Zum Sterben nach Würzburg
Autor: Ellen Mützel
LKR Bad Kissingen, Mittwoch, 08. Juni 2022
Viele kommen nach Bad Kissingen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Doch wenn der Tod naht, ist die Versorgung schwierig: Die Palliativstation ist nicht für alle da, Hospizplätze sind begrenzt und weit entfernt.
Zum Sterben geht's in die Palliativstation, und das ist ja dasselbe, wie ein Hospiz, oder? Nein. Es gibt wichtige Unterschiede zwischen den Angeboten für Schwerstkranke und Sterbende. Antworten gibt Reinhard Höhn, Palliativmediziner und Vorsitzender des Hospizvereins Bad Kissingen. Er berichtet auch über einen großen Mangel an Hospizen im Landkreis und erklärt, woran das liegt.
Palliativ ambulant: Gut aufgestellt
"Palliativ ist alles, was ärztlich geleitet ist. Das gibt es ambulant und stationär", sagt Höhn. Gut aufgestellt ist die ambulante palliative Versorgung. Ein ambulantes, also aufsuchendes Team gibt es zwar nicht mit Sitz in Bad Kissingen, aber zwei Teams aus Schweinfurt versorgen den Landkreis mit: das Palliativteam Mainfranken und Palliativo Main Saale Rhön.
Sie kommen zu den Menschen nach Hause oder ins Pflegeheim. Der Arzt verschreibt, die Krankenkasse zahlt. Aber nicht jeder und jede hat Anspruch auf diese Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV): "Man muss ein schwerkranker Mensch sein mit kurzer Lebenserwartung", weiß Höhn.
Aber: Wer "nur" schwer krank ist, also beispielsweise einen Schlaganfall erlitten hat, bekommt keine Besuche der SAPV-Teams von der Krankenkasse genehmigt.
Palliativstation : Nur zeitlich begrenzt
Die stationäre Palliative Versorgung wäre die Palliativstation. "Das ist eine ärztlich geleitete Abteilung in einem Krankenhaus mit einer bestimmten Verweildauer, im Durchschnitt zwei Wochen", sagt Höhn. Sie hat ähnliche Vorgaben wie die SAPV.
Es gehe darum, den Menschen die Schmerzen zu nehmen, oder gegenzusteuern, wenn sie Luftnot haben oder nicht schlafen können. Sie werden dann nach Hause entlassen, wo sich das SAPV-Team weiterkümmert.
Offiziell ist Bad Neustadt für Kissingen mit zuständig, aber auch in Schweinfurt wäre ein Aufenthalt möglich. Da die Dauer des Aufenthaltes sowieso sehr kurz ist, sieht Höhn hier nicht das größte Problem.