Der Fachkräftemangel ist nicht nur in Handwerk und Gastronomie zu spüren. Auch Darsteller des Bischofs von Myra sind inzwischen immer schwerer zu bekommen.
Alte Männer in roten Mänteln und mit weißem Bart: Nikoläuse, die braven Kindern Geschenke bringen, sind eigentlich nicht wegzudenken. Oder doch? Manche Familien werden wohl heuer ohne den Bischof von Myra auskommen müssen. Denn es gibt immer weniger Menschen, die sich verkleiden und von Haus zu Haus ziehen. Die Augsburger Arbeitsagentur beispielsweise hat derzeit nur noch zehn Nikoläuse zur Verfügung. "Es waren auch schon einmal 15, doch durch berufliche Änderungen, Umzüge sind es weniger geworden", sagt eine Sprecherin gegenüber der Deutschen Presseagentur. "Insofern herrscht auch beim heiligen Mann immer eine Fachkräftenachfrage."
Es geht nichts mehr
Und dabei ist die Augsburger Agentur die letzte in Bayern, die das überhaupt noch macht.Bei den Ehrenamtlichen sieht es nicht viel besser aus. Normalerweise stehen Claudia Nieland, die sich seit 2009 um die Vermittlung für den Kontaktpunkt Bad Kissingen kümmert, 15 Nikoläuse zur Verfügung. Heuer sind es nur acht. Die Folge: Sie kann keine Nikolausbesuch-Wünsche mehr annehmen.
Tanja Neppe, Pressesprecherin bei der Agentur für Arbeit in Schweinfurt, ist ein wenig amüsiert über die Anfrage, ob man dort auch Nikoläuse bekommen kann. "Wir vermitteln nur versicherungspflichtige Arbeit", sagt sie. Es gebe zwar auch ein Börse für 450-Euro-Jobs, aber die sei im Fall des Nikolauses wohl auch nicht relevant. Also bleiben die Ehrenamtlichen. Und da kennt sich Claudia Nieland bestens aus. Früher konnte sie über einen Pool von 15 Nikoläusen verfügen, durch Corona in den vergangenen zwei Jahren waren Angebot und Nachfrage allerdings stark abgeebbt. Wegen Krankheiten und anderer Probleme stehen ihr nun nur noch acht Ehrenamtliche zur Verfügung. Aber die werden ihr bestes geben.
Überfordert werden sollen die ehrenamtlichen Bischofs von Myra allerdings nicht. Ein Besuch in drei Familien in einer Zeit von zwei Stunden - mehr soll den Nikoläusen nicht zugemutet werden. Gut ist, dass nicht alle am 6. Dezember einen Nikolausbesuch wünschen, bei manchen ist er bereits am Vortag willkommen. Ihre Helfer kommen aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen: Ein Pfarrer, ein Ingenieur und ein Richter sind darunter. Geld müssen die Familien nicht für den Besuch zahlen und auch die Nikoläuse bekommen nichts. Spenden werden aber entgegengenommen und gehen zu 100 Prozent an soziale Einrichtungen, diesmal an die Aktion "Versteckte Engel" der Tafel.
Schwierige Suche
Natürlich ist Claudia Nieland immer auf der Suche nach neuen Helfern. Leicht ist das allerdings nicht. "Ich mache immer Werbung, aber ich muss acht bis zehn Leute fragen bis ich einen Nikolaus finde." Um die Ausrüstung brauchen sich Interessenten keine Gedanken machen: "Bischofsstäbe, Mitren, goldene Bücher - ich habe alles da." Wer jetzt Lust bekommen hat, den Bischof von Myra zu mimen, kann sich unter Tel. 0971/60677 bei Claudie Nieland melden. Ein Einsatz wäre sofort möglich, denn für den 10. Dezember wird noch ein Nikolaus gesucht.
Vermittelt werden ausschließlich Nikoläuse (ohne Knecht Ruprecht), Weihnachtsmänner nicht. Die Tradition soll erhalten bleiben. Allerdings hat Claudia Nieland eine Veränderung in den letzten Jahren festgestellt: "Die Geschenke werden immer größer, was kriegen die Kinder dann zu Weihnachten?", fragt sie sich.