Selten hingen Erfolg und Misserfolg einer Saison in Schweinfurt dermaßen vom Ausgang einer einzigen Partie ab.
SV Wacker Burghausen - FC Schweinfurt (Donnerstag, 14.45 Uhr)
Stark vereinfacht ausgedrückt: Verlieren die Schweinfurter das Finale um den bayerischen Totopokal an Christi Himmelfahrt beim Ligakonkurrenten Wacker Burghausen, haben sie beide Saisonziele verfehlt und entsprechend keine gute Runde hingelegt. Gewinnt die Elf von Gerd Klaus das Spiel, hätte sie trotzdem ein erklärtes Ziel, nämlich das obere Drittel der Regionalliga-Tabelle, verpasst. Nur wäre das dann irgendwie wurscht. Dann nämlich stände der FC 05 nach 15 Jahren wieder in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals und dürfte von einem Pflichtspiel gegen Bayern München oder Borussia Dortmund träumen.
Live-Übertragung
Mit einem 1:2 nach Verlängerung gegen Union Berlin hat sich der FC 05 Schweinfurt am 30. August 2002 von der Pokalbühne verabschiedet und bis heute nicht zurückgefunden. Nun sind die Grün-Weißen nur noch einen Schritt von der Rückkehr ins nationale Rampenlicht entfernt. Und ein bisschen Glamour bekommen die Schweinfurter jetzt schon ab. Die ARD übertragt alle Endspiele der Landesverbände, darunter also das Schweinfurter Spiel in Burghausen, live in einer großen Konferenz - "Finaltag der Amateure" nennen Bayerns Fußballbosse das Spektakel dann. Klar, dass die 05er sich da von ihrer besten Seite präsentieren wollen - und müssen.
"Die Tagesform wird entscheiden. Es ist ein 50:50-Spiel", kann Gerd Klaus die üblichen Pokalphrasen nicht umschiffen. Muss er aber auch nicht, er hat ja recht. "Burghausen hat in der Offensive mit Kindsvater und Tsoumou außergewöhnliche Qualität", warnt der Schweinfurter Trainer vor zwei Dritteln des Wacker'schen Angriffstrios, zu dem vom Start weg auch Marius Duhnke zählen dürfte - 26 Mal haben sie zusammen geknipst in dieser Runde, alleine 16 Tore gehen auf das Konto von "Enfant Terrible" Juvhel Tsoumou. Der 26-Jährige, der für Eintracht Frankfurt schon in der Bundesliga gegen Bayern München getroffen hat, kann an einem guten Tag auch das Pokalfinale im Alleingang gestalten. Läuft's aber nicht beim Deutsch-Kongolesen, läuft er selber meist auch nicht mehr.
Offensive Philosophie
Damit Tsoumou erst gar nicht ins Spiel kommt, will Klaus seine offensive Philosophie auch in Burghausen durchdrücken - "wir suchen das Heil in der Offensive" schiebt der 46-Jährige die nächsten Münzen ins Phrasenschwein. Und verweist sogleich auf die eigenen Stärken, die nunmal auch im Spiel nach vorne liegen würden.
Tatsächlich waren Sturmtank Adam Jabiri und Flügelflitzer Marius Willsch schon die entscheidenden Spieler, als die 05er das letzte Regionalliga-Auswärtsspiel in Burghausen mit 3:1 gewonnen haben. Marino Müller hat seinem Trainer derweil beim jüngsten 0:4 in Augsburg wenig Argumente geliefert, die Partie mit zwei Stürmern anzugehen. "Eine Option", sagt Klaus, wäre die Doppelspitze für den Verlauf der Partie trotzdem. Mit den Doppelpacks gegen Memmingen und Hof hat Müller zuletzt bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Spannend ist, wie Klaus den sehr wahrscheinlichen Ausfall von Abwehrmann Lukas Billick auffangen wird. Belässt er Christopher Kracun, der seinen Vertrag Anfang der Woche um zwei Jahre verlängert hat, neben Marco Janz im Abwehrzentrum? Oder rutscht mit Andreas Bauer - der ist aber auch angeschlagen - oder Johannes Bechmann ein "echter" Innenverteidiger in die erste Elf? In diesem Fall dürfte Kracun ins Mittelfeld rücken und Nikola Jelisic müsste um seinen Platz bangen. Vor dem wichtigsten Spiel der letzten Jahre überlässt der FC 05 nichts dem Zufall. Bereits am Mittwoch ist die Mannschaft nach Burghausen gereist, um dort noch einmal zu trainieren. Zu viel Druck möchte Gerd Klaus seiner Mannschaft trotzdem nicht aufhalsen: "Es ist schon ein sehr, sehr wichtiges Spiel. Aber wenn wir gewinnen, war trotzdem nicht alles gut in diesem Jahr. Und wenn wir verlieren, nicht alles eine Katastrophe." Das vielleicht nicht. Aber ein Rückschlag auf dem Weg zurück ins Rampenlicht definitiv...