Der milde Winter behindert die Holzernte im Wald. Die Geräte von Holzrücker Wolfgang Kohl aus Riedenberg müssen vorerst still stehen.
Wolfgang Kohl und sein Bruder Klaus aus Riedenberg sind Forstarbeiter aus Tradition: Schon Opa Christian Kohl rückte Holz in der Rhön. "Natürlich mit dem Gaul", berichtet Wolfgang Kohl. 1975 machte sich dann sein Vater Rudolf selbstständig: Er stieg von Pferden auf Rückemaschinen um, zum Fuhrpark der Kohls gehört mittlerweile auch ein moderner Harvester.
Bis zu 100 Festmeter könnte Wolfgang Kohl an einem Tag aus dem Wald fahren - wenn er denn dürfte und es nicht zu matschig wäre: "Sämtliche Revierleiter haben die Arbeiten gestoppt."
Selbst für die Seilwinde zu nass Bereits der Winter 2013/2014 sei ziemlich mild gewesen, aber heuer ist es noch schlimmer: "So extrem war's noch nie", kommentiert Wolfgang Kohl das viel zu milde Wetter.
Lediglich drei bis vier Frosttage zwischen den Feiertagen habe es gegeben. Die haben er und sein Bruder zwar gleich genutzt, aber: "Das ist natürlich viel zu wenig." Bis vor einigen Tagen habe er noch bei "Hessenforst" gearbeitet. "Das war ein ganz sandiger Boden, da konnte man länger arbeiten, aber das ist jetzt auch vorbei." In Bayern, wo die Riedenberger Brüder ihre wichtigsten Kunden haben, gehe gar nichts.
In einigen Forstabteilungen hätten sie zumindest entlang der Wege einen Teil der gefällten Bäume aufgeladen. Eigentlich könnten sie vom Weg aus auch mit der eingebauten Seilwinde bis zu 100 Meter in den Bestand hinein die Bäume herausziehen, aber selbst dafür ist es zu nass: "Es soll auch nicht mehr geseilt werden, weil sich der Stamm zu tief in den Boden gräbt."
Sägewerke brauchen
Nachschub Kopfzerbrechen macht das Wetter auch einem von Kohls wichtigstem Auftraggebern: Heinrich Hümpfner, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Bad Brückenau: "Längere Frostperioden, während derer das Holz leicht und ohne Schäden aus dem Bestand an die Forststraßen gerückt werden können, sind immer seltener", sagt der Forstmann.
Vor allem Forstbetriebe mit hohem Laubholzanteil wie in der Rhön stünden in einem permanenten Konflikt: "Einerseits hat der Bodenschutz hohe Priorität, andrerseits verlangen unsere Laubholzsäger vor allem zu Winterbeginn händeringend nach Holz." Oft sei sogar die Beschäftigung der Arbeiter in den Sägewerken gefährdet, wenn kein "Rohstoff" geliefert wird.
Zu hohe Temperaturen, immer kürzere Frostperioden: Das Zeitfenster für die
Laubholzernte wird immer enger. Durchaus möglich sei immerhin der Einschlag: Die Forstarbeiter bleiben nur bei starkem Schneefall, Nebel oder Sturmböen daheim. "Die Gesundheit unserer Waldarbeiter hat absolute Priorität", sagt Hümpfner. Zudem müssten die Forstwege bei eventuellen Unfällen auch für Rettungsfahrzeuge befahrbar sein.
In allen anderen Fällen wird gefällt, so auch in den vergangenen sechs Wochen in der Staatsforst-Abteilung "Katzenbacher-Holz" bei Hassenbach. "Wir haben hier 2000 Festmeter eingeschlagen, das hört sich viel an, aber es sind auch 57 Hektar", sagt Hümpfner. Die 35 Festmeter pro Hektar gebe der Bestand leicht her. Ein Teil der 2000 Festmeter wurde von den Wegen aus gerückt, zum Teil könnten auch die Rückegassen im Bestand genutzt werden, die seien ja
schließlich eigens dafür angelegt. Durch die Konzentration der Fahrbewegungen dort soll der Rest des Waldbodens geschützt werden.
Am besten wäre Dauerfrost Bei der aktuellen Wetterlage gehe aber selbst auf den Rücke gassen nichts mehr: "Wir sind hier im oberen Buntsandstein mit Toneinlagen", beschreibt Hümpfner den Boden.
Noch empfindlicher seien die Böden auf Basalt in der Hochrhön oder die Standorte in der "Fränkischen Platte". Hümpfner hofft nun auf Dauerfrost, sonst drohen erhebliche Einbußen: "Wenn's warm wird, wird die Kiefer blau, und auch die Buche oxidiert und wird dunkler." Dadurch verliert das Holz erheblich an Wert: "Gefragt sind heutzutage vor allem helle Hölzer." Hümpfner vermeidet das Wort Klimawandel ausdrücklich, aber Veränderungen beim Wetter streitet auch er nicht ab: "Ich bin jetzt 40 Jahre im Dienst, und die Winter werden immer milder und nasser."