Das Velvets-Theater ist eines der wenigen "Schwarzen Theater" weltweit. Im Bad Kissinger Kurtheater zauberte es eine atemberaubende Täuschung auf die Bühne.
Noch immer faszinieren die Märchen der Gebrüder Grimm Jung und Alt. Sie haben nichts von ihrem besonderen Reiz verloren. Wer kennt sie nicht, die Geschichte der schönen Königstochter Schneewittchen, ihrer neidischen Stiefmutter, die dem Mädchen nach dem Leben trachtet, den sieben Zwergen und dem Prinzen, der Schneewittchen im letzten Augenblick vor dem Tod bewahrt?
Wer könnte dieses klassische Märchen wohl außergewöhnlicher auf die Bühne
zaubern als ein "Schwarzes Theater"? Mit "Schneewittchen" gastierte jetzt das Velvets-Theater aus Wiesbaden im Bad Kissinger Kurtheater. Das Velvets-Theater wurde 1967 in Prag gegründet und ist eines der wenigen "Schwarzen Theater" in der Welt.
Unter "Schwarzem Theater" versteht man eine besondere Darbietungsform des Theaterspiels. Auf einer mit schwarzem Samt ausgeschlagenen "Guckkastenbühne" führen schwarz vermummte Spieler Puppen und andere Gegenstände durch eine
schmale Lichtgasse. Die vom Scheinwerferkegel getroffenen Objekte werden für das Publikum sichtbar, während die Spieler im Dunkeln verborgen bleiben. So lassen sich die erstaunlichsten Effekte erzeugen. Denn die von unsichtbaren Händen geführten Puppen scheinen, wie zum Leben erweckt, als würden sie sich selbstständig im Raum bewegen.
Gegenstände können unvermittelt überall auftauchen und verschwinden, scheinbar frei von den Kräften der
Erdanziehung durch die Luft schweben oder sich auf verblüffende Weise verändern und verwandeln. Eine zusätzliche Wirkung erzielt die Theatergruppe durch den Einsatz von Schwarzlicht (UV-Licht), das weiße oder fluoreszierende Objekte leuchten lässt.
Traumhafte Illusionen Das Velvets-Theater schafft es so eine spannende Geschichte von "Schneewittchen und den sieben Zwergen", hinter den sieben Bergen, durch
das Zusammenspiel von Mensch und Puppe, mit Musik und Effekten in einer farbenfrohen Ausstattung magisch und poetisch auf die Bühne zu bringen. Mit bezaubernder Licht- und Überblendtechnik erzeugen die Puppenspieler traumhaft schöne Illusionen, die nicht nur die Kinder verzauberte.
Unterstützt wurden sie von Verena Dik als Schneewittchen, Matthias Beitien als Prinz und Anna Weber als böse Königin. "Mich hat die Technik begeistert.
Die Illusionen und die Kombination zwischen Puppenspiel und Beleuchtung waren einzigartig", sagte der elfjährige Alexander Stanek aus Würzburg. "Wir waren schon letztes Jahr hier und es hat uns einfach fasziniert, was die Puppenspieler auf die Bühne gebracht haben. Wir sind extra von Würzburg hierher gefahren, weil wir das Velvets-Theater sehen wollten. Bei uns in Würzburg gibt es so etwas nicht", ergänzt seine Mutter Sybille.
Eine Besucherin fügte hinzu: "Es ist schön, dass Eltern oder Großeltern mit ihren Kindern hierher gehen. So werden die Kinder schon früh an die für uns so wichtige Kultur herangeführt. Das ist etwas anderes als das Prol-Fernsehen der privaten Sender." Für die sechsjährige Julia Brux aus Winkels spielt das keine Rolle. Sie fand die Zwerge am schönsten.
"Die Zwerge gefallen mir am Besten - die sprechen so lustig."
Egal was letztlich ein jeder Zuschauer für sich mit nach Hause nahm. Die Vorstellung war ein Erlebnis, das fesselte und berührte. Die Begeisterung über die unbekannten Möglichkeiten, ein bekanntes Märchen in einer anderen Art bewegend auf die Bühne zu bringen, war von Anfang an gegeben.