Polizeibeamte waren dieses Jahr im Landkreis Bad Kissingen an der Abschiebung von 26 Flüchtlingen beteiligt. Die meisten Asylbewerber, die abgelehnt werden, lassen es nicht so weit kommen.
Asylbewerber ohne Bleiberecht sollen schnell aus Deutschland ausreisen oder abgeschoben werden. 77 782 Asylanträge hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) dieses Jahr bis Ende Oktober bereits abgelehnt. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unlängst berichtet hat, wird bis zum Jahreswechsel noch mit 40 000 Abschiebungen gerechnet.
In der Region ist die Zahl der Abschiebungen bisher überschaubar: Das Polizeipräsidium Unterfranken teilt auf Nachfrage mit, dass Beamte des Operativen Ergänzungsdienstes seit Januar im ganzen Bezirk 194 Abschiebungen durchgeführt haben. "Im Landkreis Bad Kissingen wurden drei Männer, vier Ehepaare und 15 Kinder in ihre Herkunftsländer zurückgebracht", sagt eine Sprecherin.
Situation im Landkreis
Insbesondere Angehörige von Balkan-Ländern haben nur geringe Aussichten, in Deutschland als Flüchtling anerkannt zu werden. So hat das Bamf im ersten Halbjahr 2015 nur 0,3 Prozent aller Asylanträge aus dem Kosovo bewilligt. Die Balkan-Länder Serbien, Mazedonien sowie Bosnien-Herzegowina werden schon seit längerem per Gesetz als sichere Herkunftsländer eingestuft, seit der
Asylgesetzverschärfung von Mitte Oktober gelten auch Albanien, der Kosovo und Montenegro als sicher. Das soll eine schnellere Ausweisung erleichtern.
In der Region sind bisher auch viele Balkanflüchtlinge untergebracht. Im Juli lebten in den dezentral vom Landkreis organisierten Unterkünften 168 Menschen aus dem Kosovo und 44 aus Albanien (Zahlen der Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung sind nicht berücksichtigt,
Anm. d.
Red.). Auf Nachfrage meldet das Landratsamt jetzt 131 Kosovaren und 54 Albaner für sämtliche Unterkünfte im Landkreis.
Diese Zahlen sind bereits wieder veraltet und deshalb wahrscheinlich ungenau. Die Recherche hatte lange gedauert, die Behörden sind überlastet: Die zur Regierung von Unterfranken gehörende Zentrale Ausländerbehörde in Schweinfurt ist bürokratisch für die Westbalkan-Nationen zuständig.
Dennoch war sie nicht in der Lage zu ermitteln, wie viele Menschen vom Balkan im Landkreis untergebracht sind. Die Pressestelle der Regierung verwies an das Landratsamt, welches zweieinhalb Wochen seit der ersten Anfrage benötigt hat, um zu antworten.
Fluktuation in den Unterkünften
Trotzdem zeigt sich: Es sind im Vergleich zum Juli weniger Kosovaren und Albaner in den Asylunterkünften im Landkreis untergebracht.
Eine große Masse an Abschiebungen war nicht nötig. Den Eindruck bestätigt die Caritas Flüchtlingsberaterin Veronika Richler. Sie ist für 150 Flüchtlinge im Raum Bad Kissingen und Burkardroth zuständig. Anfang des Jahres betreute sie vor allem Menschen vom Balkan. "Die meisten sind schon wieder weg", berichtet sie. Doch die Plätze sind nie lange ler, sie werden zügig mit syrischen Flüchtlingen nachbelegt.
Abschiebung nur als Ausnahme
Ein Dutzend Balkanfamilien seien seitdem freiwillig ausgereist, zwei abgeschoben worden, ein bis zwei seien in Richlers Zuständigkeitsbereich pro Unterkunft noch übrig. Die meisten von ihnen warten auf die offizielle Entscheidung des Bamfs. Lehnt das ihre Asylanträge ab, reist laut Richler die Mehrheit freiwillig aus, um die drohende Abschiebung zu umgehen.
"Sie wollen nicht, dass sie unangekündigt von der Polizei abgeholt werden", berichtet sie.
Bei denjenigen, die noch in den Unterkünften wohnen und auf ihre Ablehnungsbescheide warten, ist die Stimmung schlecht. Doch auch wenn nur wenige Balkanflüchtlinge Bleibechancen haben, geben sie nicht vorher auf. Richler: "Die Leute nehmen sehr viel auf sich, um hierher zu kommen.
Sie wollen die Ablehnung schwarz auf weiß sehen."
Aktuelle Zahlen zur Asylthematik vom Bundesamt
Anträge Bis Oktober haben dieses Jahr deutschlandweit 362 153 Menschen Asyl beantragt, Hauptherkunftsland war mit Abstand Syrien (28 462). Tatsächlich nach Deutschland eingereist sind dieses Jahr 758 473 Menschen.
Die Asylantragstellung ist oft nur zeitlich verzögert möglich.
Ablehnung 205 265 Asylanträge wurden heuer bundesweit entschieden, wobei 81 547 Personen (39,7 Prozent) als Flüchtlinge anerkannt wurden. Die Anträge von 77 782 Personen (37,9 Prozent) wurden abgelehnt.
Unterbringung Dem Regierungsbezirk Unterfranken wurden dieses Jahr bis Ende Oktober 6143 Asylbewerber
zugewiesen. Insgesamt sind unterfrankenweit 9643 Flüchtlinge untergebracht. Im Landkreis sind es 1250 Flüchtlinge.