Stadtrat steht vor schweren Entscheidungen

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Wie geht es weiter mit dem Fürstenhof? Darüber entscheidet der Stadtrat am Mittwoch. Foto: Saale-Zeitung
Wie geht es weiter mit dem Fürstenhof? Darüber entscheidet der Stadtrat am Mittwoch. Foto: Saale-Zeitung
35 Jahre lang arbeitete Elmar Krug bei der Stadt, der Umgang mit seiner Altersteilzeit ist für ihn mehr als enttäuschend. Foto: Ralf Ruppert
35 Jahre lang arbeitete Elmar Krug bei der Stadt, der Umgang mit seiner Altersteilzeit ist für ihn mehr als enttäuschend. Foto: Ralf Ruppert
 
 
 

Sowohl über die Zukunft des Fürstenhofes, als auch über die umstrittene Altersteilzeit von Mitarbeitern wird am Mittwoch öffentlich beraten. Elmar Krug wird sich das als Betroffener nicht entgehen lassen.

Viele Zuhörer garantiert: Neben Städtebauförderung, Gemeindeentwicklungskonzept und der Sanierung des "Palais Erthal" berät der Bad Kissinger Stadtrat am kommenden Mittwoch ab 18 Uhr im Rathaus über die zwei seit Monaten heiß diskutierten Themen Fürstenhof und Altersteilzeit. Dass darüber öffentlich entschieden wird, steht erst seit gestern fest: "Bei beiden Themen gibt es öffentliche und nicht-öffentliche Aspekte", sagt Rathaus-Sprecher Thomas Hack.
Am Ende habe das große öffentliche Interesse entschieden - auch wenn Hack eine Unterbrechung des öffentlichen Teils nicht ausschließen will, um Stadträte über Details zu informieren: entweder über die Auswirkungen der gekündigten Altersteilzeitverträge für einzelne Mitarbeiter oder über Inhalte des vertraulichen Durchführungsvertrages zum 80-Millionen-Euro-Projekt Fürstenhof.

Frist läuft im Oktober ab
Beim geplanten Großprojekt von russischen Investoren gab es in den vergangenen Monaten etliche Gerüchte - auch weil von offizieller Seite wenig zu hören war. Gestern lehnte Anne Cheseaux, Vorstandsvorsitzende der schweizerischen "Fürstenhof SA", erneut eine Erklärung vor der Stadtratsitzung ab. Einzige Auskunft an die Redaktion: "Sie dürfen jedoch davon ausgehen, dass wir weiterhin sehr aktiv an dem Projekt arbeiten." Dafür ist es auch höchste Zeit: In diesem Monat endet die vertraglich festgelegte Frist für den Baubeginn.
Besonders interessant ist die Sitzung für die neun Mitarbeiter der Stadt, die derzeit in Altersteilzeit sind. "Da fühlt man sich in den Arsch getreten", macht etwa der 64-jährige Elmar Krug aus Garitz keinen Hehl aus seinem Ärger. Mit 15 Jahren begann er eine Lehre als Tankwart, zehn Jahre später wechselte er dann zur Stadt und leistete 35 Jahre lang treue Dienste. "Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas im öffentlichen Dienst gibt", war er deshalb vor den Kopf gestoßen, als ihm Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) persönlich im Juli die Kündigung der Altersteilzeit mitteilte. Was war geschehen? Am 23. Juli beschloss der Stadtrat im nicht-öffentlichen Teil der letzten Sitzung vor der Sommerpause, dass die Stadt die Altersteilzeitverträge auflöst, um insgesamt rund 300 000 Euro zu sparen. Grundlage ist die Einführung der Rente mit 63, durch die gerade die langjährig Beschäftigten, die auf 45 Beitragsjahre kommen, früher ihre Rente beziehen können.

Einbußen für Beschäftigte
Was sich plausibel anhört, hat für viele aber erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge: In den restlichen Monaten bis zum regulären Renteneintritt mit 65 gehen ihnen laut dem Personalratsvorsitzenden Alexander Deml bis zu 500 Euro im Monat, später bei der Rente dann bis zu 70 Euro verloren. Elmar Krug hat mittlerweile seine Rente bereits beantragt: "Ich habe ja Verpflichtungen", begründet er den Entschluss. Dabei komme er noch relativ gut weg, weil er eh im April 65 wird. Bei der späteren Rente seien es nur 15 Euro, aber: "Schlimmer ist es für die, die jetzt erst 63 werden."

"Die Kollegen sind alle entsetzt", beschreibt Personalratsvorsitzender Alexander Deml die Stimmung im Rathaus. Deshalb unterschrieben auch bereits 180 Mitarbeiter die Bitte an den Stadtrat, die Entscheidung zur Altersteilzeit noch einmal zu überdenken. "Das ist ein Vertrauensverlust", könnten alle mit den betroffenen Kollegen mitfühlen. Und: "Da fallen mir hunderte andere Stellen ein, die Stadt Geld sparen kann."
Einer der Betroffenen habe fast 50 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet, acht der neun Kollegen seien bereits in der Freistellungsphase. Einbußen entstehen ihnen, weil Betroffene bis 65 nur noch Rente statt der für die Altersteilzeit vereinbarten Bezüge in Höhe von 83 Prozent des üblichen Gehalts bekommen. Zum anderen fehlen ihnen die Rentenversicherungsbeiträge für die restlichen Monate der jetzt gekündigten Altersteilzeit.

Geschichte Der Fürstenhof in der Bismarckstraße wurde 1856 als Hotel eröffnet. 1880 kaufte Anna Gordon das "Hotel de Bavière" und ließ es zum Privatsanatorium ausbauen. 1884 entstand die benachbarte Villa Gordon. Dr. Paul Sotier baute den Fürstenhof zum Privatsanatorium und Hotel der gehobenen Kategorie um. Tochter Elisabeth Sotier verkaufte 1984 das Anwesen an die Arbeiterwohlfahrt, die dort bis 2004 ein Diabetes-Reha-Zentrum betrieb.
Planung Eine russische Investorengruppe gründete 2008 in der Schweiz die "Fürstenhof SA" für den Bau eines Fünf-Sterne-Hotels mit mehr als 220 Betten. Der denkmalgeschützte Fürstenhof, die Villa Gordon und das "Cafè Schweizerhaus" sollen saniert werden. Entlang des Ochsenweges ist ein gläserner Hotelneubau mit 158 Betten in 79 Zimmern vorgesehen. Das Hotel mit Medical Spa soll von der exklusiven Accor-Marke "MGallery" betrieben werden.