In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Kreisverband Bad Kissingen im Bayerischen Gemeindetag erneut ausführlich mit der geplanten Gleichstrom-Trasse Südlink beschäftigt. Der Rhönlink-Vorsitzende und Mottener Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) berichtete vom Energiedialog in München.
"Ich bin überzeugt, dass unsere Region am Ende keinen Schaden nehmen wird", hofft er. Ein großer Erfolg des Landkreises Bad Kissingen sei, dass auch die Bayerische Staatsregierung die Notwendigkeit neuer Stromtrassen anzweifelt.
Gute Argumente gegen die Trasse Über die genaue Trasse will Vogel zwar erst verhandeln, wenn feststeht, dass die Leitung kommen muss, aber er geht trotzdem davon aus, dass der Energiedialog bereits viele gute Argumente gegen die Trasse im Biosphärenreservat geliefert habe. Nach einer Fahrt mit Vertretern der Bundesnetzagentur durch die Region habe es geheißen: "In der Rhön kann man eigentlich keine Stromtrasse bauen."
"Es bleibt ein Deckungsbedarf bis 2023", stellte der CSU-Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner (CSU) klar. Dieser sei bei einer steigenden Bevölkerung in Bayern und technologischer Weiterentwicklung wohl nicht durch Einsparungen zu verringern. Auch Speicher stünden noch keine zur Verfügung. Deshalb setze die Bayerische Staatsregierung vor allem auf Gas-Kraftwerke zur Deckung der Lücke. Kirchner erwartet bis Juli eine Entscheidung, ob solche Gaskraftwerke kommen, und damit auch, ob Südlink wirklich gebraucht wird.
Kein Blatt vor den Mund nahm Landrat Thomas Bold (CSU) vor allem in Hinblick auf den Netzbetreiber Tennet: "Die stellen sich hin und sagen, sie haben einen gesetzlichen Auftrag, aber im Prinzip wollen sie dich nur verarschen", sagte Bold. Tennet sei lediglich auf seine Rendite von 9,5 Prozent aus.
Ein Antrag, aber zwei Projekte? Diese Kritik wurde gestern auch vom so genannten "Hamelner Kreis" vertreten, einem Zusammenschluss aus 20 Landkreisen entlang der geplanten Trasse: Aus Sicht der Landkreise weist der Südlink-Antrag von Tennet gravierende Mängel auf: In einer rechtlichen Stellungnahme an die Bundesnetzagentur wird unter anderem darauf verwiesen, dass sich der im Dezember eingereichte Antrag auf Bundesfachplanung nur auf das Vorhaben "Wilster-Grafenrheinfeld" bezieht. Tatsächlich umfasse das Projekt Südlink jedoch auch die Trasse "Brunsbüttel-Großgartach". Im Landkreis Bad Kissingen sollen beide Leitungen auf demselben Gestänge verlaufen und zeitgleich bis 2022 umgesetzt sein.
Landkreis kündigt Widerstand an "Hier zeigt sich erneut die Verschleierungstaktik, die Tennet von Beginn an fährt", kritisiert Bold, und kündigt an: "Der Landkreis Bad Kissingen wird sich parallel zu den politischen Verhandlungen auch rechtlich gegen den mittlerweile eingereichten Antrag von Tennet zur Wehr setzen."