Martina Greithanner (TSV Münnerstadt) gewinnt bei den Senioren-Weltmeisterschaften zweimal Gold. Reinhart Vogler (TV Bad Brückenau) holt sich in Porto Alegre den Teamtitel im Halbmarathon.
Goldmedaillen gab es für Martina Greithanner vom TSV Münnerstadt und Reinhart Vogler vom TV Bad Brückenau bei den Senioren-Weltmeisterschaften der Leichtathleten im brasilianischen Porto Alegre. Für Martina Greithanner sogar als Doppelweltmeisterin im Kugelstoßen und Diskuswurf der Altersklasse W-35. Reinhart Vogler wurde Teamsieger im Halbmarathonlauf der M-60. Martina Greithanner war nicht nach Brasilien gereist, um sich mit Plätzen im Mittelfeld zu begnügen.
Die Sportlerin aus Reichenbach wollte mindestens einmal Gold holen. Am besten schon an ihrem ersten Wettkampftag, da feierte sie ihren 39. Geburtstag. Die Konkurrenz im Kugelstoßen hatte die TSVlerin nicht in Angst und Schrecken versetzt. "Ich habe schon beim Einstoßen gemerkt, dass da nichts anbrennen kann."
Mit 13,13 Metern im ersten Versuch wurde die Pädagogin am Münnerstädter Gymnasium Weltmeisterin ihrer Altersklasse vor der Finnin Kirsi Koro, die mit einem respektablen Abstand von exakt 2,50 Metern Zweite wurde. "Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass es am Ende nicht etwas weiter ging", gibt Martina Greithanner zu. "Beim Einstoßen war ich noch deutlich weiter." Zum Vergleich: Am 29.07.1997 wuchtete sie die vier Kilogramm schwere Eisenkugel auf ihre bis heute gültige persönliche Bestleistung von 16,84 Metern.
"Damit wurde ich Vierte bei den Deutschen Meisterschaften der Aktiven in Braunschweig", erinnert sich Greithanner. Im Diskuswurf steht ihr Hausrekord bei immerhin 56,40 Metern. Drei Medaillen holte sie in der Jugend- und Juniorenklasse bei Deutschen Meisterschaften. "Ein Deutscher Titel blieb mir in dieser Epoche jedoch verwehrt. Da war die Konkurrenz einfach zu groß" sagt sie, die acht Jahre in Folge immer unter den besten Acht in Deutschland war.
Dass die Siegerehrung buchstäblich ins Wasser fiel, ärgerte die Sportlehrerin. "Nach einem heftigen Regenschauer vergrößerte sich das ohnehin schon vorhandene Chaos bei dieser WM noch mehr. Keiner wusste, wann die Ehrungen stattfinden. Die Medaillen wurden einfach formlos übergeben." Besser lief es drei Tage später nach dem Diskuswurf. Mit guten 44,10 Metern erzielte sie mit der ein Kilogramm schweren Scheibe eine starke Weite und wurde erneut überlegen Senioren-Weltmeisterin. Diesmal gab es eine würdige Ehrung, bei der für Martina Greithanner nun auch die deutsche Nationalhymne gespielt wurde. "Ich sehe das Engagement bei den Senioren als meine zweite Sport-Karriere", sagt sie und will auch in Zukunft weitere Medaillen bei internationalen Senioren-Meisterschaften gewinnen. Aber auch bei den Aktiven sollte Greithanner in Bayern noch einige Jahre ganz vorne mithalten können.
Auf Gold musste Reinhart Vogler bis zu seinem letzten Wettbewerb warten. Im Halbmarathonlauf stand der Sportler vom TV Bad Brückenau zusammen mit seinen Teamgefährten ganz oben auf dem Podest und wurde Teamweltmeister. Dabei ging es ihm über die 21,1 Kilometer ganz und gar nicht gut. "Ich hatte mir eine Erkältung eingefangen. Das war eine einzige Qual", fasst Reinhart Vogler seinen 1:30 Stunden langen Lauf auf einem sechsspurigen Highway zusammen.
In der Einzelwertung wurde er damit immerhin Zehnter. Diese Platzierung erreichte er bereits am ersten Wettkampftag im Crosslauf. "Obwohl mir die flache Strecke auf festen Sandwegen nicht besonders lag, war das definitiv mein bester Lauf hier in Porto Alegre", erzählt der Schwärzelbacher, der vor drei Jahren in Finnland sogar Bronze im Cross gewann. Zumal in dem 48-köpfigen Teilnehmerfeld neben zahlreichen starken Südamerikanern auch viele der besten Europäer am Start waren.
Mit dem siegreichen Russen Alexey Krivonosov verbindet Reinhart Vogler eine lange Freudschaft. Der benötigte für die acht Kilometer lange Strecke 28:28 Minuten, während Vogler als bester Deutscher nach 31:10 Minuten im Ziel war. Hinter den Teams aus Russland und Großbritannien durfte sich der TV-Läufer über Mannschafts-Bronze freuen. Zwischen Crosslauf und Halbmarathon blieb für Vogler, der zwei Wochen in Brasilien weilte, genügend Zeit, sich den Bahnläufen im Stadion zu widmen. Über 5000 Meter lief er in 19:20 Minuten auf den 19. Platz und beendete die 10.000 Meter als Zwölfter. Während der 25 Runden auf Tartanbelag herrschten knapp 35 Grad Hitze, was seine Zeit von 40:58 Minuten zusätzlich aufwertet. Dennoch sagt der 63-Jährige: "Die Bahn ist ein rotes Tuch für mich. Ich laufe lieber im Gelände oder auf der Straße. Nur weil ich sowieso da war, bin ich gestartet."
Auch Reinhart Vogler spricht von "einer WM-Organisation in Brasilien, die einer mittleren Katastrophe gleich kam". Technische Probleme, keine Infos, Durcheinander bei den Siegerehrungen, die entweder gar nicht oder erst Tage später stattfanden. "Man lernt vor Ort schnell, dass Zeit in Brasilien keine Rolle spielt. Aber die Lässigkeit, mit der die Menschen die Probleme anpacken, gleicht das Chaos wieder aus", sagt Greithanner. Beide Sportler mussten für ihre Reisekosten und Startgelder übrigens selbst aufkommen.