Tischtennis-Verband übernimmt die Bösewicht-Rolle

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Ein Teil der im Tischtennis-Sport anfallenden Ordnungs-Gebühren dient künftig der Verbands-Finanzierung. Zu Lasten der Kreise. Doch so viel Geld ist es nicht, dass den heimischen Vereinen quasi vom Schläger fällt. Foto: Jürgen Schmitt
Ein Teil der im Tischtennis-Sport anfallenden Ordnungs-Gebühren dient künftig der Verbands-Finanzierung. Zu Lasten der Kreise. Doch so viel Geld ist es nicht, dass den heimischen Vereinen quasi vom Schläger fällt. Foto: Jürgen Schmitt

Die neue Handhabe bei den Ordnungsgebühren passt nicht allen Kreisen. Für den unterfränkischen Bezirksvorsitzenden Joachim Car ist sie aber sinnvoll.

Wenn Entscheidungen "von oben" kommen, ist die Basis schnell bei der Hand mit Kritik. Vor allem wenn es um den eigenen Geldbeutel geht. Heißt im speziellen Fall: Ein Teil der Ordnungsgebühren wandert künftig nicht mehr in die Kasse der Tischtennis-Kreise, sondern geht zum Bayerischen Tischtennis-Verband. "Das hat der Verbands-Ausschuss mit der Mehrheit der Bezirksvorsitzenden beschlossen", sagt Joachim Car. Der Bezirksvorsitzende von Unterfranken steht hinter diesem Beschluss. "Früher gab es für den Tischtennis-Sport wesentlich mehr Mittel vom Staat, mit denen etwa 30 Prozent des Gesamthaushaltes finanziert werden konnten. Jetzt macht dieser Anteil keine zehn Prozent aus."

Weniger Spieler, weniger Einnahmen

Jedes Jahr führt jeder Tischtennis-Verein für jeden aktiven Erwachsenen zehn und bei jugendlichen Spielern vier Euro an den Verband ab.
In den vergangenen zehn Jahren sind aber 250 Vereine bayernweit von der Bildfläche verschwunden. Mit ihnen viele Spieler. Deren Beiträge fehlen eben nun im Verbands-Haushalt. "Und der ist wirklich eng gestrickt", weiß der Fuchsstädter. Und versteht die kritischen Stimmen der ab September in Kraft tretenden Regelung ganz und gar nicht. "Betroffen sind doch lediglich die Ordnungs-Gebühren für Nichtantreten, vermindertes Antreten und für das Zurückziehen einer Mannschaft. Alle anderen anfallenden Gebühren bleiben nach wie vor im Kreis oder Bezirk."

Unkomplizierter Gebühreneinzug

Was die Sache aus Verbands-Sicht so lohnenswert macht, ist der unkomplizierte Einzug der Ordnungsgebühren. Über das vor etwa drei Jahren eingeführte EDV-Programm "Click-TT" muss jeder Heimverein die Spielstatistik melden, binnen 48 Stunden der Gast die Angaben bestätigen. Fallen Ordnungsgebühren an, wird dies automatisch vom Programm fest- und den Vereinen in Rechnung gestellt. Praktisch. "Früher haben das im Kreis die Fachwarte oder Ligen-Verantwortlichen erledigt. Jetzt fühlen sich manche wie entmündigt", weiß Car. Finanziell schlecht geht es den Kreisen offensichtlich nicht. "Da genügen in der Regel Rücklagen in Höhe von 1000 Euro. Die Kreise sollen schließlich kein Geld horten und brauchen kein Vermögen. Das ist Gejammere auf hohem Niveau", sagt der 55-Jährige. Und: "Käme ein Kreis wirklich mal in Probleme, würde der Verband selbstverständlich helfen.

Seriöse Finanzierung

Mit der neuen Regelung gut leben kann Joachim Paul. "Mir macht das nichts aus. Unsere Budget-Planungen sind zum ganz großen Teil ohne diese Gebühren eingeplant", sagt der Vorsitzende im Tischtennis-Kreis Rhön. Und liegt damit auf einer Wellenlänge mit Joachim Car. Denn: "Manche Kreise behaupten, ein Drittel ihres Haushalts bestünde aus den Ordnungsgebühren. Das ist für mich ein Ansatz, der zu hinterfragen ist. Das halte ich für unseriös." Im Tischtennis-Kreis Rhön halten sich die zu erwartenden finanziellen Verluste im Rahmen. "Wir reden von Beträgen im Jahr, die sich gerade mal im hohen zweistelligen Bereich bewegen", verrät Joachim Paul. Ein "teurer" Rückzug einer Mannschaft kostet beispielsweise 50 Euro, ein Nichtantreten 20 Euro. Jeder Kreis finanziert sich insbesondere durch Grund- und Mannschafts-Gebühren.
Seit dem Jahr 2000 steht der in Hammelburg tätige Berufsoffizier Joachim Car an der Spitze des Bezirks. Und kennt daher seine Pappenheimer. "Manchmal wurde doch eine Gebühr gar nicht eingezogen, aus welchen Gründen auch immer. Die jetzige Regelung ist daher viel gerechter, weil jedes Vergehen auch geahndet wird. Und der Böse ist jetzt nicht mehr der Funktionär aus dem Kreis oder Bezirk, sondern der Verband."