Die Kissinger Grundstücksentwicklungsgesellschaft feiert heuer 20-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum sollte es gar nicht geben.
20 Jahre Grundstücksentwicklungsgesellschaft Bad Kissingen mbH (GEG) wären doch eigentlich ein Grund zum Feiern. Aber Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) ist nicht wirklich danach. Nicht weil der Name so unaussprechlich lang ist, sondern weil sich die Entwicklungsgesellschaft im Laufe der Jahre zu einem Geldschlucker im städtischen Haushalt entwickelt hat, wie es eigentlich nicht gedacht war: "Ich hätte die GEG lieber heute als morgen vom Haken."
Bei
allem Unbehagen ist Blankenburg aber heute noch von der Richtigkeit der damaligen Entscheidung überzeugt, die GEG als städtisch bestimmte Gesellschaft zu gründen und damit die Hand auf der Verwendung der Flächen zu halten: "Im Leben hätten wir das nicht laufen lassen dürfen. Es war die absolut richtige Entscheidung, die Flächen selbst zu entwickeln."
Wie war die Situation vor 20 Jahren? Als die amerikanischen Truppen aus den Daley Baracks am
Ostring abgezogen waren, stand die Stadt vor der Entscheidung, das frei gewordene Kasernengelände der Vermarktung durch die Bundesimmobilienagentur zu überlassen oder die Sache selbst zu übernehmen. Sie holte sich die Sparkasse Bad Kissingen als Nebengesellschafter mit einem Anteil von 40 Prozent ins Boot und gründete die GEG. 3,3 Millionen Euro kostete der Deal.
Die Abbruchkosten für die Gebäude konnte die Stadt mit dem Kaufpreis verrechnen.
"Es standen damals auch andere Flächen zur Verfügung, bei denen die GEG hätte einsteigen können", sagt Stadtkämmerer Gerhard Schneider, neben Michael Müller (Sparkasse) einer der beiden Geschäftsführer. Die GEG hat damals nicht zugegriffen, und heute vermeint man bei Schneider darüber eine gewisse Erleichterung zu spüren.
Denn die Vermarktung der Kaserne verlief nicht so glatt wie erhofft.
Damals, vor 20 Jahren, fuhren die Investorenströme an Bad Kissingen vorbei ins Subventionsparadies Thüringen. Und dann rissen die Ströme plötzlich ab. Die Stadt war allerdings in erhebliche Vorleistung getreten, nicht nur durch den Kauf, sondern auch durch die zum Teil kreditfinanzierte Erschließung, die sich durch Flächenverkäufe amortisieren sollte.
Nur ging das eben nicht so schnell - auch wenn Blankenburg darauf verweist, dass sich am Fuß des Sinnbergs einige Premium-Steuerzahler angesiedelt haben. Allerdings stellt er auch fest: "Manches Filetstück da oben hat man vielleicht auch zu lange abhängen lassen." Und die Grundstückspreise von damals lassen sich heute nicht mehr erzielen.
So kommt es jedes Jahr zum Verlustausgleich.
Der Ausverkauf hat begonnen "Allerdings stehen die Chancen nicht schlecht, dass vielleicht noch dieses Jahr, aber spätestens 2014, mit der GEG endgültig Schluss ist", sagt Verwaltungsratsvorsitzender Blankenburg. "Wir sind verdammt dicht dran." Denn die freien Flächen gehen zur Neige.
Nachdem es möglich war, große Flächen neben dem bfz zu vermarkten, geht es jetzt noch um knapp 10 000 m², darunter um das "Dreiecksgrundstück" gegenüber der Polizeiinspektion. Dann sind die ehemals 89 600 m² an den Mann gebracht. Dann wird bei der GEG das Licht gelöscht.
Ach ja: Die rund 10 Hektar hinter dem Baumarkt gehören nicht der GEG, sondern der Stadt.
Schneider: "Die Fläche wird uns in den nächsten fünf Jahren beschäftigen."
Die Stadt als Gesellschafterin Beteiligungen Die Stadt Bad Kissingen ist Teilhaberin an weiteren Gesellschaften:
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Bad Kissingen mbH Hier hält die Stadt einen Anteil von 75 Prozent.
25 Prozent sind bei der Sparkasse
Stadtwerke Bad Kissingen GmbH Hier ist die Stadt 100-prozentiger Anteilseigner.
Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH Die Stadt Bad Kissingen ist hier Minderheitsgesellschafter mit einem Anteil von 40 Prozent. 60 Prozent hält der Freistaat Bayern.
Der Anteil der Stadt soll bis 2018 auf über 50 Prozent steigen.
Kurklinik Victoria GmbH Hier ist die Stadt mit einem relativ geringen Anteil von 14 Prozent dabei. Die Mehrheit von 74 Prozent liegt bei der Fachklinik Victoria Beteiligungs-GmbH & Co. KG; die Hessing-Stiftung Augsburg hält 12 Prozent.
RSG Bad Kissingen Rhön-Saale Gründer- und Innovationszentrum GmbH & Co KG Hier ist die
Beteiligung geteilt: Bei der RSG VerwaltungsGmbH ist die Stadt mit 43,97 Prozent beteiligt. Die Einlage von 25 700 Euro teilen sich Stadt und Landkreis Bad Kissingen (je 43,97 Prozent), Landkreis Rhön-Grabfeld (10,12), IHK Würzburg-Schweinfurt und HWK Unterfranken (je 0,97). Bei der GmbH & Co. KG liegt der Kommanditistenanteil der Stadt bei 28,75 Prozent.
Die übrigen Anteile und Beteiligungen gehen an die Landkreise Bad Kissingen (28,75) und Rhön-Grabfeld (12,50) sowie an die Sparkasse Bad Kissingen (18,0), die Volksbank Bad Kissingen-
Bad Brückenau eG (7,0) und die Sparkasse Bad Neustadt (5,0).