Tom Becks Spektrum reicht von Rock bis Reggae. Und seine vor allem weiblichen Fans waren bei seinem Auftritt im Bad Kissinger Regentenbau aus dem Häuschen.
Von Rock bis Reggae reichte das musikalische Spektrum des Sängers Tom Beck (38), mit dem er und seine "Horny Honks" am Sonntag den Max-Littmann-Saal im Rahmen des Kissinger Winterzaubers zum Beben brachte. Mit etwa 700 Zuhörern war der Saal gut besetzt.
Mit seinen 17 Jahren ist das Festival Kissinger Winterzauber noch recht jung. Nur wenige Jahre älter waren die überwiegend weiblichen Fans, die den aus der Fernseh-Dauerserie "Alarm für Cobra 11" bekannten
Schauspieler Tom Beck in seiner noch neuen Rolle als Musiker und Sänger live auf der Bühne erleben wollten. Wer im Saal älter als Dreißig war, musste sich an diesem Abend schon fast als Senior fühlen.
Ungewohnt war nicht nur für den Regentenbau das jugendliche Publikum, sondern umgekehrt auch für den Sänger, der auf seiner Konzerttournee oder von Auftritten bei "Rock am Ring" und "Rock im Park" eher wild tanzende und mitsingende Teenies
gewöhnt ist, das anfangs recht brav in Stuhlreihen sitzende Publikum.
"Die Stimmung ist sonst ganz anders", wunderten sich auch die beiden Hardcore-Fans Jasmin von Horn aus Hamburg und Jana Wilksch aus Delmenhorst in ihren schwarzen Fan-Shirts. Seit fünf Jahren besuchen sie jedes Konzert des smarten Sängers. Im vergangenen Jahr waren es immerhin 36 Shows.
"Unser Programm ist nicht für sitzendes Publikum", meinte denn auch der aus Nürnberg stammende
Sänger, als nach den ersten drei Nummern seine Zuhörer noch immer fest in ihren Stühlen saßen, verstand es aber, durch lockere Moderation die Stimmung bald aufzulockern. "Es geht hier sehr gesittet zu." Erst gegen Ende des ersten Teils kam Bewegung im Saal auf, als Beck seine beiden Fans Sarah aus Mannheim und Selina aus Bad Neustadt auf die Bühne holte, die ihm eine selbstgefertigte Fotocollage überreichten und zum Dank beim Titelsong der diesjährigen
Tournee "So wie es ist" mitmachen durften.
Noch scheint Tom Beck als Sänger und Musiker, der sich an Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Orgel und Akkordeon sowie als Tänzer hat ausbilden lassen, seinen eigenen Stil zu suchen. Sein Bühnenprogramm besteht aus einem Musik-Mix von Rock über Country bis Reggae mit englischsprachigen und neuerdings auch deutschen Texten.
Mag die Musikrichtung auch noch unbestimmt und als ein musikalisches Ausprobieren erscheinen, zeigt sie doch immerhin die musische Vielseitigkeit des einst an der Bayerischen Theaterakademie München zum Musical-Darsteller geschulten Mittelfranken, der seine Popularität noch vornehmlich seiner Rolle als Autobahnpolizist Ben Jäger verdankt, die er erst 2013 zugunsten seiner noch jungen Musikerkarriere aufgab.
In den vergangenen fünf Jahren veröffentlichte Beck
seine drei Studio-Alben "Superficial Animal" (2011), "Americanized" (2012) und 2015 "So wie es ist" mit erstmals ausschließlich deutschen Texten. Mit einer Mischung aus diesen drei Alben bestreitet er nun seine Live-Auftritte, professionell begleitet von den "Horny Honks" mit Till Kersting und Edin Colic (Gitarre), Philipp Anton (Bass), Art Brauner (Keyboard) und Andreas Latzko am Schlagzeug.
Still wurde es im Max-Littmann-Saal, in dessen Gängen und engen Stuhlreihen vor
allem nach der Pause endlich doch getanzt worden war, als Beck aus diesem dritten Album den sehr melodiösen Titel "Du kannst nicht aus deiner Haut" sang. Überall gingen die leuchtenden Smartphones in die Höhe, es wurde gefilmt und fotografiert. Beim fulminanten Finale gab es schließlich kein Halten mehr. Den schon 30 Jahre alten Hit "Ohne dich" sang das Publikum mit, obwohl die meisten 1985, als die "Münchner Freiheit" ihren Hit herausbrachte, noch gar nicht geboren
waren.
Mucksmäuschenstill und sehr romantisch wurde es dann zum Abschied bei der einzigen Zugabe: In den drei rückwärtigen Türen der dunklen Bühne, jede nur einzeln von einem Spot beleuchtet, sangen ohne Verstärker Till Kersting an der Gitarre, Tom Beck am Akkordeon und der Drummer Andreas Latzko jetzt nur als Sänger das in Melodie und Text sehr besinnliche "Holding Hands".
Nach mehr als zweistündigem Konzert hatten die Kurwarte alle
Mühe, die begeisterten Fans aus dem Saal zu bitten. Manche ließen sich noch mit Musikern fotografieren, andere hockten im munteren Gespräch zusammen.
Jasmin aus Hamburg und Jana aus Delmenhorst saßen noch immer in stillem Nachgenuss in der ersten Parkettreihe. Noch in derselben Nacht wollten sie den Zug zurück nach Norddeutschland nehmen.