Wenn sich Fußballer mit der Natur anlegen

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Äußerlich scheinen die Rasenplätze bereits fit. Doch beim genaueren Blick präsentieren sich Gras und Boden eher formschwach. Foto: Jürgen Schmitt
Äußerlich scheinen die Rasenplätze bereits fit. Doch beim genaueren Blick präsentieren sich Gras und Boden eher formschwach. Foto: Jürgen Schmitt

Derzeit starten die meisten Fußball-Teams in die Vorbereitung. Eine kritische Zeit für die Rasenplätze, die vor allem bei Tauwetter sehr sensibel sind.

Der Firmen-Name ist Programm. Die Brüder Rudolf (33) und Johann Söder (28) aus Kilianshof/Rhön in der Gemeinde Sandberg sind die "Sportplatz-Profis". Die Idee, den Fußballvereinen Knowhow rund um den Sportplatz anzubieten, hatte vor vielen Jahren der Vater. Landwirtschafts-Meister Rudolf Söder verrät der Heimat-Zeitung, wie Rasenplätze in dieser für Fußballer schwierigen Jahreszeit behandelt werden sollen.

Spätestens Mitte Dezember geht der Fußball in die Winterpause. Braucht nicht nur der Kicker, sondern auch der Boden eine Pause nach mehrmonatiger Belastung?
Rudolf Söder: Die wichtigste Pause für den Rasen ist die Spielpause im Sommer. Denn da ist die Vegetationsphase. Im Winter findet keine Vegetation statt, daher ist keine Regeneration in diesen Monaten möglich.
Schaden können die Plätze natürlich nehmen bei extremen Witterungsverhältnissen.

Der Rasen ruht also. Passiert im Boden mehr? Was machen Bakterien und Regenwürmer?
Auch das Bodenleben ist quasi eingestellt. Die Regenwürmer verkriechen sich tief ins Erdreich. Erst wenn die Bodentemperatur auf sechs bis sieben Grad steigt, sind Bakterien und Würmer wieder aktiv. Dann kann es mit dem Wachstum ganz schnell gehen. Das ist meistens Mitte bis Ende März der Fall.

Menschen erkälten sich im Winter öfter. Kann auch der Rasen oder der Boden krank werden?
Ja. Der Rasen kann eine Pilz-Erkrankung bekommen, zum Beispiel durch den Schnee-Schimmel. Bei einem Befall stirbt das Gras ab. Der Rasen hat dann weiße und runde Flecken. Ein Zeichen dafür, dass der Rasen davor nicht richtig mit Nährstoffen versorgt war. Die damit verbundene Schwächung kann den Pilzbefall nach sich ziehen. Mit einer speziellen Düngung sollte der Rasen im Lauf des Jahres so aufgebaut werden, dass er resistenter wird.

Frost, Regen, Schnee: Was schadet dem Rasen, was steckt der Untergrund leichter weg?
Der Schnee richtet am wenigsten Schaden an. Eine geschlossene Schneedecke macht nichts. Der Regen kann zu Problemen führen, wenn die Plätze kein Wasser durchlassen und sich Pfützen bilden. Stehendes Wasser kann den Platz kaputt machen. Es bildet sich eine Stau-Nässe. Der Rasen saugt sich voll wie ein Schwamm, bekommt keine Luft, das Gras erstickt regelrecht. Dann ist im Sommer auch keine Fotosynthese mehr möglich. Eine Drainage hilft natürlich beim Wasser-Abfluss. Und wenn im Winter das Wasser gefriert, kann die Grasnarbe Schaden nehmen, sodass das Gras ebenfalls abstirbt.

Welche Rasensorte steckt Kälte oder Nässe am besten weg?
Für Fußballplätze gibt es spezielle Rasenmischungen. Hier in der Region verwenden wir eine sogenannte Standardmischung, die wir extern beziehen. Für besonders beanspruchte Rasenplätze, zum Beispiel in den Alpen, gibt es dann wieder robustere Gras-Sorten.

Die Vereine sind aktuell in der Vorbereitungsphase. Tauwetter hat eingesetzt. Es regnet viel. Inwieweit kann der Rasenplatz Schaden nehmen?
Am wenigsten kann passieren bei starkem Frost. Ist der Boden gefroren, kann der Fußballer keinen Schaden anrichten. Problematisch wird es, wenn die Plätze auftauen und Teile des Bodens gefroren sind. Dann können Grasbatzen herausgerissen werden. Solche Schäden sind aktuell gar nicht zu beheben. Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man mit Training und Spiel lieber ein wenig länger warten. Wie gesagt, die Regeneration erfolgt erst mit der Wachstumsphase. Umso wichtiger ist es, den Platz im Winter pfleglich zu behandeln.

Was kann gezielt getan werden?
Platzwarte, Trainer und Spieler sollten darauf achten, den Platz so wenig wie möglich zu strapazieren. Die Tore sollen zum Beispiel immer wieder versetzt werden, um punktuelle Belastungen zu vermeiden. Ab März/April sollte die Nährstoff-Versorgung des Rasens sichergestellt werden. Unebenheiten durch Stollen, aber auch Laub- und Äste-Reste können durch Vertikutieren beseitigt werden. Ebenso die oft auf dem Gras zu sehenden Auswürfe von Regenwürmern. Die sind übrigens ein Zeichen dafür, dass die Pflege des Platzes nicht intensiv genug war.

Gerade in der Vorbereitungsphase trainieren Vereine drei- bis viermal in der Woche. Macht es einen Unterschied, ob ich Stollen- oder Noppenschuhe benutze?
Stollen sind aggressiver. Gerade bei Nässe sind größere Schäden möglich. Bei normaler Witterung ist der Stollenschuh für den Boden aber gut, weil der Boden belüftet und das Wachstum damit angeregt wird.

Manche Vereine räumen ihren Platz nach starken Schneefällen. Besteht da Gefahr für den Rasen oder die Grasnarbe?
Das Schnee-Räumen kann dann gefährlich sein, wenn der Boden nicht gefroren ist. Vor allem beim maschinellen Einsatz kann das Gras erheblich leiden. Das Räumen von Hand ist weniger riskant. Andererseits kann eine geschlossene Schneedecke isolierend wirken und vor Kahl-Frösten schützen. Bei 20 Grad Minus kann der Rasen Schaden nehmen, wenn keine Schneedecke vorhanden ist. Der Spieler richtet nur dann Schaden an, wenn unter der Schneedecke der Boden weich wäre.

Wann sollte im Sinne des Rasens mit dem Trainieren und Spielen begonnen werden?
Dem Rasen wäre es recht, wenn es erst im April weiterginge.