Zwei Schülerinnen schmeißen die Station

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Lea und Johanna sind zwei von 15 Schülern der Krankenpflegeschule am St. Elisabeth, die gemeinsam zehn Tage lang eine Station leiten dürfen. Dabei haben sie alle Hände voll zu tun.

Behutsam stülpt sich Lea ihre lila Arbeitsschuhe über. Johann May wartet schon auf seine Infusion. Er ist seit über einer Woche Patient auf der Kardiologie. Da kennt man sich inzwischen. Gut gelaunt plaudert Lea drauf los und hält mit ihm ein kurzes Pläuschchen. Die Lösung in der Flasche beginnt gleichmäßig zu tropfen.

Lea Schüller nimmt sich Zeit für ihre Patienten. Genauso wie Johanna Schüler (die Schülerin heißt wirklich so). Sie misst in der Zwischenzeit die Vitalfunktionen: Blutdruck, Puls und Temperatur. May freut sich über die Gesellschaft der jungen, angehenden Krankenschwestern. Und das beruht auf Gegenseitigkeit: "Es ist schön, für die Patienten der Ansprechpartner zu sein", schwärmen Lea (21) und Johanna (20).

Zehn Tage lang leiten die beiden mit 13 weiteren Krankenpflegeschülern zusammen die Kardiologie. Am Anfang war alles noch etwas ungewohnt. Und hektisch. Inzwischen behalten die beiden Maßbacherinnen einen kühlen Kopf und haben den Dreh raus. "Wir würden das gerne noch länger machen", sagt Lea. Johanna nickt zustimmend. Auch sie ist von der Projektwoche begeistert: "Man lernt, selbstständig zu arbeiten."

Ein bisschen Angst vor der Verantwortung hatten sie anfangs schon. "Man muss an alles denken und muss schauen, dass man nichts vergisst", meint Lea. Die Arbeit, die sie auf der Station machen, ist zwar nichts Neues, "sonst machen wir das halt aber nicht so gehäuft", erklärt Johanna.

Das Projekt "Schüler leiten eine Station" findet im St.-Elisabeth-Krankenhaus bereits zum achten Mal statt. Schüler am Ende des zweiten Ausbildungsjahres übernehmen alle Arbeiten, die auf einer Station anfallen, von der Organisation bis zur Durchführung der Pflege. "Ziel ist es, die Schüler ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen und Verantwortung zu tragen", erklärt Schulleiter Erhard Bieber. Und das scheint wieder gut zu klappen. "Ich bin sehr zufrieden", ergänzt er.

Ein Praxisleiter hält sich im Hintergrund bereit, falls es doch "mal brennt". Aber nur dann. Außerdem tragen Lea und Johanna ja noch eine Gedächtnisstütze, einen ganz genauen Plan, immer bei sich in der Hosentasche. Wie eine Art To-do-Liste enthält er alles, was sie Tag für Tag erledigen müssen: Tabletten vorbereiten und verabreichen, Patienten waschen, Essen bringen. Das sind längst noch nicht alle Aufgaben. Dazu kommt die ganze Verwaltung: Patientendokumentation, Untersuchungsanforderungen, Aufbereitung der Visite.

Drei Monate lang haben sich die Schüler auf das Projekt vorbereitet. Den Dienstplan haben sie sich selbst erstellt. Sie arbeiten im Schichtbetrieb. Lea und Johanna machen heute die Spätschicht. "Da arbeite ich am liebsten, ich schlafe gerne lang", sagt Lea und lacht. Johanna sieht das anders: "Ich arbeite lieber früh, da hab' ich noch was vom Tag." Doch der Schichtdienst ist kein Wunschkonzert. Und zu tun gibt es sowieso immer was. Bei unserem gemeinsamen Rundgang sind die beiden Frauen jetzt im Lager. Dort gilt es, Verbandszubehör, Bettunterlagen und anderes Material in Schränken zu verstauen.

Bis Samstag haben Lea, Johanna und ihre Mitschüler noch das Kommando. Dann geht es zunächst zurück in die Schule. Jetzt laufen sie aber schon wieder den langen Flur entlang, auf dem Weg zum nächsten Patienten. Der wartet nämlich schon.