzt war 2016 als frühester Zeitpunkt genannt worden. Auch die GAL-Fraktion macht eine Reihe von Vorschlägen. Demnach soll der Bezug erster Wohnungen zum Juli 2015 festgeschrieben werden, ebenso der Erhalt der beiden US-Sporthallen und des Golfplatzes. Die Fläche vor dem Golfplatz möchten die Grünen für Gewerbe oder als Alternativ-Standort für das neue Gefängnis reserviert wissen und nicht zuletzt den Berliner Ring zur Stadtstraße umwandeln. CSU, SPD und BUB fordern u.a. einen "Businessplan" für die Konversion.

Lauer: Sanierung mit Augenmaß
Von FW-Stadtrat Herbert Lauer kommt der Appell, bei der Sanierung der Wohnungen mit Augenmaß vorzugehen und nicht durch übermäßige Ausstattungswünsche wie etwa Aufzüge oder Balkone den Preis in die Höhe zu treiben.

Nicht zufrieden geben wollen sich die Freien Wähler mit der Aussage der Stadt, dass die Mannschaftsunterkünfte wegen der Erschließung nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet seien. Dieter Weinsheimer hält es angesichts der Asylbewerberzahlen für zwingend, auch über diese Möglichkeit nachzudenken. Aus seiner Sicht sind die Mannschaftsunterkünfte auf dem deutschen Wohnungsmarkt schwieriger unterzubringen als die Familienwohnungen. Für eine provisorische Nutzung durch Flüchtlinge böten sich die Zwei-Zimmer-Appartements an, meint Weinsheimer. In der Wörthstaße befinden sie sich direkt hinterm Kasernenzaun.

Einen solchen Vorschlag hielte auch die Regierung von Oberfranken für überprüfenswert. Doch bisher gibt es noch keine Signale - weder vom Eigentümer, noch von der Stadt, sagt Christoph Reichl auf Anfrage.