Der Bayerncup für Islandpferde lockte viele Besucher auf den Ziegelhof. Der Gesamtsieg geht nach Etzenbach, wo der nächste Wettbewerb stattfinden wird.
Zwei Tage lang drehte sich auf dem Ziegelhof bei Wildflecken alles rund um Schritt, Galopp, Trab, Tölt und Pass. Der Bayerncup für Islandpferde führte rund 100 Teilnehmer in die Rhön. Der Mannschaftswettbewerb ist besonders publikumswirksam, weil die Teams nicht nur reitsportliches Talent, Können und Geschick unter Beweis stellen, sondern auch ziemlich kreativ sein müssen. Und kreativ sind schon allein die Namen der Teams, wie "Die sechs heißen Schokoladen", "Die Krümelmonster", "Bauer sucht Frau", "Die Minions" oder "Die Spessarträuber". Beim Bayerncup reiten die Mannschaften üblicherweise in Kostümen, für die es sogar eine eigene Wertungskategorie gibt. "Die sechs heißen Schokoladen" aus der Rhön überzeugten die Jury mit ihrer Kreativität, in der Gesamtwertung reichte es aber nur für den zweiten Platz.
Eine ganz knappe Geschichte
Den Gesamtsieg holte sich das Team aus Etzenbach, wo dann in zwei Jahren der nächste Bayerncup ausgerichtet wird. Das Endergebnis setzt sich aus vielen Komponenten wie Einzelritte, Teamprüfungen, Stationsspielen und der Bewertung von Kostümen und Motto zusammen. Die Gastgeber-Reiter von den "Sechs heißen Schokoladen" waren durchaus favorisiert, weil die Wildfleckener vor zwei Jahren als Gesamtsieger hervorgegangen waren. "Es wird eine ganz knappe Geschichte", prophezeite Veranstalterin Andrea Kunert im Vorfeld, und sie sollte recht behalten. Dementsprechend war die Siegerehrung des Bayerncup-Mannschaftswettbewerbs der mit Spannung erwartete Höhepunkt der beiden Turniertage. Wildfleckens zweiter Bürgermeister Wolfgang Illek und dritter Bürgermeister Herbert Nowak nahmen die Siegerehrung zusammen mit der Veranstalterin vor.
"Die Islandpferde sind mittlerweile fester Bestandteil in der Rhön. Sie sind aus dem Landschaftsbild gar nicht mehr wegzudenken", so Nowak. "Wir haben zweieinhalb Tage lang tolle Wettbewerbe gesehen. Unser großer Dank gilt der Familie Kunert, die dieses Turnier wieder hervorragend organisiert hat. Der Name Wildfleckens wird durch so schöne Veranstaltungen positiv nach außen getragen."
Nowak sprach seinen Wunsch aus, dass auch in Zukunft ähnliche Turniere in der Marktgemeinde veranstaltet werden. Solche Wettbewerbe könnten dazu beitragen, dass die Beliebtheit des Islandpferdes in der Rhön weiter steigt. "Dieses Event ist eine Bereicherung für die Region und für die Gemeinde", sagte Illek.
Veranstalterin Andrea Kunert dankte dem gesamten Helfer-Team, den Wertungsrichtern, dem Auswertungsteam und Moderatoren, dem Bahn-Team, der Werksfeuerwehr, der Bewirtungsmannschaft und den Vereinsmitgliedern für den reibungslosen, unfallfreien Ablauf des Turniers. "Mit einem solchen Besucher-Ansturm hatten wir gar nicht gerechnet."
Es gibt kein Zurück
Laut einer Statistik der internationalen Vereinigung der nationalen Islandpferdeverbände gibt es weltweit über 300 000 Islandpferde. Die meisten Pferde stehen mit etwa 78 000 im Mutterland Island. Deutschland ist nach Island das größte Zuchtgebiet für Isländer mit rund 65 000 Pferden.
Kein Tier, das einmal die Insel verlassen hat, darf jemals wieder zurück nach Island.
Islandpferde-Sportturniere unterscheiden sich von "normalen" Reitturnieren, da besonders die vier beziehungsweise fünf Gänge des Islandpferdes auf einer Ovalbahn gezeigt werden. Es gibt auch spezielle Gangprüfungen nur jeweils für die Gangarten Tölt oder Rennpass sowie Passrennen. Das Islandpferd ist die einzige Rasse, für welche eigens eine Weltmeisterschaft ausgerichtet wird.
Islandpferde Bis etwa 1926 wurden Islandpferde in Island als Reit- und Lasttiere benötigt, weil es noch kein Straßennetz gab. Dieser Leistung gedachten die Isländer, als sie in Reykjavik ihrem Lastpferd ein eigenes Denkmal setzten. Die isländische Pferdezucht erlebte zwischenzeitlich einen Niedergang.
Ende der vierziger Jahre wurde jedoch die Wende geschafft und das nahezu ausschließliche Zuchtziel Reitpferd etablierte sich. In den 1950er und 1960er Jahren erlebte das Islandpferd einen Export-Boom. Hauptmarkt war Deutschland, wo der Isländer als Freizeitpferd gefragt war.
Gangarten Neben den allgemein bekannten Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp beherrschen heute die meisten Isländer (und das zeichnet sie aus) die Gangarten Tölt und Pass. Das Gangspektrum von Islandpferden bewegt sich in vielen Variationen vom Viergänger zum Fünfgänger, wobei das heute häufig erreichte Zuchtziel ein in allen Gängen leicht zu reitendes Islandpferd mit ausdrucksvollen Bewegungen ist. Das Gangreiten erfordert auch vom Reiter sehr gute Kenntnisse und Fähigkeiten, die nur durch gezielte Ausbildung auf Gangpferden erreicht werden können.