Wie Ukraine-Geflüchtete im Landkreis Kissingen verteilt werden

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Geflüchtete aus der Ukraine sind am Freitagnachmittag an der Notunterkunft am Heiligenhof in Bad Kissingen angekommen.
Geflüchtete aus der Ukraine sind am Freitagnachmittag an der Notunterkunft am Heiligenhof in Bad Kissingen angekommen.
Johannes Schlereth
ThomasBold
ThomasBold
 

20 Geflüchtete haben sich zuletzt täglich im Landkreis registriert, seit Freitag werden Notunterkünfte belegt. Wegen steigender Inzidenzen und der Impfpflicht im Gesundheitswesen brauchen Bürger mitunter mehr Geduld.

20 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine waren es in der vergangenen Woche jeden Tag, die ins Landratsamt nach Bad Kissingen gekommen sind, um sich dort zu registrieren. Die Geflüchteten, laut Landratsamt überwiegend Frauen mit Kindern, kamen bislang in Privatwohnungen unter, entweder bei Familienmitgliedern und Freunden, oder bei Menschen, die freie Zimmer oder Wohungen zur Verfügung stellen.

Am Freitagnachmittag hat der Landkreis damit begonnen, Notunterkünfte zu belegen. Der erste Bus mit rund 50 Ukrainern kam am Freitagnachmittag an der Jugendherberge und Bildungsstätte Heiligenhof in Bad Kissingen an. "Das ganze hat eine unglaubliche Dynamik bekommen", sagt Landrat Thomas Bold (CSU).

200 Privatwohungen zur Unterbringung gemeldet

Dass bis Ende März fünf bis zehn Millionen Menschen vor Putins Bomben aus der Ukraine fliehen werden, hält er für ein realistisches Szenario. Er geht davon aus, dass mit jedem Tag der vergeht, auch mehr Menschen den Landkreis erreichen. Die Menschen werden auf Privatwohnungen, Notunterkünfte sowie dezentrale Unterkünfte verteilt.

200 Privatwohnungen sind dem Landkreis bislang (Stand: Freitag, 11. März) zur Unterbringung gemeldet worden. "Dafür sind wir sehr dankbar. Dort kann die Integration am besten gelingen", meint Bold. Die Flüchtlinge sind dort wie in einem Mietverhältnis untergebracht.

Gemeinschaftsunterkünfte bereits belegt, Notunterkünfte werden geschaffen

Da die Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung von Unterfranken bereits seit Anfang vergangener Woche belegt sind, hat der Landkreis begonnen, Notunterkünfte einzurichten: Neben dem Heiligenhof in Bad Kissingen gibt es Kapazitäten im ehemaligen Berufsbildungszentrum BBZ Münnerstadt, im Bürgerspital Hammelburg, sowie im Seniorenhaus Euerdorf, das die Carl-von-Heß-Sozialstiftung Ende Januar vorübergehend geschlossen hatte.

Ab dieser Woche mietet der Landkreis wie schon während der Fluchtkrise 2015 dezentrale Unterkünfte an. Bold betont, dass die Notunterkünfte nicht auf eine längere Dauer ausgelegt sind. Im Moment gelte es aber, die ankommenden Menschen so schnell es geht, zu erfassen und unterzubringen.

Spenden und Dolmetscher werden gebraucht

Der Landrat bedankt sich für die große Hilfsbereitschaft. Es werden weiterhin Spenden und Wohnungen benötigt, auch Menschen mit entsprechenden Sprachkenntnissen werden zum Dolmetschen gebraucht. Weitere Infos dazu finden Sie auf der Homepage www.landkreis-badkissingen.de unter dem Stichwort Ukraine-Hilfe.

Mehrere Abteilungen des Landratsamts - etwa Bau-, Jugend-, Sozial- und Ausländeramt - sind bei der akuten Bewältigung stark eingebunden. Bold bittet um Verständnis, falls es für Bürger an der einen oder anderen Stellen länger dauert. "Wir müssen hausintern umschichten. Das führt dazu, dass es in der Bearbeitung Engpässe gibt", sagt er.

Großteil im Gesundheitsamt hat Kontaktverfolgung zur Aufgabe

Der Ukraine-Krieg, die zuletzt wieder steigenden Corona-Inzidenzen und die Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ab Mittwoch (siehe ) seien eine Belastungsprobe für die Mitarbeiter der Behörde. Die Coronakrise habe den Arbeitsdruck in allen Abteilungen erhöht.

Auch wenn im Gesundheitsamt während der Coronakrise massiv Personal aufgebaut wurde (inzwischen sind es 73 Mitarbeiter, vorher waren es 18): Die meisten seien mit der Kontaktnachverfolgung gebunden. Der Betrieb von Impfzentrum und PCR-Teststrecke und die übrigen Pandemieaufgabe müssten oft nebenher mit gestemmt werden und schlagen so bei vielen Kollegen im Amt direkt und indirekt durch.

Krankenstand hoch: "Krieg macht Durchschnaufen unmöglich"

Laut Bold ist der Krankenstand in den Pandemiejahren 2020 und 2021 spürbar höher: Verglichen mit 2019 war jeder Mitarbeiter im Schnitt drei Tage zusätzlich krank zuhause. Auf die gesamte Behörde sind das mehr als 1100 zusätzliche Krankheitstage pro Jahr. "Die Situation war über zwei Jahre belastend. Jeder hat gehofft, dass es sich im Sommer entspannt", meint Bold.

Der Krieg mache jedoch ein Durchschnaufen unmöglich. Dennoch sei unter den Mitarbeitern eine große Hilfsbereitschaft zu spüren.