US-Soldaten im Einsatz als Fußballer sind jetzt Geschichte

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Will Guzmann (links) und Tarweh Witherspoon vermissen nicht nur den Fußball in Deutschland. Foto: Jürgen Schmitt
Will Guzmann (links) und Tarweh Witherspoon vermissen nicht nur den Fußball in Deutschland. Foto: Jürgen Schmitt

Will Guzman und Tarweh Witherspoon gehören zu jenen US-Soldaten, die während ihrer Zeit in Schweinfurt für einen deutschen Verein kickten.

Über Jahrzehnte hatten US-Soldaten zu Schweinfurt gehört wie der Main oder das Willy-Sachs-Stadion. Längst hat dort die Konversion die Integration abgelöst. Also die Umnutzung von Gebäuden oder Flächen, die zuvor über 10 000 US-Amerikaner genutzt hatten. Die US-Army wird in Stadt und Landkreis Schweinfurt 2940 Hektar Kasernen-, Übungs- und Wohngelände auf acht Liegenschaften zurücklassen. Aber auch einige Sportvereine, die profitiert hatten von der Sportbegeisterung der Nordamerikaner. Die zunehmende Beliebtheit von Soccer, also dem europäischen Fußball, sorgte dafür, dass sich die Vorliebe der US-Boys keineswegs nur auf American Football, Basketball oder Eishockey beschränkte.

Mit Will Guzman, Tarweh Witherspoon, Brad Liberio, Angelo Citino und Evgeny Sarychev trugen fünf Spieler fast zeitgleich das Trikot des TSV Ebenhausen. Kleine Zufälle hatten das Quintett nach Ebenhausen gebracht.
Kleine Zufälle, aus denen mitunter große Freundschaften wurden. Geblieben sind beim Kreisklassisten viele schöne Erinnerungen an aufgeschlossene, hilfsbereite und motivierte Kicker. Die Heimatzeitung wollte wissen, was aus diesen Spielern geworden, was von der Zeit in Deutschland hängen geblieben ist.

Eigentlich müsste Tarweh Witherspoon froh sein, keinen weiteren Winter in Deutschland verbringen zu müssen. Schließlich schiebt der 31-Jährige mittlerweile Dienst in Waipahu auf Hawaii, ganz in der Nähe von Honolulu. Drei Jahre hatte der dunkelhäutige Modell-Athlet in Deutschland gelebt, war unmittelbar nach einem militärischen Auslandseinsatz in den 500 Mitglieder starken Dorfverein gekommen. Eine andere Welt, auf die sich "Spoon" gerne einließ. "Ich vermisse die Jungs in Ebenhausen, aber auch Schweinfurt und die deutsche Kultur mit den so unterschiedlichen Städten und Dörfern."

Rein sportlich gesehen gehörte Tarweh Witherspoon sicher zu den besten Spielern, die jemals für den TSV Ebenhausen aufgelaufen waren. "Derzeit spiele ich in der zweiten Division, eine Liga unter den Profis. Durch meinen Armee-Dienst ist eine höhere Liga derzeit nicht möglich." Die Sprach-Barriere verhinderte noch engere Bindungen, dennoch blickt der Geschütz-Soldat fast wehmütig zurück. Spricht von guten Kumpels, der tollen Gemeinschaft und der Unterstützung von allen Seiten. Rassimus? Fehlanzeige. "Das war nie ein Thema. Vom ersten Tag an wurde ich akzeptiert und war Teil der Gemeinschaft. Das war einfach eine gute Zeit in Deutschland."

Das findet auch Will Guzman. Kein Wunder, der 28-Jährige lebt zwar inzwischen in Lawton in Oklahoma, hat aber enge Verbindungen nach Unterfranken: zu seiner Verlobten und der gemeinsamen Tochter. Zwei Jahre war der für Munition verantwortliche Sergeant in Schweinfurt stationiert. Und genoss das entspannte Leben in seiner Heimat auf Zeit. "Die herrliche Natur und den langsameren Lebens-Rhythmus fand ich klasse. In den USA lebst du, um zu arbeiten. Und arbeitest du, um zu leben", sagt Guzman, der ebenfalls dem Fußball treu geblieben ist beim "Fort Sill Post Soccerteam". Immer noch überrascht zeigt sich der 28-Jährige über die Fußball-Begeisterung auf dem Land. "Für mich war das schon etwas Besonderes, wenn die Zuschauer deinen Namen rufen und dich anfeuern. Ich bin wirklich von allen Seiten mit offenen Armen empfangen worden. In einem Dorfverein zu spielen, war für mich eine super Erfahrung."

Eigentlich hatte Brad Liberio seinen "Buddies" Spoon und Will nur beim Fußballspielen zuschauen wollen. Ein paar Wochen später stand der 25-Jährige ohne jede Erfahrung im Ebenhäuser Reserve-Team, gehörte fortan zu den Trainingsfleißigsten. "Ich vermisse das Bier, die Feste und Saurbraten", sagt Brad Liberio, der von Juni 2010 bis Mai 2013 Deutschland kennenlernen durfte. Berufsbedingt ist die Fußball-Karriere allerdings auf Eis gelegt. "Ich mache eine Ausbildung zum Feuerwehrmann, da muss ich viel lernen", berichtet der Chicagoer, der mittlerweile im Bundesstaat Illinois lebt und noch immer von seinem mit der Schulter erzielten Tor schwärmt. "Das waren großartige Zeiten. Und verrückte Nächte mit den Jungs."

Angelo Citino kam zum TSV Ebenhausen quasi durch den Biergarten. "Ich hatte in Holzhausen gewohnt und auf einem Flyer etwas von der Neueröffnung des Biergartens erfahren. Und da ich neugierig auf Vereinsleben war, bin ich da mal hingefahren", erinnert sich der 35-Jährige. Der war zwar nicht bei der US-Army, aber seine Frau Katie, die unmittelbar vor einem einjährigen Auslandsaufenthalt gestanden hatte. "In Ebenhausen wurde ich gleich von einigen Spielern angesprochen. Zwei Jahre habe ich insgesamt für den TSV gespielt, war im Trainingslager dabei und habe sogar einige Tore geschossen. Gerade das erste Tor hinterließ natürlich ein tolles Gefühl", erzählt Angelo Citino, der nach abgeschlossenem Fernstudium mittlerweile in Elkton an der Ostküste lebt, sich mit seiner Frau auf das erste Kind freut und in seiner Heimatstadt Philadelphia in einer Hobbyliga Fußball spielt. "Wir haben in Deutschland einige sehr starke Freundschaften schließen dürfen. Und denken gerne zurück an das gute Essen und das gute Bier, aber auch an die wunderbare Landschaft, ans Oktoberfest, die Weinfeste, die Faschingszeit oder Weihnachtsmärkte."
Einige wenige Einzelschicksale, die offensichtlich eines zeigen: Sport kann tatsächlich Grenzen überwinden.