Weiter dicke Luft beim Fliegerclub

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Bernd Strauß und die mit Planen abgedeckte Maschine der Motorflieger. Im Hintergrund ist der alte Hangar zu sehen. Foto: Thomas Mäuser
Bernd Strauß und die mit Planen abgedeckte Maschine der Motorflieger. Im Hintergrund ist der alte Hangar zu sehen. Foto: Thomas Mäuser

Die Motor- und die Segelflieger liegen nach wie vor wegen des alten Hangars im Clinch. Eine Annäherung scheint nicht in Sicht.

Die Atmosphäre beim Fliegerclub ist nach wie vor vergiftet. Das belegen unter anderem heimlich gemachte Tonaufnahmen, nach denen Verbalinjurien wie jenes Wort, das mit A... beginnt und mit ...loch endet, durchaus gebräuchlich zu sein scheinen. "Das Ganze ist eskaliert," bedauert Bernd Strauß, Mitglied bei den Motorfliegern. "Wir wollen keinen Streit, es sollte ums Fliegen gehen, nicht um Ärger", sagt Matthias Albert von den Segelfliegern.
Doch der Ärger geht weiter.

Es sind die Motor- und die Segelflieger, die sich nicht grün sind. Beides Zweigvereine des Fliegerclubs Bad Kissingen. Dritte Sparte sind die Motorsegler. Nach außen hin werden die Zweigvereine über den Dachverein, den Fliegerclub, vertreten, der auch als Flugplatzbetreiber auftritt.

2012 hat die Stadt den Flugplatz einschließlich des alten Hangars an den Dachverein übertragen, bezahlt haben die drei Zweigvereine zu je einem Drittel. "Nachdem die Segelflieger damals eine eigene Halle gehabt hatten und eine weitere zu bauen wünschten, der alte Hangar als sanierungsbedürftig galt, sei man übereingekommen, dass die Zweigvereine Motorsegler und Motorflug zunächst alleine die Sanierung des alten Hangars übernehmen sollten", erinnert sich Bernd Strauß. Die Motorflieger hätten den Motorseglern und der Segelfluggemeinschaft Vorschläge gemacht, doch es seien keine Antworten gekommen.


Einsturzgefährdet?

"Im Mai 2014 hat sich die Segelfluggemeinschaft vom Dachverein den alten Hangar übereignen lassen, ohne dass die Motorflieger informiert wurden", fährt Strauß fort. Die Motorflieger seien über Nacht enteignet worden. Man habe ihnen zwar angeboten, zwei Stellplätze in der Halle anzumieten, allerdings zu unannehmbaren Konditionen, sagt Strauß. Anfragen an den Hauptverein seien unbeantwortet geblieben.

Bei dieser Transaktion der Halle an die Segelflieger sei allerdings übersehen worden, dass die Stadt dem Hauptverein bei einer Weiterveräußerung ihre Zustimmung geben müsse. Diese sei weder erteilt noch eingeholt worden. Die Stadt habe verlangt, dass der alte Hangar wieder an den Hauptverein übertragen werden müsse. Dies ist laut Bernd Strauß geschehen, aber mit einem umfassenden Nießbrauchrecht zu Gunsten der Segelfluggemeinschaft.


Pflicht nicht nachgekommen

Die Segelflieger sehen das etwas anders. Der alte Hangar sei sanierungsbedürftig gewesen. Deswegen hätte jeder der Zweigvereine ein Drittel der Sanierungskosten übernehmen sollen. Die Motorflieger seien dieser Pflicht nicht nachgekommen, obwohl eine Nachfrist gesetzt worden sei.

Wäre nichts geschehen, wäre laut Albert eine Schließung des Hangars die Konsequenz gewesen. Deshalb habe der Dachverein beschlossen, die Halle dem zu geben, der sie saniert. Das hätten die Segelflieger übernommen. Nach der Sanierung der Tore gehe es ab 10. Oktober 2015 mit der Dachsanierung weiter.


Mietvertrag angeboten

Nach der Rück-Übergabe der Halle an den Dachverein sei den Segelfliegern, die sich schließlich um die Sanierung kümmerten, ein Nießbrauchrecht eingeräumt worden. "Wir haben den Motorfliegern seinerzeit einen Mietvertrag angeboten, mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einer Miete von 500 Euro pro Flugzeug und Jahr", fährt Matthias Albert fort und bestreitet damit, dass die Konditionen unannehmbar gewesen seien. Diese Bedingungen hätten die Motorflieger nicht akzeptiert.

Derzeit sieht es so aus, dass die beiden Maschinen der Motorflieger nicht in den Hangar dürfen. Eine steht abgedeckt auf dem Bad Kissinger Flugplatzgelände, die andere ist inzwischen beim Fliegerclub in Haßfurt untergekommen.


Rechtliche Lage eindeutig

Der Präsident des Dachvereins, Rudolf Schikora, betont, dass die rechtliche Lage eindeutig sei, Klagen der Motorflieger vom Gericht abgewiesen worden seien. "Wer mit den anderen nicht redet, kann keinen Vertrag abschließen", sagt Schikora. Und weiter: "Die Motorflieger haben ein ganzes Jahr keinen Finger gerührt und nichts bezahlt, die ganze Arbeit die anderen machen lassen."

Schikora glaubt, dass sich die Motorflieger auch untereinander uneins sind, sich zusammenraufen und einen annehmbaren Vorschlag machen müssten. Außerdem beklagt Schikora den Ton, der inzwischen eingerissen sei. "Ich bis doch kein Kindergarten-Vorsteher, der anderen Manieren beibringt", sagt der Präsident, dem auch schon Beleidigungen an den Kopf geworfen sind.

Wie es weitergeht? Der Vorsitzende der Motorflieger, Herbert Schultheiss, könnte sich drei Möglichkeiten vorstellen. Eine uneingeschränkte Nutzung des Hangars, so wie es früher war. "Wenn Kosten angefallen sind, wären die Motorflieger bereit, ihren Anteil zu bezahlen." Auch die künftigen Kosten würde man mittragen. Allerdings sieht Schultheiss durchaus Probleme, wenn zwei Gruppen, die sich nicht grün sind, gemeinsam eine Halle nutzen.

Zweite Lösung aus Sicht von Schultheiss: Wenn die Segelflieger eine neue Halle bauen würden, böten die Motorflieger erneut einen Betrag von 30 000 Euro an, zusätzlich einer Kostenbeteiligung für die am alten Hangar notwendig gewordenen Arbeiten.


Eine eigene Halle bauen

Dritte Lösung wäre der Bau einer eigenen Halle für die Motorflieger. Zwar habe man kein Grundstück, könne sich aber unter anderem vorstellen, den Segelfliegern deren Grund abzukaufen. Wichtigste Voraussetzung wäre aber wohl, dass die Motor- und die Segelflieger Frieden schließen und wieder miteinander reden, statt immer wieder zu betonen, dass die Gegenseite nicht zuhört oder antwortet. Und dass Beleidigungen und Schimpfworte draußen vor der Türe bleiben.