SG Garitz/Nüdlingen zwischen Windstille und Orkan

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Kreisläuferin, Spielmacherin und Topscorerin: Die Vielseitigkeit von Sabrina Kleinhenz (beim Wurf) war im Spiel gegen Taufkirchen ganz besonders gefragt. Mit auf dem Bild (von links) Franziska Thomas und Anna-Lena Paech. Foto: Hopf
Kreisläuferin, Spielmacherin und Topscorerin: Die Vielseitigkeit von Sabrina Kleinhenz (beim Wurf) war im Spiel gegen Taufkirchen ganz besonders gefragt. Mit auf dem Bild (von links) Franziska Thomas und Anna-Lena Paech. Foto: Hopf

Vor der Pause gelingt der SG Garitz/Nüdlingen in 15 Minuten kein einziger Treffer. Ein taktischer Kniff von Trainer Harun Tucovic leitet die Wende ein, weil der SV-DJK Taufkirchen mit der Kraft am Ende war.

SG Garitz/Nüdlingen - SV-DJK Taufkirchen 22:18 (6:11).
Ausgerechnet Taufkirchen. Ausgerechnet die Oberbayern, die auswärts in dieser Spielzeit keine Bäume ausgerissen hatten - allenfalls einen Bonsai mit dem Sieg in Winkelhaid. Ausgerechnet gegen die Truppe von Markus Brosig, die das Hinspiel deutlich mit 18:27 hatte abgeben müssen im ersten Saisonspiel, hätte der Heimnimbus der Spielgemeinschaft sein Ende finden können. "Über das Wie brauchen wir nicht diskutieren. Wir haben das Spiel gedreht. Gewonnen ist gewonnen." Der Schnell-Analyse von Harun Tucovic müsste man nicht mehr viel hinzufügen. Pflichtsieg halt für die Unterfranken gegen ein Team im Abstiegskampf. Aber dieses Spiel muss mit all seiner Verrücktheit verbal gewürdigt werden. Mit 340 Kilometern hatten die Gäste die weiteste Anfahrt der Saison hinter sich gebracht. Mit nur sechs Feldspielerinnen und zwei Torfrauen. Und mit dem Glauben, allen üblen Vorzeichen zum Trotz etwas Zählbares mitzunehmen in den Süden der Republik.

Exakt sieben Sekunden hatten die Taufkirchener zum Führungstreffer gebraucht, um anschließend eine offene Partie zu erzwingen, in der Tucuvic früh die Torfrau wechselte, die erfahrene Stephanie Piske brachte für Pia Kunzmann, die wenig Fortune hatte bei ihren Abwehraktionen. Mit 7:6 führte der Gast nach 15 Minuten. Dann fingen die Probleme der Heim-Sieben erst richtig an. Während vor der Schlossberghalle der Sturm tobte, herrschte im Angriffsspiel der Spielgemeinschaft vollkommene Windstille. Allenfalls das Kopfschütteln der vielen Fans sorgte für ein bisschen Luftzirkulation. Bis zur Pausensirene gelangen: null Tore.

Was der Trainer auch versuchte, nichts löste die Tor-Blockade. Und der Trainer hatte viel versucht. Hatte die Abwehr von 5:1 auf 6:0 umgestellt, hatte die Positionen der Außenspielerinnen getauscht, hatte es mit zwei Kreisläuferinnen und einem Wechsel auf der Spielmacher-Position versucht. Nicht einmal in zwei Überzahl-Spielen oder vom Siebenmeterpunkt sollte ein Treffer gelingen. Einzig positiv war, dass die SG in dieser Zeit dank Stephanie Piske nur vier Tore schlucken musste. "Wir hatten personelle Ausfälle und angeschlagene Spielerinnen. Ungeachtet dessen war das aber kein Bayernliga-Niveau, was wir in den ersten 30 Minuten angeboten haben", kritisierte der Coach. Still war es zur Pause in der Kabine, wo Tucovic Geduld einforderte, "weil man eine Aufholjagd nicht in wenigen Minuten macht. Wir hatten schließlich 30 Minuten Zeit".

Die Wende ließ sich ebenfalls Zeit, weil die SG erst Pech mit einem Lattentreffer hatte, im Gegenzug das 6:12 kassierte. Eine Viertelstunde später führten die Gastgeber mit 15:14. Ein weiterer taktischer Kniff hatte voll eingeschlagen. Vom Kreis wurde Sabrina Kleinhenz als Spielmacherin auf die Rückraum-Mitte-Position beordert, womit Lisa Wenzke ihre Scorer-Qualitäten besser ausspielen konnte. Caro Annon fand ebenfalls zu gewohnter Präzision zurück, sodass endlich auch über Außen entscheidende Tore fielen. Immer euphorischer wurde jetzt das Publikum, das insbesondere Stephanie Piske feierte, die Gegenstöße mit exzellent getimten Abwürfen einleitete.

Das Happyend für die Spielgemeinschaft war zugleich das Drama für Taufkirchen. Mangels Wechselmöglichkeit musste gar die zweite Torfrau als Feldspielerin ran. Vor allem die stark spielende Jasmin Ellwanger konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, streckte mit der Schlusssirene alle Viere von sich. "Mit einem Sieg in die Rückrunde zu starten, war extrem wichtig. Zumal wir nächste Woche bei den so heimstarken Dietmannsriedern antreten müssen", sagte Harun Tucovic. Ausgerechnet Taufkirchen. Ausgerechnet die Oberbayern hatten gezeigt, wie aus einer Flaute ein Orkan werden kann.
Tore für die SG: Sabrina Kleinhenz (7), Lisa Wenzke (6/1), Caro Annon (3), Anne Früh (2), Anna-Lena Paech (2), Julia Albert (2).