Theaterring erhält Unterstützung

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Szene aus dem Fliegenden Holländer im Kurtheater: Ganz hinten das große Orchester der Hofer Symphoniker, die Damen des Opernchores, davor Senta mit ihrer Amme Mary und das Hofer Ballett, in der Mitte Susanna Mucha. Foto: Gerhild Ahnert/Archiv
Szene aus dem Fliegenden Holländer im Kurtheater: Ganz hinten das große Orchester der Hofer Symphoniker, die Damen des Opernchores, davor Senta mit ihrer Amme Mary und das Hofer Ballett, in der Mitte Susanna Mucha.  Foto: Gerhild Ahnert/Archiv
Sie führen in den nächsten drei Jahren den "Freundeskreis Kissinger Theaterring e.V." (von links): Schatzmeisterin Martha Müller, Vorsitzende Dr. Elisabeth Müller, Schriftführerin Christiane Treubig und stellvertretender Vorsitzender Rainer Zenner. Foto: Thomas Ahnert
Sie führen in den nächsten drei Jahren den "Freundeskreis Kissinger Theaterring e.V." (von links): Schatzmeisterin Martha Müller, Vorsitzende Dr. Elisabeth Müller, Schriftführerin Christiane Treubig und stellvertretender Vorsitzender Rainer Zenner.  Foto: Thomas Ahnert
 

In Bad Kisingen wurde der "Freundeskreis Kissinger Theaterring e.V." gegründet.

Davon hatten nicht einmal die Veranstalterinnen geträumt, dass so viele Theaterring-Abonnenten in den historischen Sitzungssaal des Alten Rathauses kommen würden, um einen weiteren Bad Kissinger Verein zu gründen: den "Freundeskreis Kissinger Theaterring e.V." Die beiden Initiatorinnen, Dr. Elisabeth Müller und Martha Müller, hatten dringenden Handlungsbedarf gesehen, und offensichtlich waren sie mit diesen Gedanken nicht alleine.

Die Gerüchte geisterten ja schon lange durch die Stadt, dass der Stadtrat und Oberbürgermeister Kay Blankenburg den Theaterring der Stadt Bad Kissingen aus Kostengründen am liebsten abschaffen würden. Ein akutes Signal kam 2016, als im Stadtrat öffentlich darüber diskutiert wurde ("Was bringt denn der Theaterring für den Tourismus?"). Dass es nicht zu einer Stornierung kam, lag zum einen daran, dass bereits abgeschlossene Gastspielverträge nicht einfach storniert werden konnten, und zum anderen wohl auch daran, dass aus den Reihen der Theaterabonnenten heftiger Widerstand kam. Damals entstand auch die Idee, einen Förderverein zu gründen. Aber es dauerte noch eine Weile, bis der Plan konkret werden konnte.

"Der Theaterring ist ein wichtiges Kulturangebot in der Stadt mit einer hohen Auslastung und hohen Abonnentenzahlen", sagte Elisabeth Müller. Aber es gebe immer wieder Unruhe wegen des bei derartigen Veranstaltungen unvermeidbaren Zuschussbedarfs. "Die Stadt wackelt mal lauter, mal leiser. Der Theaterring ist nicht sichergestellt." Zweck der Gründung des Vereins sei es nicht, die Stadt aus ihrer finanziellen Verpflichtung zu entlassen und die Zuschüsse zu übernehmen: "Wir gründen diesen Freundeskreis als Signal des Interesses der Kissinger Theaterbesucher an die Stadt und an den Freistaat Bayern - als Eigentümer des Kurtheaters und zur ideellen Unterstützung der Intendanz, die Planungssicherheit braucht." Der Theaterring brauche für die Zukunft Stabilität bei einer gleich bleibenden Zahl an Aufführungen.

Mehr Planungssicherheit

Über mehr Stabilität und Planungssicherheit wäre Intendantin Gerhild Ahnert tatsächlich glücklich. Sie erinnerte daran, dass der Theaterring 1986 vom damaligen Oberbürgermeister Georg Straus initiiert wurde. Der vertrat damals die Meinung, dass es nicht angehen könne, nur im Sommer vier Wochen Hochkultur - in Form des ebenfalls neuen Kissinger Sommers - zu bieten und das übrige Jahr gar nichts. Und er wandte sich an den Kissinger Kunst- und Kulturkreis, der seitdem jedes Jahr acht Sprechtheaterstücke, eine Oper und ein Ballett organisiert. Dass vor allem die beiden letzten Veranstaltungen immer teurer werden, ist ein Problem der Planung. Das andere: Wirklich gute Theateraufführungen, so Gerhild Ahnert, sind immer schwerer zu bekommen, weil in den letzten Jahren einige Agenturen und Gastspielbühnen aufgegeben haben. Deshalb sei es immer wichtiger, möglichst früh Verträge und Termine auszuhandeln, wenn man zum Zuge kommen will. Insofern sei auch eine lange Vorlaufzeit wichtig. Im Augenblick plant sie den Januar 2020: "Die Arbeit macht mir in gewisser Weise Spaß, aber sie ist immer nerviger geworden."

Thomas Lutz, Projektleiter Koordination und Finanzen und Chef des Kissinger-Sommer-Büros, nannte Zahlen und Maßnahmen, und es gelang ihm, einen gewissen Optimismus unter den Gründungsmitgliedern zu verbreiten. Das Defizit, ursprünglich einmal auf 15 000 Euro gedeckelt, belief sich in der Spielzeit 2017/18 auf 23 600 Euro. Er hat dem Stadtrat in seiner letzten Klausur vorgeschlagen, die Defizitgrenze künftig bei 30 000 Euro festzuzurren. Der Vorschlag sei auf positive Resonanz gestoßen, denn "wenn wir bei 15 000 Euro bleiben, sinkt zwangsläufig die Qualität". Die Honorare für die Gastspieltruppen sind auf 90 000 Euro gedeckelt. "Angesichts der Kostenentwicklung werden wir in fünf Jahren bei 98 000 bis 105 000 Euro liegen."

Sachkosten sparen

Im Übrigen hat Thomas Lutz, der mit seinem Büro vor kurzem den Theaterring in der Abwicklung übernommen hat, auch schon organisatorische Schritte eingeleitet, um die Sachkosten zu senken. So wird etwa der Einlassdienst künftig von eigenen Leuten übernommen und nicht mehr von Würzburg oder Erfurt "eingeflogen". Auch im Personalbereich der Bühnentechnik wurden Umstrukturierungen vorgenommen, deren Einsparungseffekt sich sehr schnell auswirken wird. Nach seiner Einschätzung ist der Theaterring damit erst einmal gesichert.

So kann der Freundeskreis die eingenommenen Mitgliedsbeiträge und Spenden - die Gemeinnützigkeit des Vereins ist beim Finanzamt beantragt und wird wohl auch bestätigt - beispielsweise dazu verwenden, Gastspielproduktionen zu fördern, die den Kostenrahmen zu sehr strapazieren oder überschreiten würden - wie der Förderverein Kissinger Sommer, der gezielt ausgewählte Konzerte mitfinanziert. Was dann übrigbleibt, kann für die nächste Spielzeit gespart oder an die Stadt überwiesen werden. Das wird entschieden, wenn es so weit ist. Die Vorstandswahlen gingen rasch und durchwegs einstimmig über die Bühne: Vorsitzende ist Dr. Elisabeth Müller, ihr Stellvertreter Rainer Zenner, Schatzmeisterin Martha Müller, Schriftführerin Christiane Treubig. Zu Kassenprüfern wurden Heike Zöller und Ilse Sand gewählt. Die nächste Wahl findet in drei Jahren statt.