Die Katholische Kantorei Bad Kissingen führte den ersten Teil von Händels "Messias" auf.
Georg Friedrich Händels Oratorium "Messiah" ist eine Bank, ein echter Dauerbrenner. Wann immer er auf Programmen und Plakaten auftaucht, strömt das Publikum, denn es liebt die Hits, die vor allem der erste Teil des dreiteiligen Oratoriums enthält. Und diesen ersten Teil führten jetzt die Katholische Kantorei und der Chor der Pfarrei Herz-Jesu und der Städtischen Musikschule unter der Leitung von Burkard Ascherl in der Stadtpfarrkirche auf.
Aber auch die Chöre - das zeigte die Interpretation der Kantorei - lieben das Werk, weil Händel seine Musik so schön in die Stimmen hinein komponiert hat. Man kann auf den Melodien surfen, und das taten die Sängerinnen und Sänger in durchaus ansteckender Weise. Zumal sie mit dem eigentlichen sängerischen Problem der Chorsätze überhaupt kein Problem hatten - und am allerwenigsten in den fugierten Sätzen: mit der Klarheit der Strukturen.
Das triumphierend geschmetterte "Halleluja" war der konsequente Schlusspunkt einer sich stetig steigernden Gestaltung.
Mit dem Solistenquartett Brigitte Ascherl (Sopran), Christine Hübner-Hart (Alt), Mathias Kreuzer (Tenor) und Simon Tischler (Bass) hatte Burkhard Ascherl bewährte Kräfte verpflichtet, die den Stimmungsumschwung von der tiefen Trostlosigkeit bis zur freudigen Glaubensgewissheit sehr gut gestalteten. Wobei die beiden "Außenstimmen" besonders beeindruckten. Simon Tischler am unteren Ende sang, wie er stand, fest geerdet, souverän und trotzdem erstaunlich spielerisch-leicht in den ihm von Händel aufgezwungenen Koloraturen, dass es eine Freude war.
Auf der anderen Seite Brigitte Ascherl, die nicht nur ebenfalls wunderbar genau sang, sondern die auch so exakt und deutlich artikulierte, dass ein Aufführungsproblem deutlich wurde, das immer wieder vorkommt: Der Silbenfall der deutschen Textübersetzung passt nicht immer zur Musik. Da werden Silben schwer, die im englischen Originaltext eigentlich leicht sind. Aber das ist wirklich ein Luxusproblem.
Obwohl man sich auch vom Mitteldeutschen Kammerorchester doch etwas mehr versprochen hatte. Es verließ sich ganz auf seine Routine, aber mehr eben auch nicht. Zwar gingen die Musiker gut mit Ascherls Dirigat mit, aber sie blieben agogisch flach und ausdrucksarm. Und nicht jeder Satzeinstieg gelang auf Anhieb. Etwas mehr hätten sie schon zeigen können.
Händels Orgelkonzert F-dur Nr. 13, eines der bekannteren Konzerte, zu Beginn hätte es eigentlich nicht gebraucht, denn der "Messias" spricht genügend für sich.
Ascherl hatte sich als Solisten seinen Hammelburger Kollegen Dieter Blum geholt. Man konnte, nur in dem Konzert, nicht im "Messias", den Eindruck gewinnen, dass sich die beiden nicht ganz einig über die Tempi geworden waren. Denn Ascherl bewegte sich durchgehend am unteren Rand der Geschwindigkeiten. In den Allegro-Sätzen versuchte Blum in seinen Soli das Tempo anzuziehen. Der Spannung und dem Aufein anderzuspielen von Orgel und Orchester hätte es gut getan. So musste man halt etwas länger auf den "Messias" warten.