Werbegemeinschaften haben schweren Stand

2 Min
Markttreiben in der Bad Kissinger Innenstadt. Foto: Archiv
Markttreiben in der Bad Kissinger Innenstadt. Foto: Archiv

Ehrenamtlich geführte Werbegemeinschaften im Landkreis Bad Kissingen sind oft überfordert. Viele wünschen sich also einen hauptberuflichen Geschäftsführer. Aber schon eine breitere Unterstützung vor Ort ist hilfreich.

Es sind keine leichten Zeiten für Werbegemeinschaften. Vier von ihnen gibt es im Kreis Bad Kissingen, bei zweien kriselt es im Moment gewaltig. Hans Rohrmüller war im August als Vorsitzender des Forums Bad Brückenau zurückgetreten, Heiko Grom und Michael Pal haben sich bei den Neuwahlen im Oktober nicht mehr als Vorsitzende für Pro Bad Kissingen zur Verfügung gestellt. Beide Werbegemeinschaften werden seitdem nur noch kommissarisch geführt und stehen vor einer ungewissen Zukunft.

In Bad Kissingen soll der Zusammenschluss der Einzelhändler deshalb neu aufgestellt werden und von einem hauptberufliche Geschäftsführer geleitet werden: "Wir sind noch weit von einer stabilen Lage entfernt, aber so langsam zeichnet sich eine zukünftige Struktur ab", so Grom im aktuellen Rundschreiben an die Mitglieder. Der Verein solle sich nicht als reine Werbegemeinschaft verstehen, sondern sich stärker auf Stadtmarketing ausrichten und mit dem ebenfalls kriselnden Kur- und Fremdemverkehrsverein fusionieren. In Bad Brückenau hingegen droht die Auflösung des Forums: Für Ende November ist die nächste Mitgliederversammlung mit Neuwahl anberaumt. Findet sich kein neues Vorstandsteam, wird der Verein zum Jahresende aufgelöst.

"Momentan schaut es bei uns gut aus. Wir haben unsere Krise ja schon hinter uns", sagt Arno Reuscher, Vorsitzender vom "Kaufhaus" Mürscht. Die Münnerstädter Einzelhändler waren vor mehr als fünf Jahren gezwungen, ihre damalige Werbegemeinschaft aufzulösen. Vor zweieinhalb Jahren folgte dann der Neustart für das "Kaufhaus" Mürscht. Die neue Werbegemeinschaft ist wieder ehrenamtlich organisiert, ein Gremium von neun Personen teilt sich die Verantwortung.

"In den Bereichen, was wir für uns tun können, sind wir gut aufgestellt", meint Reuscher. Mit der Münnercard wurde ein neues Gutscheinsystem eingeführt, die Weihnachtsstadt Münnerstadt wird organisiert und es wird an einer neuen Auflage für den Einkaufsführer gearbeitet. Andere Herausforderung, etwa im Bereich Onlinehandel, bleiben dennoch liegen. "In manchen Bereichen stoßen wir an unsere Grenzen", sagt er.


Frustrierte Ehrenamtliche

Es gibt ein Problem, dass in allen Werbegemeinschaften angesprochen wird, sogar da, wo es gut läuft: die Überforderung der Ehrenamtlichen. "Grundsätzlich funktioniert unser Verein und wir können gut arbeiten", sagt Sebastian Hose vom Verein für Wirtschaft und Stadtmarketing Hammelburg. Aber: "Es ist einfach schwierig, alles ehrenamtlich zu besetzen." Sich neben den eigenen Unternehmen zusätzlich um die Vereine zu kümmern und weiterzuentwickeln geht nur bis zu einem gewissen Punkt.

Fehlt es dann noch an engagierten Mitgliedern oder an der Unterstützung der Kommunen, bleiben frustrierte Verantwortliche zurück. Pro Bad Kissingen will sich deshalb um einen hauptberuflichen Geschäftsführer bemühen, etwas, das auch anderswo gewünscht wird.

Stellt sich nur die Frage nach der Finanzierung. Laut Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer beim Handelsverband Bayern, sind im Fall von Pro Bad Kissingen auch zweckgebundene, öffentliche Zuschüsse denkbar. "In erster Linie geht es um Städtebauförderung", sagt er. Wedde verweist darauf, dass Bad Kissingen bereits im Städtebauförderprogramm "Soziale Stadt" von der Regierung von Unterfranken berücksichtigt wird.
Dass die Hammelburger Werbegemeinschaft im Vergleich gut da steht, hängt mit der Unterstützung von außen zusammen. Die Absprachen mit dem Tourismusverein Fränkisches Saaletal sowie der Stadt "funktionieren grundsätzlich hervorragend", sagt Hose. Außerdem werde der Verein auch von anderen Branchen unterstützt. "Große Baufirmen und Handwerksbetriebe, die gar nicht direkt von unseren Aktionen profitieren, sind trotzdem bei uns Mitglieder", erklärt er. Finanziell ist das eine große Unterstützung.


Platz für Neues machen

In Bad Brückenau wartet Ladeninhaber Gerhard Fläschner gespannt darauf, wie es weitergeht. Advents- und Weihnachtsaktionen werden noch vom Forum unterstützt. Und danach? Dass das Forum aufgelöst wird, schreckt ihn nicht. "Manchmal muss man etwas Altes beenden und etwas Neues anfangen", sagt Fläschner.