"Flower-Power" war das Motto in Riedenberg, doch auch das Dorfgeschehen kam nicht zu kurz.
Schnell ausverkauft war er wieder - der erste Büttenabend dieses Jahres in Riedenberg. Treue Fans reißen sich geradezu um die Karten. Und wie immer hat es sich gelohnt, mit dabei zu sein, wenn die Riedenberger diese Veranstaltung mit ganz persönlicher Note steigen lassen - schon lange sind diese Büttenabende Kult im Altlandkreis. Zu Recht sind alle Mitwirkenden - ob auf oder hinter der Bühne - stolz auf diese Gesamtleistung. Die Tänzer und Tänzerinnen, die Akteure mit Texten, Sketchen und Liedern sind fast alle "Marke Eigenbau" - und allesamt nicht von schlechten Eltern. Kurz war diesmal die Zeit für Proben und Vorbereitungen. Ein perfektes Management und ebenso perfekte Zusammenarbeit werden von dem begeistert mitgehenden Publikum mit viel Applaus honoriert.
Immer wieder bieten die Büttenabende Überraschendes. Liebgewordenes entfällt manchmal - Neues, vor allem vom Nachwuchs, setzt neue Akzente.
In diesem Jahr war das Motto "Flower-Power" - blumig und wild ging es zu. Die Elferrats-frauen, sie gibt es seit 25 Jahren in Riedenberg, waren eine Augenweide in ihren bunten Kostümen und umrahmten ihren ebenso lange in Diensten stehenden Sitzungspräsidenten Hubert Dorn, der wie immer gekonnt durch den Abend führte. Die "Flower-Power-Band" unter Leitung von Andreas Schumm sowie die Schunkel-Animateure Evi Schneider und Norbert Hergenröder unterhielten mit flotter Musik und Gesang und verschafften den Besuchern Bewegung.
Einer derjenigen, der inzwischen seit acht Jahren auf der Bühne steht, ist Matthias Dorn in seiner unverwechselbaren Rolle als "Hausmeister". Auch er tanzte im Männerballett mit. "Irgendwann hat jemand zu mir gesagt - du, so was könntest du doch auch bringen", sagt er. Also fing er mal probeweise mit zwei kurzen Auftritten an. Und weil das ankam, hat er es Jahr für Jahr systematisch ausgebaut.
"Ich habe mir das niemals träumen lassen, auf der Bühne zu stehen - vor so großem Publikum", sagt er schmunzelnd.
Dorn bestreitet ganz allein, völlig frei und mit atemberaubender Geschwindigkeit redend einen ziemlich langen Programmpunkt. Kalauer, Witze, gespielte Szenen und jede Menge Unsinn feuert er auf das Publikum ab. Diesmal hat er zwei Songs verfasst - und er entlockte seiner Gitarre immerhin einen Akkord. Woher hat Dorn seine Idee? "Da gibt es Spiele, die ich von Hochzeitsfeiern her kenne. Und Witze konnte ich schon immer erzählen."
Seine oft komplizierten Rechenaufgaben für Prominente holte er sich aus dem Internet, Anregungen gab's auch in Fernsehsendungen. Von Dorn aber wird das alles auf Riedenberg zugeschnitten und bekommt jede Menge Lokalkolorit.
"Vor den Auftritten bin ich jedes Mal total nervös", bekennt er, "aber wenn das Publikum mitgeht, löst sich die Spannung." Auch dieses Mal holte er sich wieder Prominenz aus dem Ort für eines seiner geliebt-gefürchteten Spiele auf die Bühne.
Das bunt gemischte Programm, die ausdrucksstarken Tanzgruppen und eine straffe Führung durch den Sitzungspräsidenten Hubert Dorn ließen den immerhin sechsstündigen Abend zu keiner Minute langweilig werden. In den Texten steckte das Herzblut der Büttenredner und Spieler, steckten teilweise viele Stunden Arbeit und Proben - aber auch die Bereitschaft zu improvisieren, wenn die Situation es erfordert. Zu Recht ist man stolz darauf in Riedenberg.
