Sie lief spät; trotzdem ließ die ARD-Doku "Schwarzgeld im Amateurfußball - Das Gehalt kommt im Umschlag" aufhorchen. Eine Milliarde Euro soll in den unteren Fußball-Ligen mutmaßlich pro Saison an Kicker mit Hobbystatus fließen - die Hälfte als Schwarzgeld.
Auch wenn diese Praxis steuerrechtlich nicht in Ordnung ist: Überkriminalisieren sollte man sie nicht. Denn das System Fußball stinkt von oben her.
4,5 Milliarden Euro - soviel betrug der Umsatz der Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga in der Spielzeit 2019/20 (laut Wirtschaftsreport der Deutschen Fußball Liga). Da sieht man, wo im deutschen Fußball das große Geld verdient wird. Das Schlimme ist, dass davon in den Spielklassen darunter wenig ankommt. Schon in der Dritten (Profi- )Liga wandeln viele Klubs am Rande der Existenz, weil Fernsehgelder viel spärlicher fließen und das Interesse bei Sponsoren deutlich geringer ausfällt.
Wer nun die Zahlung von "Aufwandsentschädigungen" und Antrittsprämien selbst bei Amateuren kritisiert, sollte bedenken: Die meisten Vereine, auch in der Rhön und Unterfranken, setzen auf das Engagement Ehrenamtlicher. Sie sind froh, wenn sich ein Gönner aus dem Mittelstand findet, der ein paar Hundert Euro zum Etat zuschießt.
Reich wird im reinen Amateurbereich dennoch niemand. Im Gegenteil: Die meisten schreiben ihre Kosten für Ausrüstung und weite Auswärtsfahrten bereitwillig in den Wind. Gleichzeitig kann man sich fragen, wo die vielen Talente für die Profikader her kommen sollen, wenn nicht aus kleineren Ausbildungsvereinen. Die Strukturen dafür kosten ebenso und die Trainerinnen und Trainer können und wollen nicht alles für lau machen.
Solange DFB und DFL eine gerechtere Umverteilung der Millionen ablehnen, wird sich die angeprangerte Praxis nicht ändern.