Zu seinem Projekt-Tag hatte das Bad Kissinger Jack-Steinberger-Gymnasium die Bundesliga-Profis aus Würzburg zu Gast.
Alex King würde einen guten Sportlehrer abgeben. Geduldig erklärt der 27-Jährige die Wurf-Übung. Korrigiert. Motiviert. Vertauschte Rollen. Denn normalerweise hört der Zwei-Meter-Mann selber zu. Wenn sein Coach Marcel Schröder Anweisungen gibt. Doch der Trainer der s.Oliver Baskets Würzburg ist nicht mit nach Bad Kissingen gekommen. Und wird glänzend vertreten von den Bundesliga-Profis, die den sechsten Klassen des Jack-Steinberger-Gymnasiums in der Bayernhalle Anschauungs-Unterricht in Sachen Basketball geben. Der komplette Kader. Ungewöhnlich.
Eine schöne Überraschung "Wenn wir für unseren Basketball-Tag zwei Profis hätten bekommen können, wäre das schon klasse gewesen. Dass dann alle Spieler kommen, damit hatten wir selbst nicht gerechnet", sagt Winfried Böck. Ein Glücksfall, der kein Zufall ist.
Weil mit Christian Recker ein Sport-Referendar an der Schule ist, der zugleich Nachwuchstrainer bei den Mainfranken ist und einen engen Draht zu den Profis hat. "Man sieht sich fast täglich in der Halle", erzählt der 29-Jährige, der das Konzept der Kissinger für ihren Basketball-Tag dem Würzburger Management um Jochen Bähr und Steffen Liebler vorstellte. Und dann selbst überrascht war, dass alle Profis an die Saale geschickt wurden. "Das ist auch für uns was Neues, dass wir mit allen Spielern an einem solchen Projekt teilnehmen", sagt Christoph Henneberger, der gemeinsam mit Jason Boone die Verteidigung lehrte. Und die zwei Stunden in der Bayernhalle als angenehme Ablenkung sieht nach der jüngsten bitteren Niederlage in der Bundesliga gegen Bonn.
"Das ist ein schönes Team-Event und eine Abwechslung zum Trainingsalltag."
Teamgeist wird vorgelebt Die Profis leben Teamgeist vor. Zeigen den weit über 100 Schülern an diesem Vormittag, dass Tempo, Präzision, Kraft und Technik ebenso zum Basketball gehören wie der Spaß. Rituale inklusive. Am Ende einer jeden Station wird abgeklatscht oder ein Schlachtruf kreiert. "Wir brauchen keine Verteidigung. Wir sind Shooters", sagt Alex King und grinst hinüber zu den Kollegen an der Defensiv-Station. Fast schüchtern hatten die großen Kerle frühmorgens die Halle betreten. Ebenso zurückhaltend war der Applaus der Schüler ausgefallen. Doch das Eis brach so schnell wie der Schnee vor der Bayernhalle taute. In Sachen Basketball ist der Landkreis Bad Kissingen sportliche Diaspora.
Ein Basketball-Trikot hatte kein einziger Schüler übergestreift, stattdessen Textilien nationaler und internationaler Fußball-Vereine.
Werbung für den Sport im Verein Solche Veranstaltungen sollen natürlich den Fokus auf das Spiel mit dem Korb richten. "Unser Ziel ist es, mit diesen Schul-Aktionen die Kinder in die Vereine zu bekommen", sagt Richard Latzel. Der 27-Jährige ist der Schulsport-Beauftragte der s.Oliver Baskets und leitet im Bezirk das "Junior-Franken-Projekt" zur Förderung des Mini-Basketballs. Latzel, der in der Nachwuchs-Akademie der Mainfranken zudem eine verantwortliche Position in der Jugendarbeit einnimmt, fordert die Schulen auf, sich für solche Aktionen mit den Profis zu bewerben. "Natürlich können wir meistens nur einige Profis in die Schulen schicken. Aber dieses Angebot gilt wirklich für alle.
Man muss sich nur bei mir melden, dann versuchen wir einen Termin zu finden."
Sogar aus München angereist war Carina Beck, die innerhalb des Bayerischen Basketball-Verbandes solche Aktionstage vorbereitet, unterstützt und allen Vereinen als Ansprechpartnerin dient. "Dass so viele Bundesliga-Akteure vor Ort sind, ist wirklich außergewöhnlich. Ich selbst bekomme zudem interessante Anregungen", sagt die Diplom-Sportwissenschaftlerin. Und freute sich mit allen Beteiligten über den kleinen Showteil der Profis mit allen Elementen, die den Basketball-Sport so attraktiv machen. Spektakuläre Dunkings gab es ebenso zu bestaunen wie Körbe aus großer Distanz.
Neue Fans Für Alex King schien die Zeit fast zu schnell zu vergehen. Nur wenige Minuten hatten die Kinder pro Station Zeit. "Ich habe als Kind selbst davon geträumt, mal mit einem Profi zu trainieren. Und wir wollen nicht nur anwesend sein, sondern den Kindern auch etwas vermitteln." Der Mann mit der Schuhgröße "49" hat an diesem Tag viele neue Fans gefunden. Und das in der Diaspora.