Südlink: Der Ton wird schärfer
Autor: Ulrike Müller
Bad Kissingen, Donnerstag, 02. Oktober 2014
Nachdem Tennet sechs Alternativ-Trassen für den Landkreis Bad Kissingen vorgelegt hat, ist die Empörung groß. Kommunalpolitiker sprechen von "Katastrophe", "Kindergarten" und dem "Ämtergebäude von Asterix und Obelix".
Das Verhältnis ist frostig. "Tennet ist für uns kein ehrlicher Partner mehr", sagt Markus Stockmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Der Gegenstrom Elfershausen", über den Netzbetreiber, der für die Gleichstromtrasse Südlink zuständig ist. "Kindergarten" und "Schwarze Peter-Spiel" nennt Gotthard Schlereth (CSU/Freie Wählergemeinschaft, Oberthulba) die Info-Märkte, bei denen Bürger ihre Einwendungen sagen konnten. "Das war eine Verteilung von Placebos", sagt Schlereth. "Ernsthafte Gesprächspartner gehen anders miteinander um."
Kritik an der Kommunikation
Anfang Juni hielt Tennet Info-Märkte entlang des möglichen Trassenkorridors ab, der im Landkreis Bad Kissingen entlang der Autobahn A7 verläuft (siehe Grafik). Der Netzbetreiber sammelte Hinweise aus der Bevölkerung und fragte nach möglichen Alternativ-Trassen für Südlink. Doch das Ergebnis ernüchtert."Ich bin persönlich sehr enttäuscht", sagt Landrat Thomas Bold (CSU). Er habe den Eindruck, dass keines der Argumente angekommen sei. "Unsere Region ist noch stärker betroffen als vorher."
"Da fühlt man sich wie in dem Ämtergebäude von Asterix und Obelix", sagt Jochen Vogel (CSU). Er steht an der Spitze des Vereins "Rhönlink", der den Protest gegen die Stromtrasse für die Landkreise Bad Kissingen und Fulda bündelt. Auch der Landkreis Rhön-Grabfeld trat bei, um die Schutzwürdigkeit der Rhön zu untermauern. "Keiner will unsere Fragen beantworten", kritisiert Vogel die Kommunikation von Tennet. "Wir lassen uns nicht länger hin- und herschieben."
Region steht zusammen
"Ich bin zutiefst empört über die Ignoranz, mit der man unsere Region behandelt", sagt Brigitte Meyerdierks (CSU), Bürgermeisterin von Bad Brückenau. Nicht nur die Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön sei nicht berücksichtigt worden, auch Staatsbäder, Wasserschutzgebiete und Heilquellen seien schützenswerte Güter. Wenn erst mal eine Stromtrasse dieser Dimension in der Rhön gebaut würde, wäre anderen Investoren Tür und Tor geöffnet, befürchtet Meyerdierks. "Für uns in Bad Brückenau wäre das eine Katastrophe. Unsere gesamte wirtschaftliche Existenz ist auf Kurbetrieb und Tourismus ausgelegt."
Gotthard Schlereth sieht gar bewusstes Kalkül im Vorgehen des Netzbetreibers. "Mit dem Einstreuen der Alternativ-Trassen sollen die Kommunen demoralisiert werden, damit jeder nur noch für sich kämpft", sagt der Bürgermeister von Oberthulba. "Das werden wir nicht mit uns machen lassen", sagt Stockmann aus Elfershausen. Die Bürgerinitiativen wollen nun ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen.
Auch das Landratsamt bleibt nicht untätig. "Ab sofort werden aktuelle Meldungen, Entwicklungen und Termine rund um Südlink auf unserer Internetseiteveröffentlicht", kündigt Landrat Thomas Bold an. Alle Infos gibt's auch auf der Facebook-Seite des Landkreises.
Letzter Weg: Juristische Schritte
Doch ein paar Informationen im Netz reichen nicht, um die Trasse zu verhindern. Das weiß auch der Landrat. "Der Bedarf ist nicht nachgewiesen", stellt sich Bold hinter die Bayerische Staatsregierung, die prüfen lassen will, ob der Netzausbau in dieser Größenordnung überhaupt notwendig ist. "Ich hoffe, dass das im nächsten halben Jahr entschieden wird, damit wir Klarheit haben", sagt Bold.
Sollte - und Bold drückt sich hier betont vorsichtig aus - der Netzausbau in dieser Form bestätigt werden, "dann müssen wir uns Rechtsbeistand sichern und gegebenenfalls klagen." Es wäre der letzte Weg.