Im Landkreis Bad Kissingen finden vier Frühlingsläufe statt. Jede Veranstaltung besitzt ihren eigenen Charme und Charakter. Im Mittelpunkt steht der Spaß an der Bewegung.
Mit den steigenden Temperaturen wird der Haubensprinter wieder öfters gesichtet. Jene zweibeinige Gattung, die viel Bewegung braucht und sich in der Rhön besonders heimisch fühlt. Und: Der Haubensprinter kann sprechen. "Das ist eine Lauf-Gruppe von etwa 40 Personen im SC Motten. Zwischen zehn und 60 Jahren ist da alles vertreten", sagt Stefan Will. Die Haubensprinter sind die treibenden Kräfte, wenn es um die Organisation des Karl- und Helmut-Will-Gedächtnislaufes geht.
"Um die 500 Leute kommen eigentlich immer. Viel mehr dürfen es nicht sein, weil wir von den Kapazitäten an unsere Grenzen stoßen", erklärt Stefan Will, der seit 15 Jahren planerische Verantwortung übernimmt für den traditionsreichsten Frühjahrslauf der Region, der in 2014 seine 31. Auflage erlebt und seit 22 Jahren zur Serie des Rhön-Super-Cups gehört. Und davon profitiert. "Was die Zeitmessung angeht, kommt bei uns eine der modernsten Anlagen zum Einsatz", weiß Will, der die Veranstaltung moderiert, sich auf eine etwa 70-köpfige Helfergruppe verlassen kann und wieder eine Tombola im Angebot hat. Seinen Namen hat der Lauf von zwei früheren Chefs der Will-Bräu, mit denen der 48-Jährige "um sieben Ecken verwandt" ist. Erstmals angeboten wird in diesem Jahr ein Bambini-Lauf, gleichbedeutend mit einer Runde um den Sportplatz. Um den Nachwuchs zum Mitmachen zu animieren, wird Werbung in der Schule gemacht. "Beim Hauptlauf kommen Hobbysportler zu uns, aber auch ambitionierte Läufer wie die Hahner-Zwillinge Anna und Lisa." Die Hünfelderinnen hatten sich im Herbst mit persönlichen Bestzeiten beim Frankfurt-Marathon für die EM in Zürich qualifiziert. Rekorde und Bestzeiten spielen in Motten allerdings eine untergeordnete Rolle. "Der Hauptlauf ist eine Cross-Strecke, und damit sind die Zeiten sehr wetterabhängig. Vor vielen Jahren lief mal einer um die 37 Minuten, zuletzt hatte der Sieger immer etwa 40 Minuten gebraucht", sagt Stefan Will.
Nach dem Lauf ins Hallenbad Bei der Namensgebung haben sich die Haubensprinter inspirieren lassen von der 660 Meter hohen Mottener Haube am Westrand der Rhön. In Hammelburg sind es die "Tausendfüßler", die sich der natürlichen Fortbewegung verschrieben haben. "Die Idee zu diesem Namen hatte damals Hermann Nätscher, der von Anfang an dabei ist", sagt Jörg Jaedicke, der mit 69 Jahren immer noch fester Bestandteil der 40-köpfigen Gruppe ist. Und gemeinsam mit Sieglinde Roider, Roland Leurer und vielen Helfern den Hammelburger Osterlauf veranstaltet. Zum fünften Mal. Früher hatte die Abteilung den Sodenberglauf und den Drei-Mühlen-Lauf rund um Diebach auf die Beine gestellt. "Das ist ein Lauf von Läufern für Läufer", so Jaedicke. Und betont das familiäre Ambiente, für das am Ostermontag nicht zuletzt der Häschen-Lauf für die Jüngsten im Feld steht. "Wir machen das gerne und mit Herzblut. Und nicht, um damit Geld zu verdienen. Daher gibt es bei uns auch keine Nachmeldegebühr. Ich habe schon erlebt, dass man für die Sicherheitsnadeln zum Befestigen der Startnummer Geld bezahlen muss. Das wird es bei uns nicht geben." Im Startgeld enthalten ist sogar der freie Eintritt ins Hammelburger Hallenbad nach dem Lauf.
Der Service dient dem Wohlfühl-Effekt Gefallen soll es den Sportlern, weshalb der Service vor allem den Wohlfühl-Effekt zum Inhalt hat. "Wir sprechen Hobbyläufer aus der Umgebung an, haben aber auch klasse Läufer im Feld. Man kennt sich, deswegen kommen die Leute zu uns", sagt der frühere Sport- und Biologielehrer, der die Laufgruppe im TV/DJK Hammelburg 1995 gegründet hatte, um dem damaligen Vorzeige-Athleten Dieter Klein bessere Trainings-Möglichkeiten zu bieten. "Ich selber hatte früher Leichtathletik gemacht und bin so zum Laufen gekommen", erzählt Jaedicke, der sich auf Wolfgang Lex aus Kreuzwertheim besonders freut, "weil das unser treuester Teilnehmer ist". Rekord-Streben ist den Hammelburgern fremd. "Wenn sich einer verbessert, ist das für ihn schön. Aber Top-Zeiten sind nicht die Intension unseres Laufes. Wir freuen uns, wenn die Leute strahlen. Dann versuchen wir zurückzustrahlen."
Firmen und Behörden mit im Boot Laufen ist gesund. Stärkt den Kreislauf. Macht fit. Und trotzdem trauen sich viele nicht. Wollen sich nicht blamieren. Und da setzt der Rakoczy-Lauf an. "Wir sprechen Leute an, die nicht regelmäßig trainieren. Die sollen zum Mitmachen animiert werden", sagt Manfred Klabouch. Und findet es eine super Sache, dass sogar Firmen und Behörden involviert sind, die für ihre Mitarbeiter quasi eine Mitmach-Sammelbestellung abgeben können. "Die richtig schnellen Sportler kommen eigentlich nicht zu uns. Wir wollen, dass jeder stolz ist, sich bewegt zu haben. Und diese Motivation wollen wir weitergeben", erklärt der 56-Jährige.