Da wird das ganze Jahr beobachtet, notiert, festgehalten und gereimt, wie bei der "Ortsschell", die von Anfang an Gerhard Zeier darstellt. Evi Schneider und Edwin Dorn hatten das Ortsgeschehen in Reime gefasst.
Auch "Till" alias Hubert Dorn blickte in Reimform auf das politische Riedenberger oder Brückenauer Jahr zurück. Vieles wurde von ihm wieder scharf glossiert und stimmte so manchen nachdenklich. Raum wird aber auch dem Nachwuchs gegeben. Erstmals stand Micheal Müller als Tanzkurs-Schüler in der Bütt dieses Abends. Viel Lokalkolorit ließ er in seine Beobachtungen einfließen. Stefan Leitsch, seit einigen Jahren dabei, trat als Tupperware-Vertreterin auf und plauderte aus dem Nähkästchen dieser Branche und seinen Erkenntnissen als Ehefrau.
Besinnlich und nachdenklich Die Schlussnummer, vor allem mit Mitgliedern der Musikkapelle, brachte besinnliche und nachdenkliche Töne mit gefühlvollen Gesangsnummern bis hin zum Rap und dem vollen Sound einer Bigband zum Schluss-Song - alles ein absoluter Ohrenschmaus.
Die gespielten Szenen - außer der eher scheinbar deprimierenden Einstiegsszene - waren witzig und voller Gags, mitunter auch akrobatisch.
Es kam deutlich rüber, dass hier auch ein Jahr Baugeschichte des Dorfes verarbeitet wurde - wenn auch manches in ganz irrwitzige Szenen verpackt war. Jedoch: Ende gut, alles gut - wie immer bekannten sich die Riedenberger zu ihrem Dorf und dem Gemeinschaftssinn, der so viel möglich macht. Die Akteure waren Erhard Schumm, Andreas Schumm, Klaus Schumm, Norbert Hergenröder, Evi Schneider, Florian Leimbach, Christian Wolf, Benny Schneider, Jonas Schneider, Simon Hergenröder, Christian Hergenröder, Stefan Klug, Katharina Klug und Ellen Hüther.
Was wären die Büttenabende ohne die Auftritte der fünf Tanzgruppen - alle aus Riedenberg selbst, trainiert von engagierten Mädchen und Frauen aus dem Riedenberger Sportverein.
Zwölf Mädchen - die Jüngsten zeigten einen bezaubernden Schautanz zu "Dance again" - trainiert von Sabine Reuß-Kast. Martina Schaab und Franziska Dorn hatten mit 13 Mädchen in rot-weißen Gardekostümen einen sehr flotten Gardetanz einstudiert - begleitet von der Musikkapelle. Zu "Summer" zeigten zwölf Mädchen in einem farbenfrohen Dress einen wunderschönen Showtanz, einstudiert von Alicia Dorn, Bianca May und Saskia Breun. Mitreißend auch der Auftritt der zweiten Garde, einer perfekten Choreografie mit schnellen Wechseln. Die neun jungen Frauen begeisterten alle im Saal. Ihre Trainerinnen waren Manuela Schaab und Steffi Reimann. Kurz vor der Schlussnummer traten unter der Leitung von Monika Fischer und Desiree Schumm neun wilde Rockerinnen in einer wirbelnden Show auf.
Immer wieder für Überraschungen sorgte auch eine Gruppe junger Männer.
Sitzungspräsident Dorn hatte sie als "Musik mit eigentlich nix" angekündigt. Sie boten eine Trommelschau mit einem Kasten, einer Tonne, Zeitungspapier und allerlei Schnalzgeräuschen - sehr überzeugend und gut gemacht (Florian Leimbach, Philipp Schuhmacher, Benny Schneider und Jonas Schneider). Nur sexy Überaus sexy, aber doch ziemlich unterbelichtet, gab sich Nicole Anzinger als "die Katze". Sie und Edwin Dorn als dörflicher Gegenspieler trennten Welten, wie die Dialoge zeigten.