Doug Kacharvich will bei den Wölfen Spuren hinterlassen

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Doug Kacharvich (links) ist Trainer der Kissinger Wölfe, betreut aber auch den Nachwuchs in der Eishockey-Schule. Auf unserem Bild bekommt Maxi einen wertvollen Tipp vom Kanadier. Foto: Jürgen Schmitt
Doug Kacharvich (links) ist Trainer der Kissinger Wölfe, betreut aber auch den Nachwuchs in der Eishockey-Schule. Auf unserem Bild bekommt Maxi einen wertvollen Tipp vom Kanadier.  Foto: Jürgen Schmitt

Seit einem halben Jahr trägt Doug Kacharvich die sportliche Verantwortung beim Eishockey-Landesligisten Kissinger Wölfe. Vor der Saison stand mangels Personal sogar ein Rückzug der Mannschaft im Raum. Davon kann keine Rede mehr sein. Aktuell belegen die Saalestädter in der Tabelle den neunten Platz unter zwölf Teams.

Wie hat der Trainer der Kissinger Wölfe Silvester gefeiert?
Doug Kacharvich: Ich habe mit meiner Lebensgefährtin hier in Bad Kissingen gefeiert. Und an Neujahr haben wir das Neujahrskonzert mit den Berliner Symphonikern besucht.

Eishockey-Trainer und Liebhaber von klassischer Musik - eher ungewöhnlich.
Für mich nicht. Ich mag Sport und Kultur. Man braucht schließlich einen Ausgleich. Und das tolle kulturelle Angebot war ja mit ein Grund, weshalb ich hierher gekommen bin. Neulich habe ich dem Kur-Orchester zugehört und mich ganz spontan mit einigen Musikern unterhalten. Meinen Vorschlag, mal ein Eishockey-Spiel zu besuchen, fanden die gar nicht mal schlecht. Sport, Kultur und eine Fan-Kultur Hand in Hand, das wünsche ich mir.

Du hast neben Dir die Zeitschrift "Eishockey-News" liegen. Was hast Du gerade gelesen?
Diese Zeitschrift ist für jeden Eishockey-Fan wie eine Bibel. Ich habe mir gerade unsere Tor-Statistik angeschaut. Wahnsinn. Wir haben mit 83 Treffern nach Mitterteich die zweitmeisten Tore der Liga erzielt, leider auch die meisten Gegentore bekommen. Trotzdem: Wir waren doch für viele der Absteiger Nummer eins. Und da ist diese Bilanz auf jeden Fall ein Erfolg seit meiner Amtsübernahme im August.

A propos Erfolg: Du hast reichlich davon gehabt in Deiner Trainer-Karriere. Du hast Spieler trainiert, die zu den Besten der Welt gehören oder gehörten. Und dann gehst Du ausgerechnet vom DEL-Standort Mannheim aus ins beschauliche Bad Kissingen.
Das war die Herausforderung. Und warum sollte ich eine solche nicht annehmen. Ich wusste von den Verantwortlichen, dass ich nahezu bei Null anfangen muss, auch, weil der Nachwuchs fehlt. Zu verlieren hatte ich da nichts. Aber eine Gelegenheit, hier Spuren zu hinterlassen.

Du hast vorhin von Deinem Orchester-Besuch erzählt. Ist Al Joanette in der Mannschaft so etwas wie Dein erster Geiger?
Ja, das kann man so sagen. Und das nicht nur, weil er schon 42 Tore in dieser Saison erzielt hat. Al kommt aus der selben Stadt in Kanada wie ich, wir kennen uns schon sehr lange. Und daher weiß ich, dass er nicht nur ein guter Spieler, sondern auch ein klasse Typ ist. Seine Eltern haben ihr Leben lang hart gearbeitet, das hat auch den Charakter von Al geprägt.

Und solche Ausnahme-Könner heben das Niveau der ganzen Mannschaft.
Exakt. Das ganze Team profitiert davon. Auch, was die Motivation betrifft. Wenn mir unser Abteilungsleiter Holger Buczynski erzählt, er macht freiwilliges Krafttraining, um sich zu verbessern, dann freut mich das.

Trotz der vielen Gegentore bekommt Goalie Kevin Kessler immer wieder gute Kritiken. Auch von Dir?
In jedem Fall. Kevin ist ein toller Keeper, der uns viele Punkte gesichert hat. Aber auch sein Vertreter Damien Kroiss verdient ein Lob. Er hat uns zum Beispiel den knappen Sieg gegen Selb 1b gerettet.

Du hast es geschafft, einen alten Recken wie Harry Grundmann zum Comeback zu bewegen. Auch Martin Oertel kam plötzlich aus Neuwied zu seinem Heimatverein zurück. Wie hast Du das angestellt?
Kommunikation ist doch das A und O. Du kannst nicht ahnen, was einer denkt. Also musst Du mit ihm reden. Von Dirty Harry wusste ich von den Rakoczy Rangers, dass er ein guter und natürlich erfahrener Spieler ist. Er hat mich einmal zum Essen eingeladen und da habe ich offensichtlich Überzeugungsarbeit leisten können. Auch bei seiner Frau.

Und bei Martin Oertel?
Er wollte nur mal mittrainieren. Ich wusste aber natürlich, dass sein Verein Neuwied in der Oberliga West abgeschlagen Tabellenletzter ist. Dann studiert er in Würzburg. Auch er ist ein Hometown-Boy, wie wir in Kanada sagen. Ein Kissinger, und solche Spieler braucht Bad Kissingen.

Werden die Ziele angesichts der positiven Entwicklung nach oben korrigiert?
Nein. Der Klassenerhalt bleibt das Ziel. Natürlich wollen wir uns von Spiel zu Spiel verbessern und unser Bestes geben. Die Mannschaft soll kämpfen und Teamgeist zeigen. Wir haben schon öfters Rückstände aufgeholt. Das spricht für die Mannschaft.

Denkst Du über die Saison hinaus? Bleibt ein Al Joanette nur dann, wenn auch Du bleibst?
Wenn man eine Mannschaft aufbauen will, muss man jetzt damit anfangen. Ich weiß aber nicht, welche Pläne der Verein hat. Ein Trainer ist auch immer nur so gut, wie die Spieler, die er zur Verfügung hat. Ein Al Joanette könnte vielleicht sogar 2. Bundesliga spielen. Meine Aufgabe ist es aber, Spieler zu entwickeln und weiterzubringen.

Mit 64 Jahren scheinst Du vom Eishockey noch lange nicht genug zu haben?
Das Alter spielt dabei doch keine Rolle. Und Erfahrung ist wichtig, die kannst Du nämlich nicht kaufen. Und die Gesundheit ist wichtig. Daher gehe ich jede Woche viermal in den Kraftraum.

Die Spiele gegen Haßfurt fanden vor jeweils knapp 1000 Zuschauern statt. Stellst Du Dir so die Eishockey-Begeisterung vor?
Da war wirklich grandiose Stimmung. Und die Fans hatten ihren Spaß. In Bad Kissingen war der Druck für meine Mannschaft vielleicht etwas zu hoch bei der 6:8-Niederlage. Aber in Haßfurt hätten wir beim 5:6 einen Punkt verdient gehabt. und ich habe einmal mehr gesehen, dass wir auch gegen Spitzenteams mithalten können.