Es ist nicht immer leicht, erfahrene Helfer für den Urnengang zu finden. Und die "Entlohnung" lockt auch nicht, die ist ziemlich armselig. Dennoch waren die Kommunen im Landkreis Bad Kissingen wieder erfolgreich.
Wahlen sind irgendwie nicht in, die Beteiligung sinkt seit Jahren kontinuierlich. Dennoch gelingt es immer wieder, ausreichend und entsprechend qualifizierte Helfer zu finden. So einer ist Werner Nöth aus Nüdlingen.
Seit 30 Jahren, seit er im Landratsamt ist, ist er bei Urnengängen im Einsatz. Denn "mehr oder weniger muss ich es machen" . Als Beamter "kann man so ein Ehrenamt eigentlich gar nicht ablehnen", sagt Werner Nöth. Er habe damit kein Problem: "Es ist okay, es geht ja auch um die Demokratie."
Zwei Getränke, alkoholfrei Solche Leute braucht das Land. Denn ohne die Ehrenamtlichen wäre eine Wahl nur schwer denkbar. Alleine die Stadt Bad Kissingen braucht 280 bis 300 sagt Wahlleiter Ludwig Büchner. Das Potenzial ist übersichtlich, eher "sehr knapp". Zum Einsatz kommen - "komplett, die müssen alle ran" - Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie von anderen Behörden wie dem Landratsamt. Ludwig Büchner freut sich über deren "ganz gute Unterstützung". Außerdem seien alle Parteien angeschrieben worden. Dazu kämen noch freiwillige Helfer. Besonders freut sich Ludwig Büchner über das Interesse einer ganzen Reihe von Bad Kissinger Gymnasiasten.
Nicht alle kommen. Manche sag en ab, weil sie in Urlaub führen oder zu einem "runden Geburtstag weiter weg" müssten. Dennoch: "Bis jetzt haben wird genügend Helfer." Schwierig werde es allenfalls, wenn kurzfristig ein Wahlvorsteher oder Schriftführer ausfallen sollte.
Die Gegenleistung für einen geopferten Sonntag ist symbolisch: 21 Euro gibt es bei der Bundestagswahl, 25 Euro bei der Land- und Bezirkstagswahl samt den fünf Volksentscheiden. Ludwig Büchner: "Der Stadtrat legt nichts drauf." Es gebe auch keine Bocksbeutel, sondern nur zwei Getränke, "alkoholfrei, auf jeden Fall". Auch können sich Beamte und Verwaltungsangestellte auf einen Zeitausgleich für ihre Überstunden freuen.
"Wir mussten keinen überreden" In der Gemeinde Oerlenbach gebe es schon "eine ordentliche Ausfallquote", sagt der Geschäftsleitende Beamte Werner Rauh. Man habe aber entsprechenden Ersatz gefunden: "Wir mussten keinen überreden." So als ein vorgesehener Helfer nach einem Sturz vom Fahrrad "erheblich lädiert" ist. Seine Kollegen bekommen auch nur den "Mindestsatz" an Aufwandsentschädigung plus "ein Dankeschön", aber nicht mehr. Bei größeren Städten, die bei der Rekrutierung Probleme haben, seien durchaus Verlosungen von Wochenendreisen üblich, hat Werner Rauh gelesen.
57 Helfer seien in Bad Bocklet im Einsatz, sagt Arno Holzheimer. Sie zu finden sei "nicht das große Problem". Dazu würden vor allem Gemeinderäte herangezogen und Menschen wie Vereinsvorsitzende, die in der Öffentlichkeit stehen. Aber damit kämpfen alle Kommunen, vor allem die größeren Städte. Denn gerade die Auszählung der Land- und Bezirkstagswahlen mit den fünf Volksentscheiden dauere lang. Als häufigster Grund würde bei Absagen der Urlaub genannt. Bocksbeutel? Fehlanzeige, ein Dankeschön muss in Oerlenbach reichen.
Leichter als in der Stadt Auch in Nüdlingen wurden genügend Wahlhelfer - 55 für den 15. September und 45 für den 22. 9. - gefunden. Das sei "eigentlich kein Problem gewesen, sagt Bürgermeister Günter Kiesel (CSU). Das Team aus dem Rathaus, Gemeinderäte und viele andere würden gerne helfen. Man habe eine "gute Mischung" aus erfahrenen und jungen Kräften zusammenstellen können. Das sei auf dem Land leichter als in der Stadt, weil man die Leute kenne. Immerhin hält Nüdlingen Kaffee und Gebäck bereit.
Die Ortsreferenten kümmern sich Auch der Markt Burkardroth ist gerüstet. Wie Bürgermeister Waldemar Bug (ödp) sagt, gibt es trotz einiger Absagen wegen Urlaubs "ausreichend" Helfer. Es sei aber wegen der Doppelwahl nicht ganz einfach gewesen, sie zu finden. Darum kümmerten sich die Ortsreferenten. Denn die würden die Bürger kennen und wüssten, wen sie fragen müssen. Waldemar Bug: "Wenn jemand da ist, dann kommt er auch dem Ehrenamt nach." Dafür bekommt er aber nur die übliche Entschädigung.
Voraussetzungen Wahlhelfer müssen wahlberechtigt sein. Sie werden von den kommunalen Behörden berufen. Bundesweit werden 600 000 in 90 000 Bezirken benötigt.
Aufgaben Alles ist per Gesetz genau geregelt. Wahlhelfer sorgen für eine ordnungsgemäße Durchführung des Urnengangs. Dazu überprüfen sie, ob jemand wahlberechtigt ist, geben Stimmzettel aus, geben die Urne für deren Einwurf frei und ermitteln das vorläufige Wahlergebnis. Das geht unverzüglich per Schnellmeldung an die Gemeindebehörde.
Zeit Der Dienst beginnt bereits vor Öffnung der Wahllokale (morgens um 8 Uhr). Sie sind bis 18 Uhr geöffnet. Dann erfolgt die Auszählung. Sie kann bis Mitternacht dauern.
Ehrenamt Zur Übernahme ist jeder Wahlberechtigte verpflichtet. Eine Ablehnung aus wichtigem Grund wie Urlaub oder Krankheit ist möglich.
Vergütung Ob es einen zeitlichen Ausgleich gibt, entscheidet der Arbeitgeber. Wahlhelfer erhalten ein "Erfrischungsgeld" von 21 oder 25 Euro. Manche Gemeinden stocken es auf.