Hinschauen und hinhören
"Mein Credo: Reden ist das Wichtigste", sagt Gabriele Morath. Für viele sei oftmals genau das das größte Problem. Gründe für die fehlende Kommunikation? Stolz, Scheu, Scham ... "Viele versuchen, den Schein zu wahren, zu vertuschen." Angehörige wissen lange Zeit nichts von den Problem ihrer Liebsten, meint die Sozialberaterin. Was hilft? Gabriele Morath: "Es geht darum, näher hinzuschauen, genauer hinzuhören und zwischen den Zeilen zu lesen."
Die beiden Töchter von Elfriede K.* hatten es nicht bemerkt. "Ich komme zurecht", lautete stets die Antwort der alleinstehenden Seniorin. Reparaturen am großen Haus ließ sie notdürftig flicken. Für die dicke Heizöl-Rechnung stand sie bei der Bank irgendwann in der Kreide. Schließlich waren ein paar Tausend Euro Schulden zusammengekommen, und Elfriede K.* schlug bei Gabriele Morath auf.
Zunächst allein. Nach einigen Gesprächen öffnete sie sich ihren beiden Töchtern, erzählt die Sozialberaterin. Dann saßen sie zu dritt bei Gabriele Morath. "Die Frau war so gelöst, als sie wahrgenommen hat, dass sie auf ihre Familie zählen kann." Und die Töchter? Die haben sich Vorwürfe gemacht, berichtet Gabriele Morath.
"Sie waren schockiert und enttäuscht." Die Familie stand zusammen und ging den Schuldenberg gemeinsam an. "Es hat die drei nähergebracht", sagt Gabriele Morath. "Es war lehrreich für jeden." Letztlich gehe es nicht darum, Eigenverantwortung zu kappen. Sondern: "Wahrnehmen und sich offen begegnen".
Laptop für Video-Telefonie
Amalie O.* hat von Gabriele Morath eine Akuthilfe und Lebensmittelgutscheine bekommen, damit sie nach dem Brillen-Kauf durch den Monat kam. Nachdem die Rentnerin von einem Pfarrer Geld für die Brille bekommen hatte, will die Sozialberaterin organisieren, dass sich eine Stiftung an den Kosten beteiligt.
Um ihre Kinder, Enkel und Urenkel im Ausland künftig nicht nur hören, sondern auch sehen zu können, will die Caritas-Mitarbeiterin versuchen, der 72-Jährigen einen gebrauchten Laptop zu besorgen. Per Video-Telefonie könnte die Rentnerin dann mit ihrer Familie Verbindung halten. "Sie hat gestrahlt", sagt Morath, als sie ihr von ihrer Idee erzählt hatte.