Die Sonntagsläufer organisieren Manfred Klabouch ist einer der Sonntags-Läufer. Ältere Semester, die Lust am Laufen haben. Und mit ihrem Fachwissen die Saale-Runde zum Event machen. Der Angestellte der Bad Kissinger Spielbank kommt aus der Leichtathletik, hatte lange mit dem Sport ausgesetzt, um dann wieder "anzugreifen". Im Januar bereits begannen die Vorbereitungen zum 6. Rakoczy-Lauf, den der TSV Bad Kissingen in enger Kooperation mit der Stadt anbietet. Die Idee hatte seinerzeit das Stadt-Marketing um Thomas Lutz. "Wir hätten so einen Lauf schon viel früher auf die Beine stellen sollen. Aber wir dachten damals, der Trend sei bereits wieder rückläufig. Ein Irrtum", sagt Klabouch. Und verweist gerne darauf, dass Schüler- und Kinderlauf einen festen Platz behalten. "Natürlich ist das Werbung in eigener Sache, weil auf diesem Weg immer wieder neue Leute den Weg zum TSV finden."
Punkten kann der Rakoczy-Lauf mit einem wunderbaren Kurs durch den Kurpark. Immer an der Saale entlang, bretteben, und daher für Anfänger ideal. Die abgetaute Eishalle steht erneut als Umzieh-Möglichkeit und Treff danach zur Verfügung. "Eine super Sache. Das macht uns wetterunabhängig und hat uns bereits im Vorjahr eine Umsatz-Steigerung bei Kaffee und Kuchen gebracht", sagt Klabouch. Als Moderator hat Klaus Hudert seine Zusage gegeben. Der ehemalige Marathon-Läufer garantiert am Mikrofon Fachwissen und Charme. "Klasse wäre, wenn auch ein Günther Felbinger wieder käme. Dass er als Landtagsabgeordneter im Vorjahr da war, hat uns schon gefreut."
Durch sieben Ortschaften Der erste Frühlings-Lauf im Landkreis ist wieder der Saaletal-Marathon des SV Ramsthal. 42,195 Kilometer sind eine gewaltige Herausforderung. Und bleiben für viele ein unerreichbares Ziel. Aber Bernhard Gößmann-Schmitt spricht dennoch von einer Veranstaltung für Hobbyläufer, "weil wir ja auch einen Halbmarathon, die zehn Kilometer und Strecken für den Nachwuchs anbieten".
Zum fünften Mal findet der Saaletal-Marathon statt und hat für die Zehn-Kilometer-Strecke erstmals Aufnahme in den Rhön-Grabfeld-Cup gefunden. Die Philosophie hinter dem Lauf ist keine rein sportliche. "Das ist eine Möglichkeit, über den Sport das Saaletal besser zu vermarkten. Der Lauf geht schließlich durch sieben Ortschaften und eine wunderschöne Landschaft", sagt der 52-Jährige, der sich die Hauptverantwortung mit Katrin Vollert und Karin Schmitt teilt. Und der selbst den "Amateuren" die Königs-Disziplin mit entsprechender Vorbereitung zutraut, "weil man auch den Marathon auf Ankommen laufen kann". Für den Muskelkater danach gibt es im SV-Sportheim wieder Massagen. "Die Leute sind einfach gesundheitsbewusster als früher", begründet Bernhard Gößmann-Schmitt die anhaltende Passion für das Laufen. Gehen oder Laufen. Hüpfen oder Klettern. Der Mensch ist von Natur aus ein Bewegungs-Allrounder. Und selbst schuld, wenn diese Talente verkümmern.
Saaletal-Marathon am 29. März mit Strecken über 42,195 km, 21,1 km, 10 km (Untrfränkische Meisterschaften) und 4,2 km; Walking über 21,1 km und 8 km. Start am Sportplatz ab 10 Uhr. Infos und Anmeldung: www.saaletal-marathon.de; Nachmeldungen am Veranstaltungstag zwischen 7 und 9 Uhr möglich.
Rakoczylauf am 5. April. Strecken: Hauptlauf über 8,9 km (14 Uhr), Schülerlauf (12.45 Uhr) über 2,1 km , Walking (14 Uhr) über 6,6 km; Kinderläufe (ab 11 Uhr) über 0,4 und 0,8 km. Info und Anmeldung: www.tsvbadkissingen-leichtathletik.de oder www.badkissingen.de; Nachmeldungen bis eine Stunde vor dem Start.
Osterlauf am 21. April über 10 km, 5,6 km; Walking über 10 km und 5,6 km; Minilauf 0,6 km. Start am Ostermontag im Sportzentrum ab 10.30 Uhr. Info und Anmeldung: www.lauftreff-tausendfuessler.de oder Sieglinde Roider, Bahnhofstraße 19, 97762 Hammelburg; Nachmeldung bis eine Stunde vor dem Start möglich.
Gedächtnislauf am 10. Mai in Motten über 11,0 km und 4,3 km; Walking über 9 km. Start am Werksgelände der Will-Bräu ab 14.30 Uhr. Ziel und Nachmeldung am Sportgelände Motten. Infos und Anmeldung: www.rhoensupercup.de oder Stefan Will, Tel.: 0172/ 668 78 43 Nachmeldungen bis eine Stunde vor dem Start möglich.