Die Traditionsmannschaft von Bayer Leverkusen gewinnt den Benefiz-Kick in Diebach. Der eigentliche Sieger ist aber die Kinderkrebsstation "Regenbogen" in Würzburg.
Herrlich normal. Thomas Ziemer und Ulf Kirsten quatschen entspannt vor dem Diebacher Sportheim. Michael Wiesinger, ehemaliger Club-Trainer und Champions-League-Sieger mit Bayern München, lässt es sich schmecken in der Festhalle nebenan, wo die "Jets" aufspielen für die Besucher des Wein- und Federweißenfestes. Die gute Tat hatte hochdekorierte ehemalige Kicker ins Saaletal gebracht. Mit im Schlepptau: über 600 Zuschauer. Ein großer Erfolg für die Organisatoren um Bernd Heid, Klaus Franz und Armin Wahler mit ihren vielen Helfern. Es ging schließlich um eine Herzensangelegenheit: die Unterstützung der Kinderkrebsstation "Regenbogen" an der Uni-Klinik Würzburg. Und es klingelte. Gleichermaßen in den Toren und den Spendenboxen.
Die gute sportliche Unterhaltung mit 20 Treffern in vier Spielen ergänzte sich prächtig mit der Spendenbereitschaft der Besucher, die dank Stadionsprecher Joachim Falkenberg allerhand Wissenswertes erfuhren von den mal mehr, mal weniger berühmten Gästen.
Im normalen Leben angekommen sind die Ex-Profis längst, die sich als allürenfrei präsentierten. Ein schnöder Stau hatte die Nürnberger leicht verspätet ankommen lassen. Aber gut gelaunt. Herzliche Umarmungen gab es mit den Kollegen aus dem Rheinland bei Kaffee und Kuchen im SC-Sportheim. Hatte was von urig-gemütlicher Familienfeier, während draußen der FCN-Fanclub "Erthal" seine Banner am Ballfangzaun drapierte. "Das war wichtig für die Veranstaltung, dass uns die Nürnberger zugesagt hatten.
Es gibt halt viele Club-Fans aus der Region", sollte Bernd Heid später sagen beim Blick auf die prima Kulisse.
Beeindruckende Zahlen Kein einfacher Spagat. Da die Stars von einst, deren Autogramme immer noch begehrt sind. Dort der Stand der Station "Regenbogen", wo Karl-Heinz Elflein auf Schattenseiten im Leben aufmerksam machte. Nicht minder engagiert. Und keineswegs im Abseits, wie persönliches Gespräch und pekuniäres Zutun offenbarten. Einfaches Zahlenwerk hat der Untereisenheimer parat, das doch so viel offenbart von der Sinnhaftigkeit seines Tuns. "Vor 40 Jahren sind 80 von 100 Personen bei einer Leukämie-Erkrankung gestorben.
Dank der Forschung auf diesem Gebiet überleben heute 80 von 100 Personen." Wie die Tochter von Karl-Heinz Elflein, die vor 22 Jahren an Leukämie erkrankt war, und die heute 25 Jahre alt - und gesund ist.
Die Nadel im Heuhaufen "Es ist leider Realität, dass viele Besucher wohl Fälle innerhalb der Familie oder Verwandtschaft kennen. Wir wollen das Umfeld und die Überlebensrate positiv verändern", sagt Karl-Heinz Elflein, der bei der Würzburger Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder seit 20 Jahren in der Vorstandschaft ist. "Es ist schön, dass die Veranstaltung hier in Diebach uns unterstützt. Und es ist bewundernswert, was die Organisatoren hier auf die Beine gestellt haben."
Mit Gerald Betz hatte irgendwie alles angefangen. Dem lokalen Fußballer, der an Leukämie erkrankte.
Die Kumpels um Bernd Heid halfen, stellten die erste Benefiz-Aktion auf die Beine. "Bei Gerald war es die Nadel im Heuhaufen, die gefunden wurde", erinnert sich Karl-Heinz Elflein. Auch diesmal war Gerald Betz wieder mit vor Ort. Im Trikot: von Bayer Leverkusen. "Die Jungs wollten, dass ich bei ihnen auflaufe. "Das sind total nette Kerle. Und das ist für mich Freude pur", sagt der Obererthaler. Einen einzigen Treffer weltweit hatte es damals bei der Suche nach einem Stammzellen-Spender gegeben. Von einer Frau aus Hannover, mit der Gerald Betz heute im privaten Kontakt steht. "Ich bin dankbar, das heute erleben zu dürfen. Das ist etwas Besonderes und geht an die Nieren."
Gerald Betz und das Bayer-Kreuz Also kam der Lokalmatador in den Genuss, Seite an Seite mit der Prominenz stürmen zu dürfen. Ex-Nationalstürmer Ulf Kirsten sollte übrigens diesmal ohne Treffer bleiben.
Kein Problem für die frühere Tormaschine. "Hauptsache, ich verletze mich nicht", sagte im Vorfeld der 48-Jährige, den eine langjährige Freundschaft mit Bernd Heid verbindet. Und der die vielen Foto- und Autogrammwünsche geduldig erfüllte. "Das gehört doch dazu. Erst recht, wenn es für den guten Zweck ist. Und es ist ja irgendwo auch angenehm." Diskussionsfreudig ist "der Schwatte" übrigens immer noch. So mancher Schiedsrichter-Pfiff wurde lautstark kommentiert.
Heiko Scholz mag Unterfranken Derweil adelte Heiko Scholz den Unterfranken an sich. "Die Leute hier gefallen mir. Ulf, ich und andere Freunde haben ja auch schon eine Motorrad-Tour in diese Region gemacht." Mittlerweile ist der 48-Jährige Trainer des Regionalligisten Lok Leipzig, läuft dennoch regelmäßig für die Bayer-Traditionself auf. "Das sind Kumpels, auf die ich mich freue.
Da nimmt man das gerne auf sich, wenn es sich mit dem Job vereinbaren lässt."
Zum ersten Mal im Saaletal war Marcus Feinbier, der mit sechs Treffern Torschützenkönig des Turniers war. Fünfmal in Serie hatte der 44-Jährige, aktuell Trainer des Bezirksligisten FC Leverkusen, im Halbfinale gegen die Gemündener Auswahl eingenetzt. "Wir spielen nicht mit dem allerletzten Einsatz. Aber gewinnen wollen wir schon", plauderte der gebürtiger Berliner, der als Jungprofi mit Bayer Leverkusen 1988 UEFA-Cup-Sieger wurde. Und schon am frühen Nachmittag wusste, "dass wir einen schönen Tag und netten Abend haben werden". Auch Clubberer Thomas Ziemer hatte sich für die dritte Halbzeit einiges vorgenommen: "Wenigstens da wollen wir vor den Leverkusenern sein, wenn wir schon das Finale verloren haben."
Die Profis können auch feiern Durchhaltevermögen hatten die Ex-Profis
tatsächlich. Zum Morgengrauen war es nicht mehr weit hin, als die Gäste in ihre Unterkunft chauffiert wurden. Nicht, ohne sich persönlich aus Diebach zu verabschieden. "Das war klasse. Alle waren begeistert und haben uns ein Wiedersehen zugesagt. Uns hat zudem gefreut, dass auch am Abend und am Sonntag weitere Spenden eingegangen sind", bilanzierte Klaus Franz. Die gute Tat beschränkt sich eben nicht auf einen Tag.
So wurde gespielt Halbfinale Traditionself 1. FC Nürnberg - Regionalauswahl Bad Kissingen 5:1 (2:0). Tore: 1:0 Stephan Giesbert (9.), 2:0 Bernd Müller (22.), 3:0 Robert Kovacic (27.), 4:0 Bernd Müller (30.), 4:1 Armin Wahler (32.), 5:1 Stephan Giesbert (37.)
Halbfinale Traditionself Bayer Leverkusen - Regionalauswahl Gemünden 5:1
(1:0). Tore: 1:0, 2:0, 3:0, 4:0, 5:0 Marcus Feinbier (2., 22., 27.,29., 31.), 5:1 Markus Holmer (40.).
Spiel um Platz 3 Regionalauswahl Bad Kissingen - Regionalauswahl Gemünden 3:1 (1:1). Tore: 0:1 Thomas Gröner (7.), 1:1 Wolfgang Schmitt (11.), 2:1 Steffen Stockmann (23.), 3:1 Ralf Kohlhepp (25.), 4:1 Wolfgang Schmitt (37.).
Finale Traditionself Bayer Leverkusen - Traditionself 1. FC Nürnberg 3:1 (2:1). Tore: 0:1 Stephan Giesbert (5.), 1:1, 2:1 Hayrettin Maslar (6., 13.), 3:1 Marcus Feinbier (32.).